Laudatio anlässlich der Verleihung des Karl-Barth-Preises 2010 an Prof. Dr. George Hunsinger, Princeton

Prof. Dr. Christiane Tietz, Mitglied des Rates der EKD

Barth lesen in den USA

Jahrzehntelang blieb der Berg "an seinem Ort..., während die Amerikaner zum Berge kamen". In diesem Frühjahr hat der Berg "sich schließlich... auf[gemacht], um Amerika zu besuchen" [1]. So las man 1962 in einer amerikanischen Wochenzeitung, anlässlich der Ankunft von Karl Barth in den USA. Obwohl ihn immer wieder Einladungen in die Vereinigten Staaten erreicht hatten, war Barth erst mit 75 Jahren auf die andere Seite des Atlantik gereist. [2]

An den sieben Wochen in den USA hatte Barth seine Freude: "Ich könnte... [meine Eindrücke]... eigentlich nur in dem Wort ‚fantastic’ zusammenfassen... Ja, ‚fantastic’: die kleine Unendlichkeit von Flußläufen, Ebenen, Hügeln und Bergen zwischen den beiden Ozeanen, die ich dort kreuz und quer überflogen oder im Auto durcheilt habe - die Wüsten von Arizona, der Grand Canyon, in den hinunterzusteigen ich mich aus guten Gründen wohl hütete, die Bucht von San Francicso samt der Goldenen Brücke - Chicago und New York mit ihren himmelstürmenden Bauten, mit ihren von beständiger glitzernder Bewegung unzähliger Wagen erfüllten Zufahrts- und Ausfallstraßen, mit ihrem Gewimmel von Individuen aller Länder, Stände, Rassen und Bestrebungen - die gewissermaßen mit der göttlichen Vorsehung konkurrierend durchgeführte Organisation... des ganzen (auch des kirchlichen, auch des theologisch-wissenschaftlichen!) Lebens - die pertinente, manchmal auch ein bißchen impertinente Wißbegierde und Darstellungskunst der amerikanischen Reporter..." [3] Barth fuhr zu mehreren bedeutenden theologischen Institutionen, hielt dort Vorlesungen und diskutierte öffentlich mit den wichtigsten theologischen Vertretern der damaligen Zeit. Tausende kamen, um den großen Schweizer Theologen persönlich zu erleben und ihm ihre Fragen zu stellen.

Nicht nur die theologische Zunft war begierig, Barth in natura zu begegnen. Auch die breitere amerikanische Öffentlichkeit interessierte sich für ihn. Das Time Magazin [4] platzierte Barth auf der Titelseite und brachte einen langen Bericht über seine Reise wie seine theologischen Anliegen. Die Präsentation Barths auf dem Frontispiz der Zeitschrift hat allerdings etwas Bizarres. Zu sehen ist ein leeres Grab, der Verschlussstein ist zur Seite gerollt, eine Dornenkrone liegt auf dem Boden - und davor blickt klar und streng, fast überlebensgroß, Karl Barth den Leser an. Inhaltlich kreist der Artikel um Barths Betonung der Geschichtlichkeit der Auferstehung, woran wohl auch das Bild gemahnen soll. Der erste Eindruck ist freilich ein anderer: Karl Barth steht da wie der Auferstandene höchstpersönlich, als würde in ihm, Barth, Christus selbst begegnen. Karl Barth scheint diese Darstellung seiner Person nicht geheuer gewesen zu sein. In einem Brief versucht er sie durch die Deutung abzumildern, das leere Grab "könnte zur Not auch den Eingang zu einem Weinkeller darstellen". [5] Zu dieser Lesart passt eine Fotographie im Artikeltext, die Barth bei einem Bier in einem Chicagoer Nachtclub zeigt; kommentierend ist der Satz hinzugefügt: "ein Calvinist - aber keiner von der trübsinnigen Sorte" [6]. Alles in allem wurde Barth in den USA sehr herzlich aufgenommen. An der Divinity School in Chicago hieß man ihn mit den Worten willkommen: "Wir sind, was wir theologisch sind, durch ihn." [7] Am Princeton Theological Seminary trug man ihm durch Überreichung eines Sporttrikots sogar die Ehrenmitgliedschaft der dortigen Baseballmannschaft an. [8]

Gleichwohl sahen manche große amerikanische Theologen Barth damals auch kritisch. Von Reinhold Niebuhr wird berichtet, er habe Barths Theologie als "verfasst für die Kirche der Katakomben" und als "irrelevant für Amerika" bezeichnet. [9] Paul Tillich kritisierte Barth, weil er, anstatt von den existentiellen Fragen her, die Menschen bewegen, über die christliche Botschaft nachzudenken, [10] direkt mit "der ewigen Wahrheit" [11] meine einsetzen zu können.

