Weihnachtspredigten und Weihnachtsbotschaften Leitender Geistlicher

Nachrichtliche Zusammenfassung

Nachrichtliche Zusammenfassungen der Weihnachtspredigten und die Weihnachtsbotschaften Leitender Geistlicher in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), soweit sie bei der Pressestelle der EKD eingegangen sind.

 Es gilt grundsätzlich das gesprochene Wort!

Die Texte sind in etwaigen Langfassungen auf den landeskirchlichen Internetseiten zu finden.

Bischof Wolfgang Huber

Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz
Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)

Weihnachten mahnt zu Frieden im Kleinen und im Großen

Weihnachtsbotschaft

Wo Kinder vernachlässigt werden, muss die Gesellschaft eingreifen, betont der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Wolfgang Huber, zum Weihnachtsfest 2007. Die Botschaft, dass Gott als Kind zur Welt kommt, enthalte die Aufforderung, sich den Kindern in unserer Gesellschaft mit besonderer Aufmerksamkeit zuzuwenden. Besondere Segenswünsche des Ratsvorsitzenden gelten in diesem Jahr den deutschen Soldatinnen und Soldaten im Kosovo, die Bischof Huber kurz vor Weihnachten besucht hat.

„Maria gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge,“ heißt es in der Weihnachtsgeschichte. In diesem, unter ärmlichen Verhältnissen geborenen Kind kommt Gott selbst in die Welt. Dass wir diesem Wunder Raum geben, ist der tiefste Sinn des Weihnachtsfestes.

Wenn wir die Weihnachtsbotschaft auf uns wirken lassen, können wir nicht davon absehen, dass ein Kind ins Zentrum gestellt wird. Das erinnert daran, dass der Schutz für Kinder oberste Priorität hat. Nicht nur Erzieherinnen und Erzieher in Kindergärten oder Lehrerinnen und Lehrer in den Schulen sind besonders gefordert, sondern ebenso Menschen, die in der eigenen Nachbarschaft mit der Vernachlässigung von Kindern konfrontiert sind. Um der Kinder willen bedarf es gemeinsamer Anstrengungen über die Zuständigkeit von Ämtern und Einrichtungen hinaus. Im Zentrum unseres Handelns muss das Wohl und die Würde der Kinder stehen.

„Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens,“ rufen in der Weihnachtsgeschichte die Engel den Hirten auf den Feldern bei Bethlehem zu. Der von den Engeln und den Menschen ersehnte Friede muss im Großen wie im Kleinen Maßstab des Handelns sein. Weihnachten fordert dazu heraus, den Frieden zu schützen und für einen gerechten Frieden zu sorgen.

Besonders ist in diesem Zusammenhang an die Gegend zu erinnern, in der vor 2000 Jahren Jesus geboren wurde. Gerade für Bethlehem und Jerusalem, für den gesamten Nahen Osten ist es notwendig, Wege friedlicher Koexistenz für Menschen aus unterschiedlichen Nationen und Religionen zu finden, damit keiner in seiner von Gott geschenkten Würde eingeschränkt wird.

Auch dort, wo beharrlicher Einsatz die Hoffnung auf Frieden geweckt hat, gilt es, diesen Frieden zu sichern und auszubauen. Ich denke in diesen Tagen besonders an die Situation im Kosovo. Die deutschen Soldatinnen und Soldaten, die ich in der Adventszeit dort besucht habe, leisten einen beeindruckenden Beitrag zur Sicherung des Friedens.  Ihnen danke ich mit großem Nachdruck für ihr Friedensengagement. Ihnen, die ohne ihre Familien Weihnachten feiern müssen, gelten meine Segenswünsche zu Weihnachten genauso wie ihren Familien zu Hause.


Landesbischof Christoph Kähler

Evangelisch-Lutherische Kirche in Thüringen
Stellvertretender Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)

„Eltern sollen Probleme aussprechen können, ohne zu Problem-Fällen zu werden“

Weihnachtswort

Maria, die Mutter Jesu, stellt Christoph Kähler, Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen, in den Mittelpunkt seines Weihnachtswortes:

„Das Elisabethjahr hat den Blick geschärft für Menschen, die ganz unscheinbar und ohne viel Aufhebens zu machen, sich ganz selbstverständlich anderen zuwenden. Betrachten wir die Weihnachtsgeschichte aus diesem Blickwinkel, fällt Maria auf. Schwangerschaft und Geburt vollziehen sich unter denkbar ungünstigen Umständen. Sie nimmt dennoch die Verantwortung an, die ihr mit dem Jesuskind in die Krippe eines Stalles gelegt ist. Sie liebt ihr Kind und ist mit ihm glücklich. Sie empfindet das Kind als großes Geschenk, als Segen Gottes.

Kinder zu lieben, ihnen Geborgenheit und Herzenswärme zu schenken, scheint uns etwas Selbstverständliches. Um so mehr erschrecken uns Nachrichten von Müttern (und Vätern), die sich ihrer Kinder entledigen, die sie töten, die Liebe in Frage stellen – und damit ihr eigenes Leben. Offenbar hat in unserer Gesellschaft, die nach Perfektion strebt, die Ratlosigkeit kaum Platz. Es gibt nicht nur einen Wettbewerb um die Märkte und Marktanteile. Längst gibt es den Wettlauf um das bestangezogene, das erfolgreichste Kind, die aufopferndste Mutter. Wohin mit der Ohnmacht, wenn Menschen diesem Perfektions-Drill nicht gewachsen sind?

Gerade Maria, die so oft als Königin dargestellt wird, lehrt uns, dass es perfektes Leben nicht geben kann. Der Stall von Bethlehem ist das Gegenteil eines Palastes. Maria war eine wirkliche Menschenmutter, die oft nichts hatte als ihre Zuneigung. Sie hat mit dem aufwachsenden Jesus und später mit dem im ganzen Land bekannten Prediger viele Spannungen durchlebt. Erfahrungen, die kaum vermeidbar sind. Kinder bedeuten auch Arbeit, nervliche Belastung, manchmal Überforderung. Vermeidbar aber ist die Ohnmacht, in der Mütter und Väter mit ihren Kindern allein zurückbleiben.

Der Staat kann Hilfssysteme anbieten, er kann aber nicht die Hilfe von Mensch zu Mensch verordnen. Wir brauchen Begegnungsmöglichkeiten, wo Menschen offen über ihre Not sprechen können. Menschen sollten ihre Probleme aussprechen können ohne zu Problem-Fällen zu werden. Treffpunkte für Eltern entstehen nicht von selbst. Initiativen sind gefragt, Schulen, Kindergärten, Rathäuser und Kirchen. Aber auch wir selbst: Jeder Mensch ist eine Begegnungsmöglichkeit. Wir sollten uns verabschieden davon, dass Leben perfekt sein könnte. Dann werden Menschen, die arm dran sind, die mit ihrer Kraft und ihrem Latein am Ende sind, eher offen Rat suchen – hoffentlich auch bei uns. Ich wünsche allen Thüringerinnen und Thüringern ein gesegnetes Weihnachtsfest.“

Landesbischof Johannes Friedrich

Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern
Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Mitglied des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)

„Weihnachten, wie es von Ursprung her war“

Landesbischof Johannes Friedrich predigt vor Gefangenen der Justizvollzugsanstalt München/Stadelheim

Von einem Jesus, der ganz unten, in einem Stall geboren worden war, nicht „für die erste Klasse der Gesellschaft, sondern die untere Schicht“ sprach Landesbischof Dr. Johannes Friedrich am Sonntag, 23. Dezember in seiner Predigt im ökumenischen Gottesdienst für die Gefangenen der Justizvollzugsanstalt Stadelheim in München.

