Heinrich Bedford-Strohm: "Es geht nicht darum, jeden Flüchtling nach Deutschland zu holen"

Düsseldorf (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, hält die deutschen Aufnahmekapazitäten für Flüchtlinge für begrenzt. "Es geht nicht darum, die Welt zu umarmen und jeden nach Deutschland zu holen", sagte er der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post". Wichtig seien faire Verfahren und eine internationale Lastenverteilung.

"Es ist aber ebenso falsch zu sagen: Wir machen jetzt dicht", fügte Bedford-Strohm hinzu und verwies auf den Nachzug von Familienangehörigen. Fehlender Familiennachzug würde die Integration belasten, sagte der bayerische Landesbischof.

Bedford-Strohm bekräftigte seine Position, nach der zum akuten Schutz von Menschen in internationalen Konflikten auch Militär eingesetzt werden sollte. "Nicht-militärische Mittel haben immer Vorrang, und die sind noch längst nicht ausgeschöpft", sagte er. Man müsse etwa Waffenexporte unterbinden und die Finanzströme austrocknen, die sie finanzieren. Doch wenn die USA und die kurdischen Peschmerga nicht zum Schutz der Jesiden im Irak eingegriffen hätten, "wären diese Menschen tot", sagte der EKD-Ratsvorsitzende.

Militärischer Schutz nicht ausgeschlossen

"Ich kann nie und nimmer befürworten, dass diese Menschen schutzlos dem Morden ausgeliefert sind", betonte er. Er schließe "militärische Schutzmittel" nicht aus. "Sie müssen aber auf guter rechtlicher Grundlage sein, und da gibt es im Augenblick Defizite, weil die UN nicht handlungsfähig sind."

Bei der Flüchtlingshilfe durch Christen dürfe Mission "nicht das erste Motiv" sein, betonte Bedford-Strohm. "Es muss immer zuerst um den Menschen gehen – ohne Hintergedanken." Selbstverständlich taufe die Kirche Menschen, "wenn sie aus Freiheit darum bitten". Bedingung für die Taufe sei eine gute Vorbereitung. In Bayreuth etwa gebe es derzeit 70 Menschen, die sich taufen lassen wollen, berichtete der Ratsvorsitzende aus seiner Landeskirche: "Sie absolvieren einen Kurs mit zehn Modulen, in dem sie die Grundlagen des christlichen Glaubens lernen." Diejenigen, die diese Taufkurse organisieren, kämen an den Rand ihrer Kapazitäten, sagte Bedford-Strohm: "Aber es gibt keinen schöneren Anlass als diesen, um solche Kapazitäten auszuweiten."

16. August 2016