Insgesamt stoßen sich viele Elemente amerikanischer Religiosität hart im Raum mit Barths Theologie. Dass der religiöse Mensch Gottes Weg klar erkennen und ihm mit Leichtigkeit folgen kann, dass die amerikanische Gesellschaft dem Reich Gottes ähnlich werden soll [12] und Religion deshalb ein notwendiges Mittel ist, um die Gesellschaft besser zu machen, - zu all diesen Gedanken stehen Barths Anfragen an menschliche Religiosität und Erfahrung irritierend quer. Barth hat dies offenbar klar gesehen. Nach seiner Rückkehr in die Schweiz schrieb Barth an den Präsidenten des Princeton Theological Seminary, er frage sich, ob es ihm gelungen sei, durch seine Präsenz in den USA die amerikanische Selbstverständlichkeit, mit der man über "Religion" spreche, zu irritieren; [13] nicht um Religion gehe es im Christentum, sondern um das Wort Gottes. [14]

Heutzutage scheint sich die amerikanische theologische Landschaft in diejenigen zu spalten, die (noch) Karl Barth lesen, und diejenigen, die seine theologische Leistung zwar im besonderen historischen Kontext der nationalsozialistischen Diktatur würdigen, ihn ansonsten aber als reaktionären Denker sehen, der gegenwärtig nicht mehr weiterführend ist.

Die Union Evangelischer Kirchen in der EKD vergibt alle zwei Jahre den Karl-Barth-Preis, um das Andenken Karl Barths, dieses das 20. Jahrhundert prägenden und provozierenden reformierten Theologen, der vor 125 Jahren, am 10. Mai 1886, geboren wurde, lebendig zu halten. Anliegen ist dabei nicht ein verklärendes Sich-Klammern an bessere, an Barth treuere Zeiten, sondern das Deutlichmachen der bleibenden Aktualität von Barths Theologie, die auch heute noch das Lesen von Barths Texten relevant macht. - Die Union Evangelischer Kirchen in der EKD ehrt mit der Verleihung des Karl-Barth-Preises 2010 an Prof. Dr. George Hunsinger einen amerikanischen Theologen, der Karl Barth liest und der von sich selbst sagt: "Ich höre nicht auf,... [Karl Barth] zu lesen, weil ich nicht aufhöre, von ihm zu lernen." [15]

George Hunsinger, McCord Professor of Systematic Theology am Princeton Theological Seminary, hat während seines gesamten wissenschaftlichen Lebens über Karl Barth gearbeitet. Bereits seine Dissertation schrieb er über Barth, seitdem hat er kontinuierlich zu Barth publiziert, er war von 1997 bis 2001 Direktor des "Center for Barth Studies" in Princeton und ist seit 2003 Präsident der Karl Barth Society of North America. Auch in der akademischen Lehre hat er Barth zu einem seiner Schwerpunkte gemacht, um amerikanischen Studierenden einen Zugang zu dessen Werk zu ermöglichen.

