Die hannoversche Landeskirche kritisiert eine zunehmende Islamfeindlichkeit in Deutschland

Hannover (epd). Die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers beklagt eine wachsende Islamfeindlichkeit in Deutschland. "Der Islam wird jetzt in einer Weise pauschal öffentlich infrage gestellt wie sich dies selbst nach dem 11. September 2001 kein wirklich wichtiger politischer Vertreter getraut hat", betonte der Synodale Jörn Surborg zum Auftakt der in Hannover tagenden Landessynode. Dazu gebe es Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte. Das gesellschaftliche Klima habe sich spürbar verändert. Demgegenüber will die größte evangelische Landeskirche in Deutschland die Flüchtlingsarbeit mit weiteren 3,8 Millionen Euro stärken.

Während es noch vor Monaten ganz zentral um eine "Willkommenskultur" gegangen sei, gewinne jetzt die Frage nach der Grenzsicherung an ganz neuer Bedeutung, kritisierte Surborg vor dem evangelischen Kirchenparlament. Dabei stehe die Integration der Flüchtlinge in Deutschland noch ganz am Anfang: "Diese gewaltige Aufgabe bleibt, auch uns als Kirche." Surborg leitet den Landessynodalausschuss, der das Kirchenparlament zwischen seinen Tagungen vertritt.

Pensionsrückstellung reißt ein Loch in den Etat

Trotz gestiegener Einnahmen aus der Kirchensteuer hat die hannoversche Landeskirche das vergangene Haushaltsjahr mit einem dicken Minus abgeschlossen. Ursache sei eine Rückstellung von 169,5 Millionen Euro für die Altersversorgung der Pastoren und Kirchenbeamten, sagte Surborg. Vor allem die niedrigen Zinsen ließen große Lücken bei den Versorgungskassen entstehen.

Insgesamt sind die Kirchensteuer-Einnahmen 2015 von 534,8 auf 546,6 Millionen Euro gestiegen – das entspricht einem Zuwachs von 2,2 Prozent. Da noch Spenden und Zuschüsse hinzukommen, summieren sich die Erträge auf 625,5 Millionen Euro. Dem stehen im Abschluss des Etats Aufwendungen von 720,9 Millionen Euro gegenüber. Die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers hat insgesamt rund 1.270 Gemeinden mit rund 2,7 Millionen Mitgliedern und umfasst damit etwa drei Viertel Niedersachsens. Das Kirchenparlament tagt bis zum Samstag im diakonischen Henriettenstift.

25. Mai 2016