Grund zur Freude an Weihnachten sei die Geburt des Erlösers aller Menschen und nicht die vollen Kaufhäuser mit ihren Lichterketten. Der wahre Grund der Weihnachtsfreude sei der „starke Freund und Bruder Jesus“, der gekommen sei, den „Menschen ihre Schuld zu nehmen, die Angst vor den irdischen Richtern und die Angst vor der Strafe Gottes“.  Vielleicht, so Friedrich, könnten die „Gefangenen in ihrer Situation diesen wahren Grund von Weihnachten mehr spüren als wir in unserer Welt draußen“.

Weihnachten als erfüllte Zeit

Landesbischof Johannes Friedrich predigt am 25. Dezember in der Münchner Matthäuskirche

Die weihnachtliche Zeit der „Hoffnung, der Erwartung, der Erlösung“ mache uns zu Kindern Gottes und befreie uns von den Zwängen des Alltags, so Landesbischof Dr. Johannes Friedrich in seiner Weihnachtspredigt am 25. Dezember in der Münchner St. Matthäuskirche.

Mündige Christen hätten die Freiheit, einzutreten für „eine Welt, in der Kinder willkommen sind und Eltern bestmöglich unterstützt werden. Eine Welt, in der Kinder geschützt und nicht missbraucht oder vernachlässigt werden. Wir müssen eintreten für eine Welt, in der die Arbeit dem Menschen dient und nicht der Mensch der Arbeit. Wir müssen eintreten für eine Welt, in der alten Menschen Respekt gezollt wird und sie liebevoll begleitet werden bis an das Ende ihrer Tage und nicht über ein möglichst baldige Beendigung ihres Lebens nachgedacht wird.“

Momente der Gnade Gottes seien auch im Alltag ganz überraschend zu erleben, so Friedrich. Ein besonders erfüllter Moment sei für ihn die Geburt seiner Enkeltochter Zoe in diesem Jahr gewesen. Doch diese Momente der Gnade seien nicht steuerbar: „Manchmal erhoffe ich mir viel von einem Ereignis oder von einer Begegnung – und komme enttäuscht zurück. Aber dann bricht es auch wieder ganz unerwartet herein, das Gefühl einer erfüllten Zeit. Ohne mein Zutun, ohne mein Verdienst. Plötzlich gelingt etwas, was ich schon x-mal zuvor vergeblich versucht hatte. Mal ist es ein Lachen, das mein Herz höher schlagen lässt, mal eine Begegnung, die außergewöhnlich war“. 

Mit seinem Kommen in die Welt an Weihnachten habe Gott eine Zeitenwende eingeleitet. „Gott hat die Zeit für reif befunden, in unser Leben einzubrechen. Es hell zu machen. Erlösung zu stiften“. Diese Zeitenwende sollte sich auch in verstärktem Einsatz für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung widerspiegeln, so Friedrich.


Landesbischof Ulrich Fischer

Evangelische Landeskirche in Baden
Vorsitzender der Vollkonferenz der Union Evangelischer Kirchen in der EKD (UEK)

Gott macht Mut, die Armut nicht zu verschweigen

Landesbischof Fischer predigt am 25. Dezember um 10 Uhr in der Stadtkirche Karlsruhe: Bei der Menschwerdung Gottes kann man nicht distanziert bleiben

Die Bedeutung der Weihnachtsbotschaft für jeden Einzelnen hat der badischen Landesbischof in seiner Predigt am ersten Weihnachtsfeiertag in der Karlsruher Stadtkirche betont. Die Geschichte der Geburt Jesu sei eine Liebensgeschichte Gottes mit den Menschen, sagte Ulrich Fischer.

„Wenn Gott hinabsteigt in diese Welt, dann kommt er nicht nur als Herr aller Herren, sondern will uns nahe kommen wie ein Liebhaber seiner Geliebten“, sagte der badische Landesbischof. Gott wolle sich in unsere Herzen einbetten, wie es im Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach heißt, dessen teilweise Aufführung im Gottesdienst Fischer in seiner Predigt interpretierte.

Der biblische Bericht des Geschehens vor 2000 Jahren in Bethlehem schlage einen Bogen zur heutigen Wirklichkeit. Wie damals Jesus keinen Raum in einer Herberge hatte, finde auch heute Gott oft keinen Raum in der Welt. „Dies ist zugleich ein Trost für alle, die auf dieser Welt heimatlos sind: Gott teilt unsere Heimatlosigkeiten in all ihren Formen“, so Fischer. Gott habe durch sein Kommen auf diese Welt alle Armut, alle Tiefen des menschlichen Lebens mit uns geteilt. Das motiviere die Christenmenschen zugleich: „In seiner Menschwerdung macht Gott uns Mut, seinen Weg in der Nachfolge Jesu weiterzugehen: den Heimatlosen Beheimatung geben, die Armen teilhaben zu lassen am Miteinander in Gesellschaft und Kirche, zu teilen, was wir können, weil wir mit jeder Gabe auch Gottes Liebe weitergeben.“ Gott mache auch Mut, Armut nicht zu verschweigen. „Niemand muss sich schämen, weil er oder sie kein Geld hat, um Weihnachtsgeschenke zu kaufen“, betonte Fischer. „Gottes Liebe können wir einander umsonst weitergeben.“

In Gottes Liebe seien die Menschen reich beschenkt. Das paradoxe Geheimnis der Weihnacht sei es, dass die Armut Gottes im Stall letztlich der größte Reichtum für alle bedeute. Fischer: „Der königliche Thron, der Gott angemessen ist, ist der Schrein des menschlichen Herzens – mit seinem Kummer und seiner Hoffnung, mit seiner Fähigkeit zu Freude und Liebe. Hier findet die Menschwerdung Gottes ihre Vollendung: in unserem Herzen, in dem Gott Wohnung nimmt – uns zum Trost, uns zur Freude.“
 

Präses Nikolaus Schneider

Evangelische Kirche im Rheinland
Mitglied des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland

„Die Weihnachtsgeschichte ist nur der Anfang“

Präses Nikolaus Schneider predigt an Heiligabend in der Johanneskirche in Düsseldorf

Weihnachten ist wegweisend. Das hat Nikolaus Schneider, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, in seiner Predigt am Heiligabend (16 Uhr) betont: „Weihnachten ist ein herausragendes Erinnerungsfest“, unterstrich der oberste Repräsentant der zweitgrößten Landeskirche in Deutschland, am Nachmittag in der Düsseldorfer Johanneskirche. „Erinnern ist aber nicht genug“, so der 60-jährige Theologe mit Blick auf die Geschichte von der Geburt Jesu im Stall zu Bethlehem: „Was damals geschah soll heute für mich leuchten, für mich Gegenwart werden: Glaube bindet das ,Damals’ und das ,Heute’ zusammen. Der Glaube, mein Glaube ist notwendig, damit die Erinnerung Bedeutung für die Gegenwart gewinnt.“

Deshalb sei Weihnachten alleine nicht genug: „Der Glaube begreift die Weihnachtsgeschichte als Anfang, er kann sich damit aber nicht begnügen“, sagte Präses Schneider: „Glaube, der uns durchs Leben und durch das Sterben tragen soll, Glaube, der uns Lebensgrund und Lebensziele gibt, ein solcher Glaube ist eben nicht nur in Jesu Geburt, sondern in seinem ganzen Leben, Sterben und Auferstehen, verwurzelt. Weihnachten, Karfreitag, Ostern, Himmelfahrt und Pfingsten machen gemeinsam unseren Glauben aus!“ Genau dies komme im Predigtvers des Heiligabend-Gottesdienstes zum Ausdruck: „Jesus Christus ist offenbart im Fleisch, gerechtfertigt im Geist, erschienen den Engeln, gepredigt den Heiden, geglaubt in der Welt, aufgenommen in die Herrlichkeit“ (1. Timotheus 3, 16).

