Kirchenpräsident Jung fordert mehr Besonnenheit in der Flüchtlingsdebatte

Berlin (epd). Der Präsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Volker Jung, hat in der politischen Debatte um Flüchtlinge mehr Besonnenheit gefordert. Derzeit fragten sich in Deutschland viele Menschen, wohin sich die Gesellschaft angesichts einer größer werdenden Vielfalt entwickele, sagte Jung, der auch Mitglied im Rat der EKD ist, bei einem Gottesdienst im Berliner Dom. Anlass war der 15. Jahrestag der Terroranschläge vom 11. September 2001 in New York.

Die Menschen beschäftige zudem die Frage, ob es richtig war, eine große Anzahl Flüchtlinge in Deutschland aufzunehmen und ob die Integration in Zukunft gelinge. Leicht könnten Angst und Furcht vor Herausforderungen und Veränderungen dazu führen, "aufgeregt, hektisch, manchmal auch fanatisch zu reagieren", sagte Jung. Dagegen stehe in den biblischen Überlieferungen die Besonnenheit. Sie sei eine Aufforderung, "das rechte Maß zu finden".

Als positives Beispiel nannte Jung die vielen Menschen, die sich aus dem "Geist der Liebe heraus" nach wie vor für ein gutes und friedliches Miteinander einsetzten. Ausgrenzungen, Abgrenzungen und Debatten um Begrenzungen seien nicht von diesem Geist getragen. Mit großer Sorge sehe er, dass mit Pauschalurteilen vor allem über den Islam Angst geschürt werde. Dies richte großen Schaden an – vor allem bei Menschen, die sich integrieren wollen und auch bei Menschen, die im Land längst integriert sind.

12. September 2016