Zentralrat der Juden trifft Rat der EKD

Besorgnis über Lage im Nahen Osten

Die Situation der jüdischen Gemeinden in Deutschland, die politische Lage im Nahen Osten und die Antisemitismusdebatte der vergangenen Wochen standen im Mittelpunkt der Begegnung zwischen dem Zentralrat der Juden in Deutschland und dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am 17. Juli 2002 in Frankfurt/Main.

Mit dem Treffen unter der Leitung des Präsidenten des Zentralrats, Paul Spiegel, und des EKD-Ratsvorsitzenden, Präses Manfred Kock, wurde die Reihe der regelmäßigen Begegnungen beider Leitungsorgane fortgesetzt.

Der Zentralrat der Juden und der Rat der EKD sehen die Bekämpfung antisemitischer Positionen als gemeinsame Sache aller politischen, kulturellen und religiösen Kräfte. Der Zentralrat würdigte in diesem Zusammenhang ausdrücklich das kontinuierliche Engagement der evangelischen Kirche. Die Vertreter der EKD betonten, sie seien sich der Schatten bewusst, die über ihrer Kirche liegen. Beide Seiten betonten, alle gesellschaftlichen Kräfte müssten dazu beitragen, dass der als Bodensatz latent vorhandene Antisemitismus nicht wieder salonfähig wird. Unanständig und verwerflich sei es, wenn Politiker mit antisemitischen oder als antisemitisch zu verstehenden Signalen im Wahlkampf auf Stimmenfang gehen.

Besorgt zeigten sich EKD und Zentralrat über die sehr angespannte Lage im Nahen Osten. Ihr Mitgefühl gelte allen Opfern der Gewalt in diesem Konflikt. Eine friedliche Lösung sei nur möglich, wenn das Existenzrecht Israels von palästinensischer Seite endlich eindeutig anerkannt und der Terrorismus gemeinsam und entschlossen bekämpft werde.

Übereinstimmung bestand zwischen Zentralrat und EKD darin, dass politische und militärische Entscheidungen der demokratisch gewählten Regierung Israels auch in Deutschland grundsätzlich einer kritischen Bewertung unterzogen werden können. Doch komme es dabei auf Sachlichkeit und Verhältnismäßigkeit an. Insbesondere müsse die Situation Israels in einer politischen Krisenregion und die akute Bedrohung durch den Terrorismus besondere Beachtung finden.

Beide Delegationen vereinbarten, den Meinungsaustausch in regelmäßigen Abständen fortzusetzen.

Auf Seiten des Zentralrats der Juden nahmen an dem Gespräch teil:

Herr Paul Spiegel, Präsident des ZR
Frau Charlotte Knobloch, Vizepräsidentin des ZR
Herr RA Daniel Ajzensztejn, Präsidium
Herr Nathan Kalmanowicz, Präsidium
Herr Dr. Salomon Korn, Präsidium
Herr Dr. Josef Schuster, Präsidium
Herr Johann Schwarz, Präsidium
Herr Stephan J. Kramer, Geschäftsführer des Zentralrats

Die Evangelische Kirche in Deutschland wurde vertreten durch die Ratsmitglieder:

Präses Manfred Kock, Vorsitzender
Landesbischof Dr. Johannes Friedrich
Bischöfin Maria Jepsen
Rechtsanwältin Dr. Ruth Leuze
Präses Dr. Jürgen Schmude
sowie
Prälat Dr. Stephan Reimers, Bevollmächtigter der Rates
Vizepräsident Dr. Hermann Barth, Kirchenamt der EKD
Bischof Dr. Rolf Koppe, Kirchenamt der EKD

Hannover/Berlin, den 18. Juli 2002

Diese Pressemitteilung wird zeitgleich durch die EKD und den Zentralrat der Juden veröffentlicht.