„Das Kommen Gottes in Jesus Christus ist eben nicht ein Ereignis der Vergangenheit. Gott will unser gegenwärtiges Denken, Reden und Handeln ansprechen“, betonte Schneider. Und weiter: „Was würde Jesus dazu sagen?’ – dieser von Martin Niemöller überlieferte Satz als verbindliche Richtschnur für unsere Entscheidungen ist kein überflüssiger naiver Kinderglaube, sondern heilsame Wegweisung in allen Bereichen unseres Lebens! Es reicht also nicht, nach Gebet oder frommer Andacht – auch in der Kirche! – zum ,Alltagsgeschäft’ überzugehen. Alle unsere Lebensaufgaben bedürfen der Betrachtung unter den Rahmenbedingungen unseres Glaubens. Denn in der Bindung unseres Lebens an Christus schenkt Gott uns ein gültiges, ein gelingendes Leben – wie immer auch unsere äußeren Lebensumstände sein mögen. Für uns ist Hoffnung eben nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass Gott bei uns ist, egal wie es ausgeht!“


Bischof Hans-Jürgen Abromeit

Pommersche Evangelische Kirche

Pommerscher Bischof fordert Stärkung der Familie

„Der Verlust des Glaubens in unserer Gesellschaft schwächt auch die Familie,“ bedauert der pommersche Bischof Hans-Jürgen Abromeit in seiner Weihnachtsbotschaft. Da sei das Weihnachtsfest ein Anlaß, „diese Glaubensgrundlagen für das Familienleben zu stärken.“

Weihnachten sei das Fest der Familie und die Deutschen seien auch „grundsätzlich familienfreundlich eingestellt.“ Allerdings kritisierte der Bischof, seien die „praktischen Strukturen der Arbeitswelt und auf dem Wohnungsmarkt eher familienunfreundlich.“ Bestreben der Politik sollte es sein, das Grundverständnis der Familie zu stützen und dabei „die unterschiedlichsten Ausprägungen zu ermöglichen.“ Der Bischof wies aber jeden Druck von außen, wie die Familie als Grundform der Gesellschaft gelebt werden solle, zurück, denn damit werde „der Raum der Intimität verletzt.“

Bischof Abromeit stellte fest, daß man heute in einer Multioptionsgesellschaft lebe und wandte sich gegen bestimmte Rollenerwartungen: „Wer die Familie als Grundform des menschlichen Zusammenlebens stärken will, muss ausdrücklich verschiedene Ausprägungen von Familie fördern. Wer die Familie aber in bestimmte Rollenverständnisse pressen will, seien sie vermeintlich eher konservativ oder eher fortschrittlich, wird sie belasten.“


Pastor Renke Brahms

Schriftführer in der Bremischen Evangelischen Kirche,

„Mehr als ein Kind Gottes können wir nicht werden“

Der Schriftführer in der Bremischen Evangelischen Kirche predigt am 1. Weihnachtsfeiertag, 25. Dezember um 10.30 Uhr  in der Bremer Innenstadtkirche Unser Lieben Frauen.

In seiner diesjährigen Weihnachtspredigt stellt Renke Brahms die paulinische Botschaft von der Gotteskindschaft aller Menschen dem herrschenden Zeitgeist gegenüber. "Wir können noch so wichtig sein in der Gemeinde oder sonst in dieser Gesellschaft, wir können Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sein, Säulen der Gemeinden, wir können Könige, Kanzler oder Bürgermeister, Arzt , Manager oder Pastor sein – mehr als ein Kind Gottes können wir nicht werden."

Auch wenn in unserer Welt des Marktes eigentlich nur der Wettbewerb um Anerkennung zähle, eine Gesellschaft, die nach diesen Maßstäben funktioniere, vernachlässige die Kinder, die Kranken und die Älteren. Folge man jedoch Jesu Weg, so sei Weihnachten ein Fest des Protestes. "Wo immer Krieg und Elend und Not herrscht, wo Konflikte mit Gewalt ausgetragen werden, wo Menschen andere Menschen unterdrücken, wo der Profit und das eigene Vorwärtskommen mehr gelten als der einzelne Mensch, da protestieren wir im Namen Jesu Christi, im Namen der Liebe. Wenn wir ernsthaft Weihnachten feiern, dann müssen wir von Jesus so erzählen, dass Menschen davon erfüllt und überwunden werden."


Präses Alfred Buß

Evangelische Kirche von Westfalen

Recht auf warme Mahlzeit und freien Zugang zu Bildung

Präses Buß predigt in Bielefeld in der Altstädter Nicolaikirche

Präses Alfred Buß hat zu Weihnachten die Armut von mehr als zwei Millionen Kindern angeprangert: „Jedes Kind hat ein Recht auf eine warme Mahlzeit und freien Zugang zu Bildungseinrichtungen, Schwimmbädern oder einer Klassenfahrt“, sagte der leitende Theologe der Evangelischen Kirche von Westfalen in seiner Predigt am 1. Weihnachtstag (25. Dezember) in Bielefeld.

Armut sei nicht auf das Einkommen beschränkt. Häufig kämen viele Belastungen zusammen wie eine schlechte Wohnung, Mangelernährung, fehlende Gesundheitsvorsorge, unklare Rechtsverhältnisse, psychische Probleme. Nicht erst seit der Pisa-Studie sei der direkte Zusammenhang zwischen Bildungschancen und Armut bekannt. Buß: „Chancengerechtigkeit bedarf der Befähigungsgerechtigkeit. Wer nie gefördert wurde, bei dem kann man auch nur wenig fordern. Überforderung macht krank. Sicherheiten schwinden, Lebensängste nehmen zu. Anstrengungen gehen ins Leere.“

Weihnachten sei „ganz und gar göttlich und durch und durch menschlich“. Das Fest schenkt nach Überzeugung von Präses Buß den Menschen die Freiheit, *Söhne und Töchter Gottes zu sein, voller Ansehen und Würde, ohne Wenn und Aber. Gott wird Kind und Menschen werden zu Gotteskindern.“

Auszüge aus der Weihnachtspredigt am 25. Dezember 2007 Altstädter Nicolaikirche, Bielefeld:

Weihnachten ist ganz und gar göttlich und durch und durch menschlich: Gott wird Kind und Menschen werden zu Gotteskindern. Kindsein bedeutet geliebt zu werden, selbstverständlich dazu zu gehören, immer ein  Zuhause zu haben. Wenn unsere längst erwachsenen Kinder zu uns kommen, erleben wir, was das heißt: In kürzester Zeit breiten sie sich überall aus, als wären sie nie weg gewesen. Fraglos haben sie das Recht, einfach da zu sein, weil sie da sind. Weihnachten schenkt uns die Freiheit, Söhne und Töchter Gottes zu sein, voller Ansehen und Würde, ohne Wenn und Aber. Die Weihnachtslieder singen davon, da gibt es keine Stiefkinder: Ihr Kinderlein kommt, o kommet doch all’.