Natürlich existieren Übersetzungen Barths ins Englische. Gleichwohl ist für amerikanische Theologiestudierende - und man wird ehrlicherweise hinzufügen müssen: auch für deutsche - der Einstieg in Barths Denken schwierig. [16] Das liegt zunächst an der sprachlichen Gestalt seiner Texte. Hunsinger weiß: Barth zu lesen kann "entmutigend" sein, weil man immer wieder "in einem der langen, verschlungenen und nicht enden wollenden Sätze stecken" [17] bleibt. Hunsinger ergänzt, dass für amerikanische Leser als besonderes Beschwer die Eigentümlichkeit des Deutschen hinzukommt: Der deutsche Satz, insbesondere der Karl Barths, sei "wie ein Hund, der in den Atlantik springt, ihn schwimmend durchquert und an der jenseitigen Küste aus dem Wasser kommt mit dem Verb in seinem Maul!" [18]. Darüber hinaus ermüdet die Ausführlichkeit von Barths Argumentation und die augenscheinlichen ständigen Wiederholungen. Einiges kompositorisches Gespür ist nötig, um zu entdecken, dass die Wiederholungen Barths den Charakter von Reprisen haben, die bereits Gesagtes in anderem Kontext neu und anders zum Klingen bringen.[19] Hunsinger hat dieses Gespür. Seine 1991 in den USA erschienene Studie "How to Read Karl Barth: The Shape of his Theology" legt die gedankliche Gestalt der "Kirchlichen Dogmatik" offen und ermöglicht so, die theologische Tiefe des Textes zu erkennen. Sie wurde 1988 als Dissertation an der Yale University unter seinem Lehrer Hans Frei abgeschlossen, einem derjenigen Theologen, die 1962 mit Barth in Chicago diskutierten und der seinerseits unter H. Richard Niebuhr eine der ersten größeren Dissertationen über den Offenbarungsbegriff beim jüngeren Barth schrieb. 2009 ist sie endlich in schöner Übersetzung durch Marianne Mühlenberg unter dem Titel "Karl Barth lesen. Eine Einführung in sein theologisches Denken" in deutsch erschienen. Hunsinger liest Barth selbstverständlich im deutschen Original und legt dabei die sprachliche und argumentative Struktur des Barthschen Denkens frei. Sein Buch ist von der Leidenschaft für die Schönheit von Barths Theologie getrieben. Barths Kirchliche Dogmatik sei der Kathedrale von Chartres vergleichbar - "[w]enn das Auge sich erst an die Lichtverhältnisse gewöhnt hat, dann entdeckt man, in was für einem atemberaubend schönen und kostbaren Bauwerk man sich befindet". [20] Hunsinger theologisches Meisterstück besteht nun darin, dass er - einem Fremdenführer gleich, der einen die erzählende Gestaltung der Kapitelle, die nach oben weisende Statik und die bergende Form des Gewölbes einer Kathedrale erblicken lässt -, dass er "Leitmotive" in der Kirchlichen Dogmatik ausmacht. Diese sind: Besonderheit, Gegenständlichkeit, Geschehen, Personalität, Realismus und Rationalismus. [21] Was auf den ersten Blick wie eine formalistische Verengung der Barthschen Weite erscheint, erweist sich auf den zweiten Blick als ein Interpretationsansatz, durch den sich wahrlich herrliche Einblicke in die architektonische Finesse der "Kirchlichen Dogmatik" ergeben und in das theologische Anliegen, das voranzubringen dieses Bauwerk errichtet wurde: die Beziehung zwischen Gott und Mensch, die immer wieder durch Gott selbst Ereignis wird. [22] Letztlich ist Jesus Christus die Mitte der von Hunsinger entdeckten Leitmotive. [23] Unbeeindruckt von dem Einwand, amerikanische Protestanten hätten "Schwierigkeiten, genau zu begreifen, was Barth unter ‚Wort Gottes’ versteht" [24] , geht Hunsinger davon aus, dass hier keine Abstriche gemacht werden dürfen; christliche Theologie muss mit Gottes Selbsterschließung in Jesus Christus anfangen [25] - oder sie ist keine christliche Theologie.

Weil Gottes bedingungslose Zuwendung zum Menschen das Erste ist und nicht das Bedürfnis oder die Not des Menschen, nicht menschliches Ungenügen oder Schuld, deshalb beginnt christliche Theologie mit Freude. Daran hatte Barth in den USA in Kritik an den Evangelisationsmethoden von Billy Graham erinnert, den er in der Schweiz bereits persönlich getroffen hatte, dessen Ansatzpunkt ihm aber nicht behagte: "Herr Graham fängt damit an, daß er den Leuten Angst macht." "Ich [aber] glaube nicht, daß die christliche Lehre einem wie eine Pistole auf die Brust gesetzt werden sollte. Christlicher Glaube fängt mit Freude an, nicht mit Furcht." [26] George Hunsingers Art Theologie zu treiben spürt man dies ab; sie atmet die Freude über Gottes vorbehaltloses Ja zum Menschen.

Gleichzeitig gibt es für Professor Hunsinger, wie für Barth selbst, keinen Rückzug der Theologie oder des Christen ins Private. Hunsiger liest Barth immer auch als Aufforderung zu gesellschaftlichem und politischem Engagement, ganz im Sinne des Diktums Barths: Das "Evangelium, dessen Inhalt der König und sein verborgenes, einst zu offenbarendes Reich ist, ist von Haus aus politisch" [27].

