Perspektiven für Jugendliche mit schlechteren Startchancen

EKD reagiert in einer Stellungnahme auf Ausbildungsplatzmisere

Rund 15 Prozent aller Jugendlichen bleiben in Deutschland ohne Ausbildung - Tendenz steigend. Die Gesamtzahl der Jugendlichen und jungen Erwachsenen ohne abgeschlossene Berufsausbildung liegt mittlerweile weit über einer Million. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) sieht in diesen Zahlen eine Sprengkraft, die endlich konsequent entschärft werden muss. "Jugendliche, die von unserem Bildungs- und Beschäftigungssystem in seiner jetzigen Form nicht aufgefangen werden, brauchen dringend mehr Unterstützung. Dazu ist ein entschlossenes gesamtgesellschaftliches Handeln erforderlich", heißt es dazu in einer Stellungnahme der Kammer der EKD für Bildung und Erziehung, Kinder und Jugend.

"Seit Jahren bemühen sich viele Verantwortliche aus Politik, Wirtschaft und Gewerkschaft, allen Schulabgängern einen Ausbildungsplatz zu vermitteln", so der Vorsitzende des Rates der EKD, Manfred Kock, im Vorwort der Stellungnahme.  Jeden Herbst sei man froh, wenn das zumindest statistisch gesehen einigermaßen gelungen sei. "Die dahinter stehenden strukturellen Schwierigkeiten werden allerdings nur unzureichend angegangen. Es genügt nicht, die Jugendlichen lediglich unterzubringen." Ausbildung, so der Ratsvorsitzende weiter, sei "kein Almosen, sondern eine wertvolle Zukunftsinvestition, die wir unseren Kindern und Jugendlichen nicht verweigern dürfen. Sie haben ein Anrecht darauf."

Die evangelische Kirche plädiert dafür, die Situation der Jugendlichen mit schlechteren Startchancen differenziert zur Kenntnis zu nehmen und in einen größeren Problemzusammenhang zu stellen. Sie fordert unter anderem

  • die Lage der Jugendlichen mit schlechteren Startchancen als ein Bildungsproblem zu erkennen,

  • das Bildungsniveau in der Breite nachhaltig zu erhöhen,

  • Förderungsmaßnahmen früh zu beginnen,

  • Eltern zu stärken,

  • die Qualität des Unterrichts zu verbessern und die Voraussetzungen für eine profilierte Schulkultur und individuelle Förderung zu schaffen,

  • Grundbildung durch interessante und erleichternde Lernarrangements sowie Praxisbezug zu sichern,

  • Ganztagsangebote zu verstärken,

  • auf deutsche Sprachkenntnisse zu dringen,

  • Ausbildungsgänge zu flexibilisieren und zu modularisieren,

  • Berufsausbildungsvorbereitung, Benachteiligtenförderung und berufliche Ausbildung effektiver zu integrieren,

  • freie Träger zu unterstützen und besser einzubeziehen,

  • Jugendliche auf der Suche nach Lebenssinn und tragfähigen Lebenszielen intensiver zu begleiten.

Die von der EKD aufgezeigten Perspektiven gründen auch auf den Erfahrungen der evangelischen Jugendarbeit und der diakonischen Einrichtungen der evangelischen Kirche, die sich im übrigen mit eigenen Initiativen an der Beseitigung des akuten Lehrstellenmangels beteiligt (z.B. mit der Aktion "7x7 - Kirche für Ausbildung" in Nordrhein-Westfalen).


Hannover, 29. September 2003

Pressestelle der EKD
Silke Fauzi

Der komplette Wortlaut des Textes "Perspektiven für Jugendliche mit schlechteren Startchancen"

Die Stellungnahme "Perspektiven für Jugendliche mit schlechteren Startchancen" kann als farbige Broschüre zum Stückpreis von 0,37 € über das Kirchenamt der EKD bezogen werden [Herrenhäuser Str. 12, 30419 Hannover, Telefon (0511) 2796-240, Telefax (0511) 2796-277, e-mail: angela.hennig@ekd.de].