Ratsvorsitzender will Angriffe auf christliche Flüchtlinge nicht verschweigen

München (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, mahnt zu einem differenzierten Blick auf die Lage von Christen in deutschen Flüchtlingsunterkünften. "Weder darf aus irgendwelchen political-correctness-Überlegungen irgendetwas verschwiegen oder Hilfe vorenthalten, noch darf diese Frage zum Instrument einer versteckten politischen Agenda, wie etwa einer Pauschalabwertung des Islam, werden", schrieb Bedford-Strohm auf seiner Facebook-Seite angesichts sich widersprechender Einschätzungen zu Übergriffen auf christliche Asylsuchende.

"Es muss schlicht und einfach berichteten Fällen nachgegangen und Abhilfe geschaffen werden", forderte der bayerische Landesbischof: "Wo Straftaten vorliegen, müssen sie mit den Mitteln des Rechtsstaates verfolgt werden." Bedford-Strohm hatte sich am 5. Juli bei einem Expertengespräch auf Einladung der CSU-nahen Hanns-Seidel-Stiftung unter anderem mit Politikern und Verantwortlichen in Asylheimen über das Thema "Christliche Flüchtlinge in Unterkünften" ausgetauscht.

Teilweise unseriöse Ergebnisse

Das Hilfswerk "Open Doors", das der theologisch konservativen Deutschen Evangelischen Allianz nahesteht, hatte im Mai Ergebnisse einer Umfrage unter christlichen Flüchtlingen vorgestellt. In 231 Fällen gaben Christen, in der Mehrheit Konvertiten, dabei an, wegen ihrer Religionszugehörigkeit beleidigt, drangsaliert oder geschlagen worden zu sein. "Open Doors" sprach von systematischer Verfolgung.

Autoren der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" gingen den Vorwürfen nach und bewerteten Ergebnisse der Studie als unseriös, unter anderem weil fast zwei Drittel der Betroffenen aus einer Gemeinde in Berlin stammten, obwohl die Studien-Verantwortlichen von einer "deutschlandweiten" Befragung sprachen. Auch die beiden großen Kirchen äußerten Zweifel an der Validität der Studie.

6. Juli 2016