Kirchenpräsident Liebig für Gespräche mit Flüchtlingsgegnern

Dessau-Roßlau/Weimar (epd). Der Kirchenpräsident der Evangelischen Landeskirche Anhalts, Joachim Liebig, hat sich für persönliche Gespräche mit Flüchtlingsgegnern ausgesprochen. "Es muss sehr deutlich sein: Wir stehen für ein anderes Bild vom Menschen, für ein anderes Bild von Gesellschaft, als es von 'Pegida' und der AfD vertreten wird", sagte Liebig der in Weimar erscheinenden evangelischen Kirchenzeitung "Glaube + Heimat" (Erscheinungstermin 24. Juli). "Wir stehen aber auch für eine Gesprächskultur, die sich eben nicht in Verweigerung äußert", betonte der 58-Jährige.

Zugleich räumte der Kirchenpräsident ein, die Spaltung der Gesellschaft im Umgang mit Flüchtlingen und den "nun zutage tretenden Riss" unterschätzt zu haben: "Ich muss konstatieren, dass wir in der Kirche lange nicht wahrgenommen haben, dass sich eine signifikante Zahl von Menschen abkoppelt von gesellschaftlichen Entwicklungen." Die Flüchtlingsfrage sei nur Auslöser, nicht die Ursache dafür.

"Wo immer es geht, müssen wir ins Gespräch kommen, gerade auch mit denen, die sich abgekoppelt haben oder dabei sind, es zu tun. Ihnen müssen wir ein Gegenbild zeigen", forderte Liebig. Nötig sei "ein gewisser Mut", solche Gesprächsforen in den Kirchengemeinden anzubieten. Oftmals seien Flüchtlingsgegner nicht diskussionsfähig. "Da gibt es eine immense Welle von Hass und eine auf keinen Fall kirchenspezifische Artikulationsweise", so Liebig.

Weiter sagte er: "Aber wir müssen lernen, das auszuhalten und dem Vorgebrachten dann in ruhiger Freundlichkeit etwas entgegenzuhalten." Der Kirchenpräsident betonte, dass es aber auch Grenzen gebe - etwa, wenn jemand sich überhaupt nicht davon abbringen lasse, sich rassistisch oder menschenfeindlich zu äußern. "Aber wir machen es uns zu leicht, wenn wir sagen, wir reden einfach nicht mit denen", so Liebig.

21. Juli 2016