Rekowski wünscht neben der Flüchtlingskrise auch Aufmerksamkeit für andere Bedürftige

Berlin/Düsseldorf (epd). Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski, mahnte in der Talkshow "Maybrit Illner" am 25. Februar, bei der nötigen Hilfe für Flüchtlinge die anderen Bedürftigen nicht zu vergessen. "Wir müssen aufpassen, dass es nicht einen Kampf um den vorletzten Platz in unserer Gesellschaft gibt", sagte der Theologe. Mit Blick auf die Debatte über Grenzschließungen und eine Begrenzung der Flüchtlingsaufnahme hob Rekowski die Verantwortung nicht zuletzt der christlichen Parteien hervor. Wer sich auf christliche Werte berufe, müsse den Flüchtlingen wirksam helfen. Dies müsse an anderen Stellen geschehen, wenn Deutschland bei der Aufnahme an seine Grenzen komme.

Die gleiche Entschlossenheit und Leidenschaft wie beim Schutz der EU-Außengrenzen wünsche er sich auch, "wenn es um die Bekämpfung von Fluchtursachen geht", betonte der leitende Geistliche der zweitgrößten Landeskirche in Deutschland und warnte: "Wenn wir in den Nachbarstaaten der Krisenregionen nicht für das Existenzminimum sorgen, dann setzen wir Fluchtbewegungen in Gang." Statt auf das "Weltproblem Flucht mit nationalen Regelungen" zu reagieren, sei "eine intelligente europäische Paketlösung" nötig, sagte Rekowski.

Die eigenen Bedürfnisse dürfen nicht unter die Räder geraten

Auch SPD-Chef Sigmar Gabriel verlangt mehr Geld für die sozialen Belange der Bürger. Deutschland brauche "so etwas wie ein neues Solidaritätsprojekt für unsere eigene Bevölkerung", sagte Gabriel in der ZDF-Sendung  Die Menschen dürften nicht den Eindruck haben, dass Milliardenbeträge nur für die Bankenrettung und für Flüchtlinge ausgegeben werden und ihre eigenen Bedürfnisse unter die Räder geraten. Konkret nannte der Vizekanzler den sozialen Wohnungsbau, den Ausbau der Kita-Plätze und die Aufstockung geringer Renten. Dies sei wichtiger als ein ausgeglichener Haushalt.

Der CSU-Ehrenvorsitzende Edmund Stoiber verteidigte die Forderung seiner Partei nach nationalen Obergrenzen für die Aufnahme von Flüchtlingen. "Eine Begrenzung ist ethisch verantwortbar, damit ich die Mehrheitsbevölkerung in dieser Entscheidung mitnehme, und das tun wir zu wenig", sagte Stoiber.

Dagegen kritisierte die Sprecherin des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR, Melissa Fleming, die Grenzschließungen von EU-Staaten. Europa habe Deutschland im Stich gelassen. Die aktuelle Krise gäbe es nach Einschätzung Flemings nicht, wenn alle EU-Staaten ihren Teil der Last getragen hätten. Dazu hätten an den Außengrenzen von Beginn an alle Flüchtlinge registriert und auf die Mitgliedsstaaten verteilt werden müssen.

(epd/ekd)

26. Februar 2016