Umso schlimmer ist, dass bei uns an diesem Weihnachtsfest mehr als zwei Millionen Kinder in Armut leben müssen. Sie kommen zu kurz. Keine strahlenden Kinderaugen unter dem Weihnachtsbaum. Banges Fragen nach Morgen, banges Rechnen, ob es auch am Letzten des Monats noch etwas zu essen geben wird. 3,65 Euro im Monat für Schuhe. Armut hat viele Gesichter und viele Ursachen. Sie ist mehr als nur Einkommensarmut. Häufig treffen viele Belastungen zusammen: schlechte Wohnung, Mangelernährung, fehlende Gesundheitsvorsorge, unklare Rechtsverhältnisse, psychische Probleme und so fort... Wer in Armut oder mit unklarem Aufenthaltsstatus aufwächst, hat geringere Bildungschancen. Wir wissen das nicht erst seit Pisa. Chancengerechtigkeit bedarf der Befähigungsgerechtigkeit. Wer nie gefördert wurde, bei dem kann man auch nur wenig fordern. Überforderung macht krank. Sicherheiten schwinden, Lebensängste nehmen zu. Anstrengungen gehen ins Leere.

Aber jedes Kind hat ein Recht auf eine warme Mahlzeit und freien Zugang zu Bildungseinrichtungen, Schwimmbädern oder einer Klassenfahrt. Weihnachten schenkt ihnen die Freiheit, Söhne und Töchter Gottes zu sein, voller Ansehen und Würde, ohne Wenn und Aber.


Kirchenpräsident Eberhard Cherdron

Evangelische Kirche der Pfalz

„Vergesst um Gottes Willen eure Kinder nicht!“

Kirchenpräsident Eberhard Cherdron predigt in der Speyerer Gedächtniskirche

In seiner Weihnachtspredigt am 25. Dezember in der Speyerer Gedächtniskirche hat Kirchenpräsident Eberhard Cherdron daran erinnert, dass Gott von Anfang an die „Ohnmacht des Kindseins“ mit den Menschen teilte.„Gott kam als Kind in eine Welt, die immer schon die der Erwachsens war. In Jesus Christus wurde Gott Mensch und damit das, was alle Menschen am Anfang sind: Kinder, ´elend, nackt und bloß`, wie es in einem Weihnachtslied heißt.“

Die Weihnachtsgeschichte erzähle auch „die Geschichte von dem Verhältnis der Erwachsenen zu den Kindern: von Erwachsenen, die daran denken, einander zu verlassen, wenn Kinder kommen. Und die in Gestalt des König Herodes im Zweifelsfall nicht einmal davor zurückschrecken, Kinder zu beseitigen, wenn sie ihren eigenen Plänen im Weg stehen“, sagte Cherdron. „Für Kinder gab es keine guten alten Zeiten.“

In den vergangen Monaten sei die Öffentlichkeit immer wieder aufgeschreckt worden von Berichten über Eltern, die ihre Kinder schwer vernachlässigten und misshandelten. Mit Sorge beobachte er die Tendenz, „dass in unserer Gesellschaft die elementarsten menschlichen Grundbedürfnisse“ von Kindern nicht mehr befriedigt würden. Es sei erschreckend immer wieder erfahren zu müssen, dass Eltern jegliches Mitgefühl abhanden gekommen ist. Diese Erwachsenen fragten sich nicht mehr: „Würdest du gern behandelt werden, wie du dein Kind behandelst? Würdest du gerne sein, was dein Kind durch dich geworden ist?“ Aber auch diejenigen, „die Kinder nur als kleine Kunden, zukünftige Rentenzahler oder modisches Zubehör ihrer Selbstverwirklichung“ betrachteten, behandelten Kinder nur als Mittel zum Zweck und würden ihnen nicht gerecht.

„Weihnachten ist ganz von dem Gedanken bestimmt, dass Gott selbst zu einem Kind wird, damit wir zu Kindern Gottes werden. Bedingungslos nimmt er uns an. Unaufgebbar und unaufhebbar sind wir so mit ihm verbunden. So erinnert uns dieses Fest auch daran, dass die Würde des Menschen, nicht nur die des erwachsenen Menschen, unantastbar ist. Immer wieder ermahnte es die Erwachsenen: Vergesst um Gottes Willen eure Kinder nicht!“

Kinder sind „keine Sklaven, keine Untergebene, sondern freie Menschen“, hob auch Oberkirchenrat Rainer Schäfer hervor. In seiner Predigt am ersten Weihnachtsfeiertag sagte er in der Protestantischen Kirche zu Nussdorf/Landau: „ In der Taufe werden wir zu Gottes Kindern. Weihnachten ist die Geburtsstunde unserer Freiheit als Kinder Gottes. Wovon und wozu befreit? Barmherzigkeit zu üben; nach Gerechtigkeit zu dürsten und Frieden und Gerechtigkeit erfahren zu können, Frieden zu stiften.“ (lk)


Bischof Martin Hein

Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck

Wunsch und die Hoffnung nach einem guten, vertrauensvollen gemeinsamen Leben in unseren Familien

Weihnachtsbotschaft

Wir feiern Weihnachten. Am Heiligen Abend tritt die Heilige Familie vor unsere Augen: das Christuskind in der Krippe und seine Eltern, Maria und Josef. Weihnachten ist für viele Menschen hierzulande auch ein Familienfest.

In der Heiligen Familie sehen wir den Wunsch und die Hoffnung nach einem guten, vertrauensvollen gemeinsamen Leben in unseren Familien erfüllt. Doch bereits der Blick auf diese Familie bietet ein widersprüchliches Bild. Das Weihnachtsevangelium berichtet von einer - zumindest in der Heiligen Nacht  obdachlosen - Familie, die im Stall zu Bethlehem unter bescheidensten Umständen eine Notunterkunft findet. Sie erzählt von einer Geburt unter medizinisch katastrophalen, menschenunwürdigen Bedingungen. Und dennoch ist festzustellen: Maria und Josef – so vielschichtig ihr Verhältnis auch miteinander sein mag –  sind  Familie! In der Stunde der Not und Bewährung ist dieses Paar füreinander da.

Das Thema Familie ist gegenwärtig in aller Munde –  im Guten wie im Bösen.  Das Gespür für den Wert der Familie ist grundsätzlich gewachsen. Umfragen unter Jugendlichen zeigen, wie sehr die eigene Familie, aber auch die Gründung einer Familie als Lebensperspektive geschätzt wird. Auch die Bemühungen der Politik sind unübersehbar, Familien endlich mehr als bisher zu unterstützen – konkret materiell, durch besseren rechtlichen Schutz der Kinder wie auch durch Bereitstellung von angemessener Betreuung. Mögen manche diese Bestrebungen als nicht ausreichend ansehen: sie sind dennoch durchaus zu würdigen und zu unterstützen!

