Diakoniepräsident Lilie: Das Integrationsgesetz atmet den "Geist des Misstrauens"

Berlin (epd). Die Diakonie Deutschland hat das derzeit im Bundestag diskutierte Integrationsgesetz der Bundesregierung erneut scharf kritisiert. Es sei ein wenig ambitioniertes Gesetz, das den "Geist des Misstrauens" atme, sagte der Präsident des evangelischen Wohlfahrtverbands, Ulrich Lilie, in Berlin. Er kritisierte die geplanten drastischen Sanktionen für Flüchtlinge, die nicht an Integrationsangeboten teilnehmen. Das Gesetz unterstelle damit mangelnden Integrationswillen. Die Erfahrungen der Diakonie in ihren Einrichtungen deutschlandweit zeigten aber das Gegenteil.

"Bestenfalls ahnungslos, schlimmstenfalls populistisch"

Zudem müssten mehr Integrationsangebote gemacht werden, sagte Lilie unter Verweis auf oftmals fehlende Plätze in Integrationskursen. "Bei der aktuellen Unterbringungssituation mit Sanktionen zu drohen, ist bestenfalls ahnungslos, schlimmstenfalls populistisch", kritisierte er.

Lilie forderte einen Paradigmenwechsel bei der Integration. Sie beginne in Kopf und Herzen, sagte er. "Wer die Menschen ausschließlich als Bedrohung ansieht, wird kaum Konzepte entwickeln, wie man ihnen die Ankunft erleichtert", sagte der Präsident des evangelischen Wohlfahrtverbands. Man müsse wegkommen vom "Paradigma der Last" und stattdessen Flüchtlinge als Chance sehen. Zudem forderte er ein "Weg von den Kosten hin zum Menschen, der kostbar ist".

Lilie sprach am Dienstag beim 16. Berliner Symposium zum Flüchtlingsschutz von Evangelischer Kirche in Deutschland (EKD), Wohlfahrtsverbänden und Menschenrechtsorganisationen. Seit dem 20. Juni berieten Experten dort über die aktuellen Fragen in der Flüchtlingspolitik.

21. Juni 2016