"Wir schaffen das!" bleibt für Bischof Ralf Meister ein wegweisender Satz

Hannover (epd). Vor genau einem Jahr, am 31. August 2015, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) auf einer Bundespressekonferenz in Berlin im Blick auf die Flüchtlingskrise in Europa ihren berühmt gewordenen Satz "Wir schaffen das!" Ralf Meister, Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannovers, Ralf Meister, hält diesen Satz immer noch für wegweisend, wie er dem Evangelischen Pressedienst (epd) sagte.

Herr Landesbischof, was ging Ihnen vor einem Jahr durch den Kopf, als Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) den Satz "Wir schaffen das!" sagte?

Landesbischof Ralf Meister: Gut so! Dieser Satz war für mich ein Impuls, keine Strategie und keine Vorhersage. Es war eine Aufforderung zur Humanität gegenüber Menschen in Not. Ich finde ihn immer noch wegweisend im Sinne von "Wir können das schaffen, wenn wir uns als Gesellschaft darauf besinnen, welche Werte wir vertreten und worauf unser Wohlstand gründet."

Was haben wir bisher geschafft?

Meister: Ich bin über das riesige Engagement der vielen Freiwilligen und Ehrenamtlichen begeistert. Sie haben in den vergangen zwölf Monaten von der ersten Versorgung auf Bahnhöfen und in den Erstaufnahmelagern bis zur Begleitung bei Behörden, in Sprachkursen oder in der Aufnahme unbegleiteter Minderjähriger Unglaubliches geleistet. Kirchengemeinden haben Willkommen-Cafés und zahlreiche kreative Projekte im Blick auf die Integration der Flüchtlinge gegründet. Das Bündnis "Niedersachsen packt an" koordiniert gesellschaftliche Kräfte und stellt sich den Fragen der Integration. Kurzum: Die Zivilgesellschaft ist hilfreich, aufmerksam und initiativ und zeigt sich in ihrer besten Form.

Werden wir es auch weiter schaffen?

Meister: Ich halte diese Frage für falsch. Sie suggeriert, wir könnten prophezeien ob wir alle politischen, sozialen und ökonomischen Fragen, die mit dem Eintreffen der Flüchtlinge gestellt sind, schon heute verlässlich beantworten können. Die Integration wird ein langer Weg über mehr als ein Jahrzehnt sein. Es ist ein Prozess, der von der einheimischen Bevölkerung viel verlangt, aber von den geflüchteten Menschen noch mehr. Neben dem Erlernen der Sprache und dem Verständnis für unsere Kultur gehört dazu auch die Akzeptanz grundlegender Werte in unserer Gesellschaft.

Interview: Ulrike Millhahn (epd)

31. August 2016