Diesen positiven Nachrichten stehen erschreckende Meldungen gegenüber: von Kinderarmut, Vernachlässigung und Tötung von Kindern. Sie lösen Fassungslosigkeit, Abwehr und in gleicher Weise Rat- und Hilflosigkeit aus. Auf die Zunahme der Kinderarmut als eine Folge der Reformen des Sozialstaats haben Kirche und Diakonie seit langem hingewiesen und an die politisch Verantwortlichen appelliert, umgehend Abhilfe zu schaffen. Freilich liegt in materiellem Mangel nur eine Wurzel einer im weitesten Sinne zu beobachtenden Verwahrlosung unserer Gesellschaft: Der Egoismus nimmt zu; in vielen Kreisen scheint „Bereichert Euch!“ zum Leitbild allen Handelns geworden zu sein. Der Nächste, zumal der schwache, bedürftige Nächste, gerät dabei völlig aus dem Blickfeld.

Der Weg Gottes in dieser Welt beginnt Weihnachten im armseligen Stall zu Bethlehem. Aber dieser Weg steht unter einem hoffnungsvollen Programm:  „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.“ Das ist die beste Botschaft, die wir uns denken können. Von ihr geht auch heute Kraft aus, unter dem Vorzeichen der Liebe Gottes allen menschenunwürdigen Umständen in Nah und Fern zu widersprechen und Not, wo deren Überwindung nicht möglich ist, zumindest zu lindern. Fangen wir – das ist mein Wunsch an diesem Weihnachtsfest 2007 – bei den Familien an!


Bischöfin Maria Jepsen

Nordelbische Evangelisch-Lutherische Kirche, Sprengel Hamburg

„Weihnachten ist kein Märchen nur - Weihnachten ist Realität“

Bischöfin Maria Jepsen Predigt an Heilig Abend, 24. Dezember, in St. Michaelis in Hamburg.

„Weihnachten ist nicht nur gefühlig, lieblich, heimelig, gemütlich, nicht nur etwas für feine Familienidylle und festliche Christvespern. Weihnachten meint mehr, zielt tief in unser Herz und unseren Kopf, zeigt uns Gottes Gegenwart in allem Gefährdetsein, in Armut und Elend, in Einsamkeit und Angst“, mit diesen Worten sprach sich die Hamburger Bischöfin Maria Jepsen in ihrer Predigt am Heiligabend in der St. Michaeliskirche gegen inszenierte Weihnachten aus. „Wir dürfen nicht ständig ausblenden, was uns stören könnte, nicht in eine Scheinwelt fliehen wollen. Weihnachten ist kein Märchen nur. Weihnachten ist Realität. Gott ist nahe, er zuckt nicht zurück vor Armut, Not und Schuld“, sagte die Bischöfin weiter.

Mit Bezug auf die künstliche Weihnachtsstimmung, wie sie schon vor den Festtagen mit gewaltigem Aufwand erzeugt werde, verwies sie auf das Lukas Evangelium, dass das viel besser könne. „Gott wurde für uns, für mich und dich, Mensch in einem Stall, lag in einer Krippe. Das zu sagen, bedarf es nur des Textes der Bibel und einer Person, die das glaubwürdig vorträgt“, sagte die Bischöfin. Das löse zwar keine gefühlige Stimmung aus, aber es weise in aller Klarheit auf den Grund der Weihnachtsfreude hin.

In einem Teil ihrer Predigt lenkte Maria Jepsen die Aufmerksamkeit der Gottesdienstbesucherinnen und -besucher insbesondere auf die Situation der Kinder in unserer Gesellschaft. „Bei allen Diskussionen, wie wir heute Kindern gerecht werden und ihnen angemessen und heilsam Zukunft ermöglichen, haben wir darauf zu achten, dass Gottes Heil und Gottes Frieden auf Erden allen Kindern und allen Menschen seines Wohlgefallens zuteil wird, so weit es in unserer Macht steht.“ Staatliche Fürsorge und gesellschaftliche Akzeptanz seien erforderlich, aber auch ganz persönliche Zuwendung und Liebe. Kinder dürfen kein Armutsrisiko bedeuten, brauchen unser aller Schutz, nicht nur zu Weihnachten“, so die Bischöfin weiter.

Unter Hinweis auf Gott, „der in einem Stall zur Welt kam, in einer Krippe, in Windeln gewickelt“, sagte Maria Jepsen. „Der Stall ist der zweite Anfang der Welt. Egal, wer wir bisher waren: hier werden  wir wieder zu Anfängern und Anfängerinnen. Gott lenkt in diesem Stall unseren Blick auf dieses Kind, auf alle Kinder der Welt, auf die Armen und Flüchtlinge, die Schwachen und Bedrohten, und er öffnet unser Ohr für den Lobgesang der Engel, die Gott zur Ehre singen, auf dass wir ihm nachfolgen, neu beginnen mit Worten und Taten und Liedern, so wie Martin Luther es sagte: „Er ist auf Erden kommen arm, dass er unser sich erbarm und in dem Himmel mache reich und seinen lieben Engeln gleich. Das hat er alles uns getan, sein groß Lieb zu zeigen an. Des freu sich alle Christenheit und dank ihm des in Ewigkeit. Kyriel


Landesbischof Jürgen Johannesdotter

Evangelisch-lutherische Landeskirche Schaumburg-Lippe

Christliche Kirche hat Weihnachtsgeschichte in ihre Obhut genommen

Weihnachtsbotschaft

„Die Weihnachtsgeschichte lässt eine Welt entstehen, die quer zu der unsrigen liegt.“
Mit diesen Worten fasst der schaumburg-lippische Landesbischof Jürgen Johannesdotter die Weihnachtsbotschaft zusammen. Sie schaffe sich mit ihren Bildern eine Wirklichkeit, die dem alltäglichen Leben Glanz, Mitte und Norm verleiht.

Die christliche Kirche habe diese Geschichte in ihre Obhut genommen,  „Jede Zeit hat nach eigenen Wegen der Übersetzung gesucht, damit eine alte Geschichte in die Gegenwart übergeht“, fährt Johannesdotter in seiner Weihnachtsbetrachtung fort. Seit der Verkündigung der Geburt des Heilandes   könne die Welt nicht mehr heillos sein. „Deshalb feiern wir diese Geschichte und verleihen ihr Gegenwart – und sie gibt uns den Vorgeschmack einer neuen Zeit.“


Landesbischof Frank Otfried July

Evangelische Landeskirche in Württemberg

"Ein Kind, das diese Welt bis in ihre Grundfesten verändert"

Weihnachtsbotschaft

"Weihnachten ist das Fest der Geschenke. Die Bibel hält viele liebevoll verpackte Geschenke für uns bereit. Wer sich Geschichten von Jesus erzählen lässt, der packt mit jeder Geschichte ein kostbares kleines Päckchen aus. Denn an Jesus kann man sehen, wie Gott ist, weil Gott in der Person Jesu Christi ganz und gar Mensch geworden ist. Jedes Päckchen enthält etwas, das mit uns zu tun hat. Da geht es um Menschen, die krank waren und wieder gesund gemacht wurden. Es geht um Menschen, die ihre Hoffnung wieder gefunden haben. Es geht um Menschen, die Gerechtigkeit erlebten, als sie es am wenigsten erwarteten. Es geht darum, dass unsere Namen im Himmel aufgeschrieben sind. Und zwar alle Namen. Es gibt keine Unterschiede. Es geht darum, dass es in Gottes Welt kein oben und kein unten gibt. Da ist keiner wichtiger als der andere. Jeder ist willkommen und jeder ist gleich wertvoll. Es lohnt sich, die Päckchen auszupacken und sich über ihren Inhalt zu freuen. Deshalb ist es wichtig, dass sie nicht einfach verpackt unterm Weihnachtsbaum liegen bleiben. Sie sollen verteilt werden an alle.

