Grußwort im Gottesdienst zur Einführung des neuen Bischofs der Ev. Landeskirche in Württemberg

Wolfgang Huber

Stiftskirche Stuttgart

Die Vollmacht zum Reden ist das Thema dieses Tages. Dem Propheten Ezechiel, so sagt es die Losung für den heutigen Tag, wurde der Tag angekündigt, an dem sein Mund aufgetan wird, „sodass du reden kannst und nicht mehr stumm bist.“ Und dem Kämmerer, also dem Finanzminister, aus Äthiopien, der – wie es Politikern widerfährt – auf einer Auslandsreise war, begegnete auf der Straße zwischen Jerusalem und Gaza Philippus. Der stieg zu ihm auf den Wagen – und dann heißt es im neutestamentlichen Wort für den heutigen Tag: „er tat seinen Mund auf und predigte dem Kämmerer das Evangelium von Jesus.“

 Die Vollmacht zum Reden ist das Thema dieses Tages. Wir danken Landesbischof Maier dafür, wie er von dieser Vollmacht Gebrauch gemacht hat. Und wir erbitten diese Vollmacht für den künftigen Landesbischof Frank Otfried July. Unser Dank richtet sich an Gott. Denn wir wissen: Die Vollmacht zum Reden ist ein Geschenk. Wir müssen nicht stumm sein, denn uns ist das Evangelium anvertraut; und wir dürfen nicht stumm sein, denn wir haben das Evangelium von Jesus weiterzusagen: das motiviert jeden Dienst in der evangelischen Kirche, auch und zuallererst den bischöflichen Dienst.

Wann immer jemand in diesen Dienst eingeführt wird, freuen sich alle Glieder mit. So ist es auch am heutigen Tag. Am Wechsel im Bischofsamt der Evangelischen Kirche in Württemberg nimmt die ganze Evangelische Kirche in Deutschland freudigen Anteil. Denn das Amt der geistlichen Leitung in jeder ihrer Gliedkirchen beteiligt zugleich an der Leitungsverantwortung für die Evangelische Kirche in Deutschland insgesamt. Geistliche Leitung aber vollzieht sich durch das Wort, das einlädt und ermutigt, das zurecht bringt und erneuert. Wie gut ist es zu wissen, dass wir unsere Stummheit nicht aus eigener Kraft durchbrechen, sondern dass es Gottes Geist ist, der unseren Mund immer wieder öffnet.

Mit dem Anspruch, dem Glauben Sprache zu geben, sind Sie, verehrter Bruder Maier, vor vier Jahren als Bischof Ihrer Heimatkirche angetreten. Die Sendung der Kirche Jesu Christi in die Welt haben Sie zu Ihrem Leitthema gemacht. Von hier aus haben sie nach Gott, dem Schöpfer, dem Erlöser, dem Heiligen Geist gefragt. In der Gemeinschaft der EKD haben Sie zu Gehör gebracht, dass die große Gemeinschaft evangelischer Christen in Deutschland verschiedene Sprachfarben, Frömmigkeitsformen und Glaubenserfahrungen kennt. In diesem Reichtum sind wir miteinander von der Gewissheit bestimmt, dass wir uns in dem Glauben an den einen und dreieinigen Gott finden.

Als Kirche der Reformation wissen wir: Es bedarf des Wandels, damit die Kirche dieselbe bleibt. Die Kirche muss zur Erneuerung bereit sein, damit sie ihrem Auftrag die Treue hält.   Dieser Wandel ist in der Gewissheit möglich, welche die Evangelische Landeskirche in Württemberg seit der Reformationszeit als Motto führt: „Verbum dei manet in aeternum“ – „Gottes Wort bleibt in Ewigkeit“.

Ein Neubeginn im Bischofsamt ist auch ein Zeichen des Wandels. Sie, lieber Bruder July, dürfen sich in diesen Wandel in der Gewissheit hineinstellen, dass das Wort Gottes in Ewigkeit bleibt. Diese Gewissheit lässt uns umso freier mit unseren endlichen und beschränkten Kräften um Gottes Nähe beten und für sie eintreten: „Gott hat alles schön gemacht zu seiner Zeit, auch hat er die Ewigkeit in der Menschen Herz gelegt; nur dass der Mensch nicht ergründen kann das Werk, das Gott tut, weder Anfang noch Ende.“ Ihnen, lieber Bruder Maier, gelten diese Worte wie Ihnen, lieber Bruder July. Ihnen beiden gilt die Bitte um Gottes Segen. Amen.

Für die Richtigkeit
Hannover/Stuttgart, 23. Juli 2005
Pressestelle der EKD
Christof Vetter