Minderheiten unter Flüchtlingen brauchen wirksamen Schutz

Frankfurt a.M. (epd). Spitzenvertreter der evangelischen Kirche haben ihre Forderung nach einem wirksamen Schutz für religiöse Minderheiten in Flüchtlingsheimen bekräftigt. "Wenn Christen in Flüchtlingsunterkünften oder anderswo in Deutschland bedroht werden, ist das unerträglich", schrieb der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, am Pfingstwochenende auf seiner Facebook-Seite. Das Gleiche gelte "natürlich für Jesiden oder muslimische Minderheiten".

Diakoniepräsident Ulrich Lilie sagte, Betreiber von Einrichtungen für Asylsuchende müssten zur verbindlichen Einhaltung von Schutzstandards verpflichtet werden. "Die zum Teil reißerisch aufgemachten Berichte von Übergriffen auf Frauen, auf Kinder und auf Christen, aber auch auf Muslime und gleichgeschlechtlich Liebende in Lagern haben leider einen realen Hintergrund", sagte Lilie dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Überall da, wo Menschen für lange Zeit auf wenig Raum zusammen leben müssen, steige der soziale Druck. "Darum müssen die Aufenthaltszeiten in solchen beengten Umgebungen mit besonderen Standards versehen und zeitlich begrenzt sein", forderte Lilie. In Einrichtungen der Diakonie gäbe es "vergleichsweise hohe Standards".

Hilfe in konkreten Fällen wichtig

Lilie und Bedford-Strohm äußerten sich zurückhaltend über das vermutete Ausmaß von Übergriffen. Der EKD-Ratsvorsitzende schrieb: "Die empirische Frage, wie flächendeckend die Übergriffe zu beklagen sind, ist für mich weniger wichtig als die Hilfe in den konkreten Fällen." Eine am 9. Mai von der Organisation "Open Doors" vorgelegte Studie gebe wegen ihrer "deutlich aufgezeigten empirischen Schwächen dafür keine befriedigende Auskunft". "Bisher können wir den in den letzten Tagen massiv vorgetragenen Vorwurf, dass so etwas flächendeckend vorkommt, für Bayern schlicht und einfach nicht bestätigen", erläuterte Bedford-Strohm, der als Landesbischof an der Spitze der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern steht.

Dokumentiert sind in der Studie 231 Fälle, in denen christliche Flüchtlinge selbst angaben, aufgrund ihres Glaubens beleidigt, bedroht oder verletzt worden zu sein. In 86 Prozent der Fälle handelte es sich um Menschen, die zum christlichen Glauben übergetreten sind. Das der theologisch konservativen Deutschen Evangelischen Allianz nahe stehende Netzwerk "Open Doors" sprach von einer systematischen Verfolgung durch vor allem muslimische Flüchtlinge und Wachdienste und warf Politik und Kirchen vor, die Lage zu verharmlosen.

17. Mai 2016