Wo die Päckchen ausgepackt werden, kann man eine spannende Beobachtung machen:
Auch hier auf Erden ist Gott für uns in seinem Wort und in seinen Zusagen sichtbar und greifbar. Wir können dies erleben durch unseren Glauben, durch unser Gebet. Die Zugangswege zu Jesus sind und bleiben ganz irdisch. Da gibt es nichts Elitäres. Er ist ja ein Kind geworden, damit sogar Kinder ihn schon verstehen können und zu ihm kommen dürfen. Sie dürfen den Stall betreten. Sie dürfen das Geheimnis mit den Händen greifen.

In Bethlehem wird in tiefster Armut ein Kind geboren. Es ist ein Kind, das diese Welt bis in die Grundfesten verändert, weil Gott selbst zu ihr kommt. Er wird - fast undenkbar - einer von uns. Das hat Konsequenzen. Wenn Gott als armes Kind zur Welt kommt, dann hat Armut für ihn einen ganz anderen Stellenwert als für die globalisierte Weltwirtschaft. Er hat sie erlebt. Er kennt sie durch und durch. Deswegen ist die Benachteiligung und Chancenungleichheit von Kindern aus sozial schwachen Familien kein Thema, das die Kirchen aus aktuellem Anlass aufgenommen haben, sondern das zum Grundton von Weihnachten gehört. Deswegen ist Gewalt gegen Kinder bei uns und in der weiten Welt eine Provokation Gottes.

Gott kommt in unser Leben. Gott versteht uns, heißt das. Er hat unser Leben gelebt in allen Tiefen, die es zu bieten hat. Nichts Menschliches ist ihm fremd, das Lachen nicht und auch nicht das Weinen. Und deshalb ist er uns ganz nahe. Ihm kann man nichts mehr weismachen. Er weiß. Gott wird für uns menschlich in alle Niedrigkeit hinein, die das menschliche Leben kennt. Das heißt, dass die Gemeinde Christi sich nicht zurückziehen darf, sie darf nicht ausziehen aus der Welt. Wir leben ganz und gar in der Welt. Und weil Gott Mensch geworden ist, muss das Ziel dieser Welt sein, durch und durch menschlich zu werden. Das Wort des Irenäus von Lyon führt hier in die Mitte: "Die Ehre Gottes ist der lebendige Mensch". Denn wir glauben, dass dieser Herr der Welt ihre Probleme im Innersten kennt und mitfühlt.

Aber die Geschichte von Weihnachten bleibt hier nicht stehen. Christus ist von ganz unten, aus bitterer Armut, Not und Verachtung zur Herrlichkeit gelangt. Das hat tief greifende Folgen: Gott wird nicht nur Mensch, sondern auch das Reich Gottes kommt uns seit Weihnachten ganz nahe. Und mit ihm kommt eine Welt, in der Gott abwischen wird alle Tränen. Es kommt eine Welt, in der Gerechtigkeit kein Modewort mehr ist, sondern Bestand hat, es kommt eine Welt, in der Liebe und Erbarmen zum Lebensprinzip werden. Es lohnt sich, schon hier und jetzt dafür so viel wie möglich zu tun. Gerechtigkeit, Barmherzigkeit, Einsatz für Frieden und Schöpfung, Trost und Stärkung des Einzelnen gehören zum weihnachtlichen Klang. Was wir im weihnachtlichen Sinne  tun, ist gesegnet, auch wenn wir davon so wenig sehen. Weil Christus den Himmel mitgebracht hat, umgibt dieser Himmel uns auch in den erfolglosen, in den hoffnungslosen Stunden."


Kirchenpräsident Helge Klassohn

Evangelische Landeskirche Anhalts

„Denn uns ist ein Kind geboren,
ein Sohn ist uns gegeben,
und die Herrschaft ruht auf
seiner Schulter;“ (Jesaja 9,5a).

Weihnachtswort

Diese Worte aus dem Prophetenbuch nach Jesaja haben über die Jahrtausende nichts von ihrer Leuchtkraft eingebüßt. Zum Weihnachtsfest erinnern sie uns daran, wie sehr uns Gottes Macht im Jesuskind zu Betlehem schon in einer menschlichen und anrührenden Weise nahe gekommen ist. „Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seine Schulter...“. Ein Kind hat Macht, es weckt Hoffnungen und rührt die Herzen an.

Wir dürfen die Hoffnung auf eine menschlichere Welt gerade zum Weihnachtsfest nicht aufgeben, da Gier und Egoismus ihre Herrschaft über die Seelen perfektionieren und uns lehren wollen, dass das wir das offenbare Unglück und die Not vieler in Kauf zu nehmen hätten. Muss es da nicht Festzeiten geben, die uns Bilder von einer anderen, einer menschlicheren Welt vor Augen stellen, in der auch den Schwachen und Schwächsten mit Achtung, praktischer Hilfe und Gerechtigkeit begegnet wird?

Das Weihnachtsfest erinnert uns in besonderer Weise an die Nähe Gottes zu den Kindern und ihr Gespür für seine Liebe. Umso mehr verstören uns die Nachrichten über den Missbrauch von Kindern und über Kindstötungen in unserem Lande, die von den Medien groß herausgestellt werden.

Jesus hat als Erwachsener das Kindsein als Gleichnis für die Stellung des Menschen vor Gott überhaupt verstanden. Die Gebildeten seiner Zeit haben Kinder nicht ernst genommen. Sie meinten, es fehlten ihnen Vernunft und Entscheidungsfähigkeit. Mit der Geburt des kleinen Kindchens in Bethlehem hat sich die Stellung der Kinder in der Gesellschaft von Grund auf gewandelt, Kinder haben im Christentum eine besondere Stellung und einen Anspruch auf Schutz und Respekt. In der Arglosigkeit und Vorurteilslosigkeit der Kinder erkennen auch wir Erwachsenen unsere Möglichkeit zum Glauben und zum Gottvertrauen.

Kindern darf kein Leid geschehen. Niemand darf sie quälen, niemand ihnen das Leben zerstören weder vor noch nach der Geburt. Sie sind und bleiben „Kinder Gottes“ genauso wie die Jugendlichen, die Erwachsenen und die Altgewordenen. Sie haben vor Gott und den Menschen die gleiche unverletzbare Würde und sie erfahren von ihm die gleiche liebende Aufmerksamkeit wie alle anderen Gotteskinder.

Kinder gehören ganz selbstverständlich in die Gottesdienste und insbesondere natürlich in die Weihnachtsgottesdienste, weil sie zur „Familie Gottes gehören und weil sie von Jesus in einer besonders herzlichen Weise geliebt und den Erwachsenen zum Vorbild gesetzt worden sind.

