Erzbischof von Canterbury lobt Einsatz Deutschlands für Flüchtlinge

London (epd). Der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, zeigt Verständnis für Menschen, die Angst vor den Auswirkungen von Einwanderung haben. Gleichzeitig lobte er in einem Interview mit dem britischen Parlamentsmagazin "The House" den Einsatz Deutschlands. In dem Interview sagte er, es gebe eine Tendenz, Bedenken gegen Zuwanderung als rassistisch abzustempeln ."Angst ist ein zulässiges Gefühl in Zeiten solch einer kolossalen Krise", sagte das Oberhaupt der anglikanischen Kirche. Die Menschen machten sich Sorgen darüber, welcher Druck auf die Gemeinden entstehe, wenn Menschen zuwanderten.

Es gebe Ängste, ob genügend Wohnungen und Arbeitsplätze da seien und ob der Zugang zum Gesundheitssystem noch gewährleistet sei. Das alles seien wahre Ängste, die man ernst nehmen müsse. Welby kritisierte aber auch die britische Regierung. Großbritannien sei führend, was die humanitäre Hilfe in der Region um Syrien angehe. Aber man müsse auch bereit sein, in Großbritannien zu helfen. "Ich war gerade in Berlin und die Kirchen dort leisten eine bemerkenswerte Arbeit, genauso wie die Deutschen", sagte er.

Nachteil für verfolgte Christen

Deutschland habe 1,1 Millionen Flüchtlinge im vergangenen Jahr aufgenommen. Dagegen wirke die britische Zusage sehr gering. Der konservative Premierminister David Cameron hatte Anfang September angekündigt, Großbritannien sei bereit, 20.000 Flüchtlinge in den kommenden fünf Jahren aufzunehmen. Allerdings nur aus Camps an der syrischen Grenze, keine Flüchtlinge, die es bereits nach Europa geschafft haben. Welby hatte dieses Vorgehen kritisiert. Es benachteilige vor allem christliche Flüchtlinge, da diese große Camps mieden, um weiterer Verfolgung zu entgehen, erklärte er. Welby hatte zudem bereits im vergangenen Jahr angekündigt, in seiner kirchlichen Residenz Flüchtlinge aufnehmen zu wollen.

11. März 2016