Entscheidendes Charakteristikum des politischen Engagements ist für Hunsinger - wie für Barth -, dass es sich dem Glauben an Christus verdankt. Nicht ist das Politische das Erste, sondern der Glaube an Christus. Aber weil Christus, wie es in der Barmer Theologischen Erklärung heißt, "das eine Wort Gottes [ist], das wir zu hören, dem wir im Leben und im Sterben zu vertrauen und zu gehorchen haben", deshalb gibt es keinen Bereich dieser Welt, den der Christ unabhängig von seinem Glauben an Christus betrachten könnte und der von dieser Orientierung an Christus auszunehmen wäre. [28] Noch einmal in Barths Worten, gesprochen bei seinem Besuch in Princeton: "Man kann nicht an das Königreich, das [gekommen ist] und kommen wird, glauben, ohne auch ein Politiker zu sein. Jeder Christ ist ein Politiker, und die Kirche, die das Königreich Jesu Christi proklamiert, ist selber eine politische Realität." [29] Diese Einschätzung führt bei Hunsinger bspw. zu der Forderung, nationale Interessen dürften nicht stärker gewichtet werden als Christi Gebot. Es widerspreche der Orientierung an Christus, wenn Christi Gebot zu Gerechtigkeit und Frieden um nationaler Sicherheitsbedürfnisse willen relativiert wird. [30]

Entsprechend bleiben Sätze wie die von Richard J. Neuhaus: "wir glauben, dass Amerika einen besonderen Platz in Gottes Verheißungen und Absichten hat", [31] Hunsinger fremd. "Die Vorstellung vom amerikanischen Exzeptionalismus - die darin besteht, dass anders als in anderen Nationen, in Amerika Reichtum und Macht Menschen aus irgendeinem Grund nicht korrupt mache -" und dass, "[w]as auch immer wir tun, tugendhaft sein muss, weil wir [die Amerikaner] es tun", [32] lehnt er entschieden ab.

Wie für Barth ist schließlich für Hunsinger die Situation von Gefangenen ein dringliches Anliegen. Barth hatte, weil er in einem Baseler Gefängnis Predigtdienst versah, seinerzeit darum gebeten, auch amerikanische Gefängnisse besuchen zu dürfen. Die engen "Käfige", in denen die Gefangenen zu zweit hausen mussten, hielt er für den "Anblick von Dantes Inferno auf Erden" [33]. Dass man nicht "humane Gefägnisse" schaffe, sei "ein Widerspruch gegen die wunderbare Botschaft... [der] Freiheitsstatue" [34]. Hunsinger teilt Barths Sorge, mit Gefangenen in einer ihr Menschsein achtenden Weise umzugehen, und kämpft deshalb gegen Folter. In den achtziger und neunziger Jahren engagierte er sich im Vorstand von "American Christians for the Abolition of Torture". Im Jahr 2006 gründete Hunsinger die "National Religious Campaign Against Torture", die Christen, Juden, Muslime und Gläubige anderer Religionen vereint in dem Ziel, Folter abzuschaffen. [35] Sie hat sich zu einer beachtlichen Nichtregierungsorganisation in Washington entwickelt. Der Slogan der Organisation "Torture is a moral issue - Folter ist eine Frage der Moral" wehrt sich gegen eine Verengung dessen, was "moralische Fragen" sind. Dazu war es in den vorangegangenen Jahrzehnten in den USA gekommen, insofern Evangelikale als die moralischen Fragen, um derentwillen Christen sich politisch engagieren sollten, nur Dinge wie Abtreibung und Homosexualität ausmachten. Das Besondere an der von Hunsinger gegründeten Organisation liegt darin, dass sie dem damit entstandenen "Religious Gap" entgegenwirkt. Lange Zeit ließen sich in den USA aus der religiösen Orientierung unmittelbar die politischen Werte ableiten. Evangelikale mit ihrer starken persönlichen Frömmigkeit und traditionellen Glaubensvorstellungen kümmerten sich nur um Themen wie Abtreibung, Homosexualität, Erziehung, Ehe und Familie; liberale Christen, die kaum zur Kirche gingen und mit traditionellen Glaubensinhalten schwerlich etwas anfangen konnten, kämpften für Frieden und Menschenrechte. Zugespitzt könnte man sagen, "Fundamentalisten ohne Gerechtigkeit[sanliegen] und Liberale ohne Dogmatik" [36] standen sich gegenüber. Sie beäugten einander argwöhnisch und kamen so gut wie gar nicht miteinander ins Gespräch. Hunsinger ist es mit seiner Campaign Against Torture gelungen, eine Brücke zwischen diesen religiösen Lagern innerhalb der amerikanischen Christenheit, darüber hinaus aber auch zwischen den Religionen zu schlagen. Hunsinger kämpft damit für eine Christenheit, in der persönlicher Glaube an Gott und politisches Engagement für eine menschlichere Welt keine Alternativen sind. [37] "Glücklicherweise", so schreibt Hunsinger, "müssen wir uns nicht zwischen der evangelischen Wahrheit und sozialer Gerechtigkeit entscheiden". [38]

