Flüchtlinge: Bedford-Strohm fordert gegenseitige Wertschätzung

Berlin (epd). Im Umgang mit Flüchtlingen plädiert der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, für eine Kultur wechselseitiger Anerkennung. Dazu brauche man Kommunikation, "das dafür zentrale Medium ist die Sprache", heißt es in einem Gastbeitrag des evangelischen Theologen im CDU-Magazin "Union" (Dezember-Ausgabe). Flüchtlinge müssten daher die Möglichkeit bekommen, die deutsche Sprache zu erlernen.

Verschiedene Kulturen dürften zudem nicht wie abgeschlossene Inseln nebeneinander existieren, fügte Bedford-Strohm hinzu, der auch bayerischer Landesbischof ist: "Um gemeinsam und im Austausch miteinander zum sozialen Zusammenhalt unseres Landes beitragen zu können, müssen die kulturellen Traditionen von Zuwanderern auch einen Platz im öffentlichen Leben Deutschlands haben."

Ethik der Einfühlung

"Toleranz, die auf wechselseitiger Wertschätzung fußt, wird damit zur Kernkompetenz in einem wachsenden Deutschland", betonte der EKD-Ratsvorsitzende. Toleranz schließe auch ein Gefühl für den Reichtum der jeweils anderen religiösen Traditionen ein. "Selbst dann, wenn diese Tradition nicht geteilt wird, kann sie als authentischer Ausdruck des Glaubenslebens der anderen gewürdigt und in ihrem Wert gesehen werden", erklärte Bedford-Strohm. Identität aus Abgrenzung habe keine Zukunft.

Zum bevorstehenden Weihnachtsfest erklärte Bedford-Strohm, auch Jesus sei ein Flüchtlingskind gewesen. Weihnachten 2015 rufe in besonderer Weise in Erinnerung, wie sehr die christlich-jüdische Tradition von Beginn an auch eine Geschichte von Flucht und Vertreibung ist. Die christlich-jüdische Tradition zeichne in besonderer Weise zudem eine Ethik der Einfühlung aus. Sie schließe "übrigens auch Einfühlungsvermögen gegenüber unseren eigenen Kräften ein und schützt damit vor Überforderung", betont der Repräsentant von fast 23 Millionen evangelischen Christen in Deutschland.

10. Dezember 2015