EKD und Rumänisch-Orthodoxe Kirche feiern gemeinsam Gottesdienst

Theologischer Dialog in Rumänien erbrachte weitere Annäherung

Wie kann die Verwirklichung der einen Kirche Jesu Christi angesichts der getrennten Kirchen in Ost und West gelingen. Diese Kernfrage des Dialogs zwischen Kirchen im Osten und im Westen stand auf dem Programm des zehnten theologischen Dialogs zwischen der Rumänisch-Orthodoxen Kirche und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der vom 14.-20. November in Cluj-Napoca (Klausenburg) stattfand.

Auf dem Hintergrund der neu aufgebrochenen Frage nach dem Selbstverständnis orthodoxer  und evangelischer Kirchen im Ökumenischen Rat der Kirchen stellten beide Delegationen gemeinsam fest, dass "die eine Kirche Jesu Christi nicht mit einer bestimmten historisch vorfindlichen lokalen Kirche in exklusiver Weise zu identifizieren ist". Zwar sei es nach orthodoxer Auffassung nicht möglich, sich zur gastweisen Teilnahme am Abendmahl einzuladen, aber es gebe von Anfang an in der Geschichte der Kirche eine legitime Vielfalt der theologischen Ausdrucksweise, der kirchlichen Ordnungen sowie der Glaubenspraxis. Die evangelische Kirche sehe in den orthodoxen Kirchen wesentliche Elemente der evangeliumsgemässen Kirchlichkeit verwirklicht. Die Leiter der Delegationen, Metropolit Serafim Joanta, in der Rumänisch-Orthodoxen Kirche zuständig für Deutschland, Zentral- und Nordeuropa, und Bischof Rolf Koppe, Leiter der Abteilung für Ökumene- und Auslandsarbeit im Kirchenamt der EKD, stellten fest, dass es der weiteren Klärung von unverzichtbaren Inhalten und Kriterien bedürfe, um auf dem Weg zu einer versöhnten Verschiedenheit weiterzukommen.

Von beiden Seiten wurden grundlegende Referate zur Geschichte und Gegenwart des jeweiligen Kirchenverständnisses gehalten, u.a. von den deutschen Professoren Adolf Martin Ritter, Heinz Ohme und Jörg Jeremias sowie von Oberkirchenrätin Dagmar Heller. Eine Besonderheit dieses Dialogs ist, dass er in deutscher Sprache geführt wird, weil rumänische Professoren und Dozenten wie Viorel Ionita, Mircea Basarab, Nicolae Chifar, Constantin Patuleanu oder Ioan Caraza in Deutschland studiert haben.

Erzbischof Bartolomeu Anania von Cluj, der auch eine Partnerschaft mit der Evangelischen Landeskirche in Württemberg pflegt, lud die deutsche Delegation zum gemeinsamen Beten ein. Beide Delegationen nahmen an einer von Metropolit Serafim geleiteten orthodoxen Liturgie in der Kathedrale sowie an einem von Pfarrer Bela Kiss gehaltenen lutherischen Abendmahlsgottesdienst in der ungarisch-lutherischen Kirche teil. Durch Begegnungen mit Vertretern der reformierten und lutherischen Ungarn und der Unitarier wurde den deutschen Teilnehmern die in Rumänien herrschende ökumenische Vielfalt deutlich bewusst, die noch durch die griechisch-katholische Kirche ergänzt wird. "Vielfalt bedeutet Bereicherung", so Bischof Koppe. "Man darf aber auch vor den bestehenden Spannungen nicht die Augen verschließen."

Hannover, 22. November 2002
Pressestelle der EKD
Silke Fauzi

Kommuniqué im Wortlaut