Weltkirchenrats-Direktor: "Merkel würde Friedensnobelpreis verdienen"

Genf (epd). Der internationale Direktor des Weltkirchenrates, Peter Prove, lobt die Flüchtlingspolitik von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) als vorbildlich. "Wir sind sehr dankbar für Angela Merkels Politik", sagte Prove dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Genf. Einen Tag vor der Bekanntgabe des Trägers des diesjährigen Friedensnobelpreises erklärte Prove, eine Auszeichnung für die Bundeskanzlerin wäre sehr angemessen. Merkel "würde den Preis verdienen". Die deutsche Regierungschefin gehört zu dem Favoritenkreis für die wichtigste internationale Friedensauszeichnung.

Merkels Politik sei "moralisch und rechtlich einwandfrei", betonte der internationale Direktor des Ökumenischen Rates der Kirchen. Da die Kanzlerin in Deutschland und auch in ihrer eigenen Reihen auf Widerstand stoße, sei ihre Haltung "doppelt mutig". Deutschland demonstriere auf eindrückliche Weise, dass Europa die nötige Kapazität habe, um verfolgte und unterdrückte Menschen aufzunehmen. Der Australier Prove sagte, dass andere europäische Länder sich an der Großzügigkeit Deutschlands in der Flüchtlingskrise ein Beispiel nehmen sollten.

"Deutschland kann diese Krise nicht alleine bewältigen", hielt Prove fest. Er verlangte, dass die EU-Länder und die USA energischer die Gründe für die Flucht von Millionen Menschen bekämpfen müssten. "Krieg, Gewalt und Elend zwingen die Menschen, ihre Heimat zu verlassen", sagte Prove. Niemand würde ohne Not in die Fremde ziehen. "Die reichen und einflussreichen Staaten müssen mehr tun, um Konflikte wie in Syrien zu lösen und sie gar nicht erst entstehen zu lassen", sagte er.

Im 1948 gegründeten Ökumenischen Rat der Kirchen sind 345 anglikanische, protestantische und orthodoxe Kirchen zusammengeschlossen. Die Mitgliedskirchen umfassen rund 500 Millionen Christen. Die katholische Kirche gehört dem Dachverband mit Sitz in Genf nicht an.

8. Oktober 2015