Klagegottesdienst für die Opfer des jüngsten Flüchtlingsunglücks

Wuppertal (epd). In einem Klagegottesdienst für die Opfer des jüngsten Flüchtlingsunglücks vor der libyschen Küste hat der rheinische Präses Manfred Rekowski den EU-Staaten Tatenlosigkeit vorgeworfen. Die von Gleichgültigkeit kaum zu unterscheidende Gelassenheit der Politik sei ein humanitärer und politischer Skandal, beklagte der evangelische Theologe in seiner Predigt in der Citykirche in Wuppertal-Elberfeld. "Wir klagen und trauern nicht um die Opfer einer unabwendbaren Naturkatastrophe. Nein, wir klagen und trauern um die Opfer einer verfehlten Politik."

Rekowski kritisierte eine andauernde Abschottungspolitik der Europäischen Union. "Kein noch so hoher Wall hält Menschen von einer Flucht ab", sagte der leitende Theologe der Evangelischen Kirche im Rheinland laut Predigttext. Je höher der Wall werde, desto mehr Opfer würden zu beklagen sein.

Rekowski erinnerte an die Verantwortung jedes Einzelnen. Viel zu oft werde weggeschaut und verdrängt. Über Fluchtursachen, über die Zusammenhänge von Freihandelszonen und Ausbeutung in den Herkunftsländern werde nicht diskutiert, kritisierte der rheinische Präses. "Wir durchschauen nicht, was der Preis eines T-Shirts mit der Fluchtgeschichte von Menschen, die bei uns Zuflucht suchen, zu tun hat." Christen seien von Jesus Christus dazu aufgefordert worden, sich Fremden und denjenigen Menschen anzunehmen, die in Not seien, betonte Rekowski.

Vor einer Woche waren bei der bislang schwersten Flüchtlingskatastrophe im Mittelmeer mehr als 800 Menschen ertrunken. Nach UN-Angaben sind im April im Mittelmeer bisher 1.300 Bootsflüchtlinge ums Leben gekommen.

27. April 2015