Entsprechend weiß sich Hunsinger ebenso seiner Kirche verpflichtet. Er ist ordinierter Pfarrer der Presbyterian Church und hält in der Princetoner reformierten Gemeinde jeden Sonntag vor dem Gottesdienst ein Bibelstudium für Erwachsene ab. An dem Neuen Presbyterianischen Katechismus war er federführend beteiligt. -

Während der Podiumsdiskussion in Chicago 1962 schrieb Barth der amerikanischen Theologie Folgendes ins Stammbuch: Er, Barth, würde - wäre er amerikanischer Theologe - für Amerika eine Theologie der Freiheit entwerfen, einer Freiheit von jedem Unterlegenheitskomplex gegenüber dem guten alten Europa, aber auch einer Freiheit von einem Überlegenheitskomplex gegenüber Asien und Afrika; es müsse eine Theologie der Freiheit "für Humanität" sein. Barth fügte hinzu: "Wäre ich ein amerikanischer Theologe, so würde ich auf die Freiheitsstatue im New Yorker Hafen blicken.... Diese Dame braucht ein bißchen oder vielleicht ein bißchen viel Entmythologisierung. Dennoch kann sie vielleicht auch gesehen und interpretiert und verstanden werden als ein Symbol einer wahren Theologie - nicht der Liberalität (liberty), sondern der Freiheit (freedom). Nun, das wäre notwendig: eine Theologie der Freiheit - derjenigen Freiheit, zu der uns der Sohn befreit... und die als seine Gabe die eine wahrhaft menschliche Freiheit ist. Meine... Frage... ist die: Wird eine solche spezifisch amerikanische Theologie eines Tages entstehen?" [39] Angesichts der Theologie von George Hunsinger darf man freudig sagen: Genau so ist es gekommen.


Fußnoten:

