EKD-Ratsvorsitzender Bedford-Strohm warnt vor Polarisierung in der Flüchtlingsdebatte

Tutzing (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, warnt vor Schwarz-Weiß-Malerei in der Flüchtlingsdebatte. Humanität und Realismus dürften nicht gegeneinander ausgespielt werden, mahnte der Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern beim Jahresempfang der Evangelischen Akademie Tutzing. Bestimmte politische Positionen dürften nicht einfach als realistisch, davon abweichende dagegen als blauäugig bezeichnet werden.

"Aufhören politische Symboldebatten zu führen"

"Wir müssen aufhören, in der Flüchtlingsfrage politische Symboldebatten zu führen", forderte Bedford-Strohm laut Redemanuskript. Dass parteipolitische Machtkämpfe über diese Debatte ausgetragen werden, verbiete sich ohnehin – "denn es geht für viele betroffene Menschen buchstäblich um Leben oder Tod". Auch dürften die Politiker der Bevölkerung nicht einfache Lösungen suggerieren, um damit kurzfristig zu punkten. Wer profilierte Vorschläge in der politischen Debatte mache, müsse aufzeigen, wie die vorgeschlagenen Maßnahmen funktionieren sollen.

Der politische Konsens unter den großen politischen Kräften sei viel größer, als es in der öffentlichen Debatte deutlich werde, sagte der Bischof. So spreche etwa niemand von einer unbegrenzten Aufnahmekapazität Deutschlands. Außerdem teile jeder die Erkenntnis, dass die Fluchtursachen in den Herkunftsländern beseitigt werden müssten. Konsens bestehe auch darüber, dass Europa die Flüchtlingsfrage nur gemeinsam lösen kann. Es helfe dabei aber nicht weiter, andere EU-Länder von Deutschland aus "moralisch abzuqualifizieren".

13. Januar 2016