Bischof Markus Dröge: Lob für Italiens Flüchtlingspolitik

Berlin (epd). Der Landesbischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO), Markus Dröge hat die Flüchtlingspolitik Italiens gelobt. Der italienische Staat mache sich sehr viel Mühe und habe erst jüngst sein Aufnahmesystem von 3.500 auf 25.000 Plätze ausgebaut, sagte Dröge, der zu Gesprächen nach Italien gereist ist, im RBB-Inforadio. In Lampedusa seien Vertreter von Hilfsorganisationen begeistert gewesen, wie geregelt und mit welcher Willkommenskultur dort den Flüchtlingen begegnet werde.

Das große Problem sei aber, dass auch anerkannte Asylsuchende in Italien eigentlich keine Chance haben, sich zu integrieren. Es gebe keine Unterstützung für die erste Zeit und kaum Chancen, auf dem ohnehin prekären italienischen Arbeitsmarkt eine Stelle zu finden. "Dann ist nur zu verständlich, wenn sie versuchen, in andere Länder weiter zu ziehen", sagte Dröge.

Wohnraum fehlt

Der Bischof traf in Rom auch mit Flüchtlingen aus Eritrea zusammen. Dabei informierte er sich über die Lage der Asylbewerber, die bis vor wenigen Wochen in Zelten eines inzwischen geräumten Flüchtlingslagers am Stadtrand gewohnt hatten. Dabei verloren viele von ihnen ihre Papiere.

Bei einem Treffen mit Hilfsorganisationen warnte der Vertreter des Flüchtlingsdienstes der Jesuiten, Berardino Guarino, vor Plänen, allen Flüchtlingen bei der Einreise in die EU Fingerabdrücke abzunehmen. Dies hätte schwerwiegende Folgen für das überlastete Aufnahmesystem in Italien. Maria Quinto von der katholischen Gemeinschaft Sant'Egidio wies auf erhebliche regionale Unterschiede bei den Aufnahmestrukturen in Italien hin. Größtes Problem sei der Mangel an Wohnraum. So lebten allein in Rom etwa 10.000 Flüchtlinge in Baracken.

Abschiebung "nicht verantwortbar"

Europa dürfe Italien mit den Flüchtlingen nicht alleine lassen, mahnte Bischof Dröge. Die italienischen Politiker hätten deutlich gemacht, dass sie alles tun wollen. Aber sie könnten nicht die gesamte europäische Flüchtlingsproblematik lösen, nur weil die Menschen bei ihnen auf dem Meer ankommen.

An den Berliner Senat appellierte der Dröge, nach einer gemeinsamen Lösung für die etwa 100 früheren Oranienplatz-Flüchtlinge zu suchen, die seit einem halben Jahr in Kirchengemeinden untergekommen sind. Eine Abschiebung zurück nach Italien nach der Dublin-Verordnung, wie von den Behörden gefordert, sei keine "verantwortbare Lösung", betonte Dröge.

15. Juni 2015