Ich erinnere mich an den ersten Gottesdienst den ich als Kind bewusst erlebt habe. Meine deutschbaltischen Eltern waren im schrecklichen Winter 1944/45 auf der Flucht mit Pferd und Wagen in einem Dorf in der Mark Brandenburg gestrandet. Viele Familienmitglieder und auch meine Schwester waren umgekommen. Wie die meisten Flüchtlinge hungerten wir und hatten kaum etwas zum Heizen. Am Heiligen Abend des Jahres 1947, vor meinem 4. Geburtstag beschlossen die Eltern, mit ihrem kleinen Sohn zum Weihnachtsgottesdienst in die Kirche zu gehen. Die Kirche war sehr voll und durch die gespendeten Kerzen hell erleuchtet. Es wurde auch durch die vielen Menschen immer wärmer.

Nachdem schon viel gesungen worden war, ertönte plötzlich die Einladung des Pastors, dass die kleinen Kinder der Stehenden doch bitte nach vorn zum Altar kommen sollten. Da standen wir nun im Glanz der Weihnachtsbäume. Der Pastor meinte, wir sollten uns auf die Altarstufen setzen. Da saßen wir nun bequem, und die sonst so abweisenden und bärbeißigen Bauern schauten uns mit lächelnden Gesicht und freundlichen Augen an. Es war ganz deutlich, Kinder sollten es wenigstens zu Weihnachten gut haben hier in dieser Dorfkirche in der Mark Brandenburg. Diese Erfahrung hat mein Bild von Kirche und christlicher Gemeinde bis heute tief geprägt.

Sicher haben wir heute andere Zeiten in unserem Lande, aber auch bei uns gibt es eine große und weiter steigende Zahl von Kindern, die in Armut leben müssen, zurzeit sind es 2.500.000 Kinder in Deutschland. Es gibt Kinder, die sich mit dem Streit zwischen ihren Eltern quälen. Es gibt Kinder, die vernachlässigt werden und sterben. Sie alle bedürfen des Schutzes und brauchen Liebe. Daran sollten wir in diesen Weihnachtstagen besonders denken und dafür auch etwas tun. Die Zukunft unseres Volkes und Landes, auch unserer Welt wird davon abhängen, wie wir mit den Schwachen und insbesondere mit den Allerschwächsten unter ihnen, mit den Kindern umgehen.

Ich bin der Überzeugung, dass das Weihnachtsfest auch in diesem Jahr seine Kraft entfalten wird, indem es die Herzen und Gewissen mit dem Glanz der Hoffnung auf eine bessere Welt erhellt und uns zum Tun des Guten auch im neuen Jahr 2008 bereit macht. So wünsche ich uns allen eine fröhliche, eine „selige und Gnaden bringende Weihnachtszeit“!


Bischof Axel Noack

Evangelische Kirche der Kirchenprovinz Sachsen

Das Ja Gottes zu unserer Welt

Weihnachtswort

Der Bischof der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen, Axel Noack, stellt an diesem Weihnachtsfest den verantwortungsvollen Umgang mit unserer Erde in den Mittelpunkt seiner Betrachtungen:

„Was manchmal wie komplizierte Theologie klingt, ist im Grunde ganz einfach: Zu Weihnachten feiern Christen Gottes Hinwendung zu unserer Welt. Gott sagt Ja zu dieser Welt. Er sagt es zu mir und zu Dir und zum Leben überhaupt. Das feiern wir, wenn wir theologisch korrekt formulieren: Gott ist als Mensch geboren. Er hat sich auf den Weg gemacht, ist klein geworden, verletzlich und ziemlich armselig. Damit ist er uns besonders nahe gekommen. Das ist vermutlich nötig, damit wir seine Freundlichkeit mit unseren begrenzten Möglichkeiten überhaupt begreifen und verstehen können.

Gottes Ja zur Welt ist für unser Leben und Handeln gewissermaßen richtungsweisend. Es gibt uns Orientierung für unser eigenes Wirken in dieser Welt. Auch das ist im Grunde viel einfacher als es beim ersten Hören klingt: Wenn Gott seine Freundlichkeit dieser Welt gegenüber zum Ausdruck bringt, kann es uns nicht egal sein, was in dieser Welt und mit dieser Welt passiert. Die Fragen nach dem verträglichen Zusammenleben der Menschen, nach Frieden und Gerechtigkeit und wie es uns besonders in diesen Tagen vor Augen steht – nach der Bewahrung der Schöpfung können uns nicht gleichgültig lassen. Strategen aller Zeiten und Epochen hätten es lieber, wenn Gott im Himmel bliebe, damit sie hier auf Erden ganz ungestört wirken können.

Es muss also unsere ungeteilte Unterstützung finden, wenn Menschen sich engagiert mit den Fragen des Klimawandels auseinandersetzen, wenn sie nach Möglichkeiten und Wegen und Handlungsschritten fragen und dabei auf viel Widerstand stoßen. Die winzig kleinen Schritte der Weltklimakonferenz in Bali sind solche Versuche gewesen. Wir können eben nicht sagen: „Nach uns die Sintflut!“, wie so viele es heute ganz praktisch tun, wenn sie kräftig aufs Gaspedal treten und auch ansonsten Energie verschwenden, egal was es kostet.

Der Glaube sagt: Die Sintflut liegt hinter uns. Vor uns liegt die Einlösung von Gottes Verheißung, bekräftigt durch sein Ja zu dieser Welt, das wir zu Weihnachten feiern. Darauf sich zu berufen, hilft besonders in vermeintlich ausweglosen Situationen, wo die kritische Vernunft danach fragt, was ich denn mit meine kleinen Möglichkeiten tun kann und ob das alles sich da überhaupt noch lohnt.

Der Glaube ist die Kraft, auch in auswegloser Situation das Richtige zu tun, unbeeinflusst von niederschmetternden Statistiken und von meiner eigenen Tagesform. Solcher Glaube erwächst aus der klaren, in Verstand und Herz angekommenen Erkenntnis: Die Welt, und ich mit ihr, sind von Gott gewollt und geliebt. Aus erfahrener Liebe wächst Kraft zum liebevollen Handeln an Mensch und Natur. Gott schenke allen Menschen ein friedliches Weihnachtsfest, bei dem sie durch Gottesdienste, Geschenke und gutes Essen reichlich Liebe und Güte erfahren. Mit der Kraft dieser Liebe wollen wir dann das Jahr 2008 gestalten.“


