Viele Grüße aus Tokio

Weltweite Resonanz auf kirchliches Kommunikationsangebot

GEP-Info, 1996, Heft 4, S. 2

Im Januar 1996 nahm im GEP die EKD-Projektstelle "Evangelische Kirche Online (EKD)" ihre Arbeit auf. Inzwischen ist die Kirche auf dem Datenhighway nicht mehr wegzudenken. Ein Rückblick auf das erste Jahr von Projektleiter Dr. Matthias Schnell.

"Der Pfarrer ist mein Nachbar. Er benutzt nie den gelben Müllsack. Soll ich ihn darauf hinweisen? Oder ist das seine Privatangelegenheit?" Solche kuriosen Anfragen landen selten im E-Mail Briefkasten von "info@gep.de", der elektronischen Adresse des Projektes "Evangelische Kirche Online (EKD)" im Internet. Die meisten der täglich 20-30 eingehenden Briefe sind seriöse Anfragen nach Informationen oder Bitten um konkrete Hilfestellung bei der Realisierung christlicher Internetprojekte von Landeskirchen, Gemeinden, Akademien, Werken und Verbänden der evangelischen Kirche aus dem In- und Ausland. Ab und zu stellen Menschen, die der Kirche fernstehen, aber auch ernstgemeinte Fragen nach dem christlichen Glauben: "Warum glaubt ihr eigentlich noch? Ist der Glaube nicht längst überholt?". Bei solchen Fragen muß man sich dann Zeit nehmen und Auskunft über den eigenen Glauben geben, was angesichts der Anzahl der täglich eingehenden Briefe kaum noch zu bewältigen ist.

Alte Kirche - neue Pfade

Überaus positiv war die Reaktion von Internet-Nutzern, als im Februar 1996 die Informationsangebote der EKD und des GEP im "World Wide Web", dem Informationsdienst des Internet, freigeschaltet wurden: "Als Pfarrer der deutschsprachigen Gemeinde in Bangkok habe ich schon lange auf eine elektronische Verbindung zur EKD gewartet." "Ich finde es sehr spannend, daß unsere gute alte Kirche auf neuen modernen Pfaden wandelt. Ein ganz neues Gefühl". Zahlreiche Wünsche zum Ausbau des Informationsangebotes begleiteten die Einträge in das interaktive Forum auf dem EKD-Server.

Mitte März 1996 wurden auch englischsprachige Basisinformationen ins Netz gestellt. Seitdem kommen ca. ein Drittel aller Zugriffe auf den Rechner aus dem Ausland: von Asien über Südafrika, Brasilien und den USA bis hin zu Schweden, Rumänien und der Ukraine. In der monatlichen Statistik der Zugriffe finden sich regelmäßig ca. 30 verschiedene Länder. Internationales Echo auch im Gästebuch auf dem EKD-Server: Hirotaka Tokuhiro, Pastor der "Omori Lutheran Church" in Tokyo, freut sich über die Informationen aus Deutschland, ein 93jähriger kanadischer Lutheraner, der täglich seinen Computer benutzt, möchte mehr über Bach wissen, ein Pfarrer aus Südafrika berichtet, daß seine Konfirmanden ebenfalls mit großer Freude das Luther-Quiz gespielt hätten...

Im Laufe der letzten Monate wurde das Informationsangebot kontinuierlich ausgebaut. Neben GEP und EKD werden mittlerweile auch noch andere überregionale Informationsangebote der evangelischen Kirche von der Projektstelle betreut: u. a. die Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen, die Evangelische Frauenarbeit in Deutschland, der Evangelische Posaunendienst in Deutschland, der WerbeDienst, der Deutsche Evangelische Kirchentag und die Arbeitsgemeinschaft Kirchlicher Entwicklungsdienst. Viele Landeskirchen und Gemeinden sind ebenfalls mit einem eigenen Angebot ins Internet gegangen, weitere werden folgen.

Besondere Aktionen

Durch besondere Aktionen und die ständige Aktualisierung der Angebote werden den Nutzern auch immer wieder neue Highlights geboten: so u.a. ein interaktives Luther-Preisrätsel, ein monatlicher EKD-Newsletter mit mittlerweile ca. 500 Interessierten und die gemeinsam von GEP und EKD initiierte Auszeichnung "WebFish" für das beste christliche Internet-Angebot. Im November ging die neue christliche Such-Maschine "ChristWeb.de", die in ökumenischer Zusammenarbeit mit der katholischen Kirche vom Verein "Kirche Online" betrieben wird, ans Netz. Zweimal im Jahr treffen sich Interessierte aus der evangelischen Kirche bei einer Konsultationsrunde zum gemeinsamen Erfahrungsaustausch im GEP. Es gibt aber auch internationalen Informationsbedarf. Ein englischer Kollege hatte die Idee, eine "European Christian Internet Conference" (ECIC) zu veranstalten. Die Projektstelle konnte das realisieren. Unter der Schirmherrschaft des European Committee des WACC fand im November im GEP das erste internationale christliche Internet-Treffen statt. Weitere sind geplant.

Das erste Jahr "Evangelische Kirche Online (EKD)":

  • Nach einer nur sechswöchigen Planungsphase waren die ersten Angebote im Netz. Diese wurden im Laufe des Jahres in Zusammenarbeit mit vielen beteiligten Stellen kontinuierlich ausgebaut.
     
  • In den letzten Monaten ist eine lebendige Kommunikation zwischen den Nutzern entstanden, was sich an den vielen elektronischen Zuschriften und an Einträgen in den Foren ablesen läßt.
     
  • Die Service- und Beratungsangebote der Projektstelle wurden von vielen Landeskirchen, Gemeinden, Akademien, Werken und Verbänden der evangelischen Kirche gerne genutzt.
     
  • Die Projektstelle fungiert als Informationsbörse und Koordinationsstelle für die verschiedenen Aktivitäten der evangelischen Kirche im Internet.
     
  • Die Angebote werden von den meisten Nutzern positiv bewertet. Durch die Präsenz im Netz erreicht die Evangelische Kirche in Deutschland zunächst kirchlich interessierte Menschen, die sich auf diesem Wege informieren und mit anderen kommunizieren wollen, dann aber auch Nutzer, die der Kirche eher fernstehen, aber einfach neugierig sind, was die Kirche im Netz zu bieten hat.


Autor: Dr. Matthias Schnell