  1. Interview von Mr. Lemon 1962 (im Magazin Newsweek), zitiert nach: Karl Barth, Gespräche 1959-1962, hg. von Eberhard Busch, 221-224, 221.
  2. Der Ablauf der Reise findet sich in K. Barth, Briefe 1961-1968, 43 Hg.-Anm. 1.
  3. Barths deutscher Entwurf von Remembrances of America, in: The Christian Century, 1963, Nr. 1, 7ff., zitiert nach Busch, Lebenslauf, 474f.
  4. Vgl. Barth, Briefe 1961-1968, 59 Hg.-Anm. 2; Time. The Weekly News Magazine, Vol. LXXIX No. 16 (April 20, 1962), 59-65. Auszüge aus dem Text in Karl Barth, Gespräche 1959-1962, hg. von Eberhard Busch, in: Gesamtausgabe IV. Gespräche, Zürich 1995, 217-220.
  5. Bemerkung von Charlotte von Kirschbaum, erwähnt in Barths Brief an Max Zellweger vom 18. April 1962, in: ders., Briefe 1961-1968, 56-59, 57.
  6. Davor als Kommentar zum Bild: "Barth with Secretary & Second City Actors in Chicago”.
  7. Jaroslav Pelikan zu Beginn der Podiumsdiskussion in Chicago 1962, 238.
  8. Vgl. Brief an James Mc. Cord vom 11. Juni 1962, 67f.
  9. Vgl. den Artikel im Time Magazin, 20. April 1962, 65 und 59.
  10. Vgl. P. Tillich, Systematische Theologie, Bd. I, 15.
  11. P. Tillich, Systematische Theologie, Bd. I, Berlin/New York 1987, 11.
  12. Mark A. Noll, America’s God. From Jonathan Edwards to Abraham Lincoln, Oxford 2002, 229 und 231.
  13. Vgl. Brief an James McCord vom 11. Juni 1962, in: Barth, Briefe 1961-1968, 67.
  14. gl. Pressekonferenz in New York 1962, in: Barth, Gespräche 1959-1962, 280-289, 286f.: Nach seiner besonderen Botschaft für Amerika gefragt, hatte Barth geantwortet: "Allgemein gesagt, das Problem ist überall das gleiche: Wir haben das Einfachste und Wichtigste vergessen. Christentum ist eine Angelegenheit der Ideologie oder der Religion geworden. Christentum ist [aber] keine Religion. Wir hören nicht mehr auf eine Botschaft von Gott. Das sollte neu gelernt werden, hier und überall.")
  15. Hunsinger, Vorwort zur deutschen Ausgabe, V.
  16. Vgl. G. Hunsinger, Vorwort zur deutschen Ausgabe, in: ders., Karl Barth lesen. Eine Einführung in sein Denken, Neukirchen 2009, V-VIII, V.
  17. Hunsinger, Karl Barth lesen, 26.
  18. Diktum Mark Twains, zitiert bei Hunsinger, Karl Barth lesen, 26.
  19. Hunsinger, Karl Barth lesen, 27.
  20. Hunsinger, Karl Barth lesen, 26.
  21. Vgl. Hunsinger, Karl Barth lesen, 2.
  22. Vgl. Hunsinger, Karl Barth lesen, 30.
  23. Vgl. Hunsinger, Karl Barth lesen, 242ff.
  24. So Mr. Lemon in seinem Interview mit Barth 1962, 221. Barth lies sich davon nicht beeindrucken: "Das Wort Gottes war immer ein Rätsel für den Menschen... Das ist kein speziell amerikanisches Problem." (Zitat Barths im Interview von Mr Lemon, 221).
  25. Vgl. Hunsinger, Karl Barth and Liberation Theology, 48.
  26. Pressekonferenz in San Francisco, in: Barth, Gespräche 1959-1962, 330-333, 331.
  27. K. Barth, Christengemeinde und Bürgergemeinde, in: ders., Rechtfertigung und Recht. Christengemeinde und Bürgergemeinde. Evangelium und Gesetz, Zürich 1998, 47-80, 76. Vgl. Hunsinger, Barth, Barmen, and the Confessing Church Today, 80.
  28. Vgl. Hunsinger, Where the Battle Rages, 96f.
  29. Gespräch in Princeton II 1962, in: Gespräche 1959-1962, 307-323, 321f.
  30. Vgl. G. Hunsinger, Where the Battle Rages: Confessing Christ in America Today (1987), in: ders., Disruptive Grace, 89-113, 91.
    "... we believe that America has a peculiar place in God’s promises and purposes" (Richard J. Neuhaus, Christianity and Democracy: A Statement of the Institute on Religion and Democracy, 1981, zitiert nach G. Hunsinger, Karl Barth and Liberation Theology, in: ders., Disruptive Grace. Studies in the Theology of Karl Barth, Grand Rapids, MI / Cambridge, UK, 2000, 42-59, 42.
  31. G. Hunsinger, Barth, Barmen, and the Confessing Church Today, 64 (my translation).
  32. Pressekonferenz in New York 1962, 287.
  33. Vgl. Pressekonferenz in New York 1962, 287.
  34. Vgl. Torture is a Moral Issue. Christians, Jews, Muslims, and People of Conscience Speak Out, ed. by George Hunsinger, Grand Rapids, MI/ Cambridge, U.K. 2008.
  35. Hunsinger, Barth, Barmen, and the Confessing Church Today, 86.
  36. Wie Barth insistiert er darauf, dass politisches Engagement nicht auf Kosten der Einzigartigkeit des Evangeliums gehen darf - und das Ernstnehmen des Evangeliums nicht zur Aufgabe seiner politischen Imperative führen darf. Vgl. Hunsinger, Barth, Barmen, and the Confessing Church Today, 84f.
  37. Hunsinger, Barth, Barmen, and the Confessing Church Today, 85.
  38. Podiumsdiskussion in Chicago 1962, 279.