Europa muss endlich handeln! Kirchen fordern Seenotrettung und sichere Zugänge

Angesichts des jüngsten Bootsunglücks vor der libyschen Küste erklären der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, und der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm:

„Über das erneute Bootsunglück sind wir zutiefst erschüttert. Allein in der vergangenen Woche sind über 1.000 Menschen bei ihrem verzweifelten Versuch, nach Europa zu gelangen, ertrunken.

An dieses vielfache Sterben vor den Küsten unseres Kontinents dürfen wir uns nicht gewöhnen. Das ist ein humanitärer Skandal! Der entschlossene Kampf gegen gewissenlose Schleuser ist notwendig. Wir brauchen sofort eine Seenotrettungsmission in europäischer Verantwortung. Ein Jahr lang hat die italienische Operation ‚Mare Nostrum‘ hier Vorbildliches geleistet. Für die FRONTEX-Mission ‚Triton‘ gilt dies nicht: Ihr Hauptzweck ist nicht die Rettung Schiffbrüchiger, sondern der Grenzschutz. Ihr Beobachtungsgebiet wurde stark eingeschränkt, die Finanzmittel begrenzt. Deshalb fordern wir mit Nachdruck, zu einem durchgreifenden Konzept der Seenotrettung zurückzukehren. Wir wissen, dass damit für manche ein Anreiz zur Flucht nach Europa gesetzt wird. Aber die Lösung dieses Problems darf nicht darin bestehen, Menschen, die in existenzieller Not vor Krieg, Gewalt und Verfolgung fliehen, sehenden Auges dem Risiko des Ertrinkens auszusetzen. Stattdessen sollten sichere Zugangswege für Migranten und Schutzsuchende eröffnet werden. Europa muss ermöglichen, dass Menschen nicht mehr ihr Leben riskieren, um bei uns Schutz zu suchen.“

Hannover, 20. April 2015

Pressestelle der EKD
Carsten Splitt