Kirchenpräsident Peter Steinacker

Evangelische Kirche in Hessen und Nassau

Anhaltspunkte für die Hoffnung auf eine friedlichere und gerechtere Welt

Weihnachtsverkündigung

„Die Weihnachtsbotschaft ist ein Anhaltspunkt für die Hoffnung auf eine friedlichere und gerechtere Welt. Seitdem werden weitere Anhaltspunkte gesucht - überall. Jeder von uns kann auch so ein Anhaltspunkt dafür sein.“ Das hat Kirchenpräsident Peter Steinacker in den Mittelpunkt seiner diesjährigen Weihnachtsverkündigung gestellt, die am heutigen Freitag, 21. Dezember, ins Internet gestellt wurde (www.ekhn.de) und über die er am 24. Dezember in der Dreifaltigkeitskirche in Alsfeld/Vogelsberg predigt. Viele erlebten ein verwundetes Leben mit Problemen, die unüberwindlich scheinen – zum Beispiel Menschen, die sich selbst fremd seien, sowie Familien, die aneinander vorbeilebten. Sie suchten nach einem Anhaltspunkt für die Hoffnung auf ein neues, ein anderes Leben. Den könnten sie in der Weihnachtsbotschaft finden, sagt Steinacker. Gott habe sich in Jesus Christus „mit bescheidener Größe und mit machtloser Macht selbst Menschengestalt gegeben“, um das Schicksal der Menschen zu teilen und zu überwinden. Mit Jesu Geburt im Stall von Bethlehem habe Gott „einen neuen Anhaltspunkt für die Hoffnung geschaffen, ein Zeichen seiner Liebe“. Steinacker bezeichnete dies als den „Anfang vom Ende der Gewalt, der Angst und der Einsamkeit“ und als „Anfang einer friedlichen und gerechten Welt“. Seitdem würden weitere Anhaltspunkte gesucht – überall. „Zum Beispiel in Menschen, die Gottes Liebe erfahren und anderen davon erzählen können, in Familien, die miteinander nicht nur Weihnachten feiern sondern ihr Leben gestalten können, und in Politikern, die miteinander das Wohl der Menschen allem voran stellen können. Jeder von uns kann so ein Anhaltspunkt Gottes für die Menschen und ihre Welt sein“, ermutigte Steinacker.


Bischöfin Bärbel Wartenberg-Potter

Nordelbische Evangelisch-Lutherische Kirche, Sprengel Holstein-Lübeck

Das Kind und die Kinder gehören zusammen

Bischöfin Bärbel Wartenberg-Potter predigt im Dom zu Lübeck

In ihrer Predigt am Heiligen Abend im Dom zu Lübeck schlug die Lübecker Bischöfin Bärbel Wartenberg-Potter den Bogen vom Kind in der Krippe zu den Kindern heute. „Ein Schrecken hat sich in unsere Herzen eingenistet an diesem Weihnachtsfest, seit die Nachricht von den schlimmen Kinderschicksalen in unserer Mitte immer lauter wird. Die getöteten Schmerzenskinder von Plauen, Darry und von zu vielen Orten der Erde, sie tun am Heiligen Abend besonders weh.“ Mit Schuld daran seien die Erwachsenen, die die Kinder zu oft sich selber überließen. „Das Kind von Bethlehm stellt sich uns in den Weg und fragt: ‚Was ist lost mit euren Kindern? Wacht auf aus dem Rausch, diesem mix aus Zeitlosigkeit, Ungeduld, Gier und Hast, der einher geht mit dem Verlust von immer mehr Seelenkraft.’“ Gleichzeitig erinnerte Wartenberg-Potter an die Zeichen einer beginnenden Veränderung in den Köpfen und Herzen. Es werde über Kinderrechte gesprochen, mehr Väter nehmen Familienzeit, es gebe die Arbeit von Kinderschutzorganisationen gegen Kinderhandel und Kinderprostitution und vieles mehr.

„Das Kind und die Kinder: Sie gehören zusammen in einer Weihnachtsgeschichte, die Bodenhaftung hat. Das Kind in der Krippe geht unseren Kindern voran, macht uns Mut zu unseren Kindern.“

Bischöfin Bärbel Wartenberg-Potter wies darüber hinaus auf das „Kind in uns“ hin. Auch daran erinnere das Kind in der Krippe. „Auch diese Kind will leben. Denken wir manchmal an dieses Kind? Für dieses Kind und alle Kinder gibt es Weihnachtswünsche: Freiräume, geschenkte Zeit, einen Rhythmus im Leben, Entschleunigung. Die Kinder brauchen Seelen-Zeit, Sonntage, biblische Geschichten, Lieder, gemeinsames Essen.“ Sich all das schenken zu lassen und zu verschenken, wäre das schönste und beste Weihnachtsgeschenk für das Kind und die Kinder.

Und doch weise Weihnachten über die gegenwärtigen Zustände hinaus. „Diese Nacht hebt uns hinaus in einer andere Welt voller Hoffnung und Freude, in Gottes Nähe“, so die Bischöfin. „Gott schenkt uns einen Stern. Er leuchtet in die Betrübnisse unseres Herzens, in die Unerlöstheiten des armen geschundenen Planeten Erde. Dieser Stern füllt unsere Augen mit Licht, dem Licht der Liebe.

Maria geht durch einen Dornwald und pflückt für uns die Rosen, die nur für uns gewachsen sind, mitten im Winter, die Blumen, mit deren Duft und Leuchten wir das Leben besser bestehen. Und aus der Krippe blicken uns die Augen eines Kindes an, die noch keine Gewalt, keinen Verrat und Tod gesehen haben. Augen voller Vertrauen, die uns reinigen von aller Lebensgier und Falschheit. Sie bringen uns in die Gegenwart Gottes, zur Unschuld des Anfangs, in die Gemeinschaft des Lebens.“


Landesbischof Friedrich Weber

Evangelisch-lutherische Landeskirche in Braunschweig

Gottes Liebe verändert

Weihnachtspredigt von Landesbischof Weber im Braunschweiger Dom

Landesbischof Dr. Friedrich Weber hat in seiner Weihnachtspredigt im Braunschweiger Dom auf die verändernde Liebe Gottes hingewiesen. Sie zeige sich darin, dass Gott in Gestalt eines Kindes auf die Welt gekommen sei. Dieses Ereignis habe die Welt auf den Kopf gestellt, sagte der Landesbischof in der Christvesper am Heiligen Abend. Trotz vieler Krisen sei die Welt noch zu retten, zeigte er sich überzeugt, wenn sich die Menschen vom Geschenk des Lebens begeistern lassen: „Mit jedem Kind wird die Welt neu geboren:“ Auch deshalb sei es unfassbar schrecklich, wenn Kinder vernachlässigt und getötet werden.

Weber warnte außerdem davor, dem technischen Fortschritt ohne weiteres zu folgen. Aus Liebe zum Leben müsse gefragt werden, ob der Mensch alles tun dürfe, was er kann. Entscheidend sei, dass der Fortschritt menschlich bleibe. Solches Fragen könne neue Tugenden und Werte des Miteinanders freisetzen, sagte er: „Tugenden und Werte, die unser Zusammenleben, unser Verhältnis zur Schöpfung, unsere Fürsorge für die Schwachen und Leidenden ganz neu beleben können und müssen.“

Vor diesem Hintergrund sei die neue Studie der Bertelsmann-Stiftung zur religiösen Lage in Deutschland ermutigend. Dort komme zum Ausdruck, dass mehr als zwei Drittel der Deutschen religiös seien. Fast jeder Fünfte sei sogar hochreligiös. Glaube und Religiosität seien stärker verbreitet als vermutet, auch bei den jüngeren Menschen. Deswegen sei die Hoffnung begründet, dass die Menschlichkeit in den Krisen unserer Welt nicht zugrunde gehe.

Hannover, 21. Dezember 2007 / Aktualisierung 24. Dezember 2007

Pressestelle der EKD
Christof Vetter / Silke Römhild