Verabschiedung von Dr. Ulrich Fischer aus dem Amt des Landesbischofs der Evangelischen Kirche in Baden und zur Einführung von Prof. Dr. Cornelius-Bundschuh

Nikolaus Schneider

Anrede,

Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung.“(Gal. 5, 22-23a). Das ist der Monatsspruch aus den Losungen der Herrnhuter Brüdergemeine für den Monat Juni. Er redet von Früchten. Und beim Abschied eines Landesbischofs liegt es ja durchaus nahe, nach Früchten zu fragen. Der Monatsspruch leitet uns bei der Betrachtung Deines Wirkens, lieber Ulrich, dazu an, zunächst auf Früchte ganz anderer Art zu schauen. Auf Früchte, die aus einem Leben im Geist erwachsen.

Die „Früchte des Geistes“, die im Galaterbrief genannt werden, sind als Ausdruck der durch den Geist geprägten Persönlichkeit eines Menschen zu verstehen. „Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung“ sollen auch die Persönlichkeit eines Bischofs oder einer Bischöfin prägen. Uns allen ist klar, dass der Heilige Geist seine Gaben nicht nach dem Gießkannenprinzip verteilt: auch bei den leitenden Geistlichen sind die Früchte des Geistes in unterschiedlicher Intensität ausgeprägt.

Nach meiner Wahrnehmung sind bei Dir, lieber Ulrich, drei dieser Geistesfrüchte besonders gereift. Ich meine „Liebe, Freude und Freundlichkeit“. Diese Eigenschaften Deiner Person, lieber Ulrich, begründen ganz wesentlich den Erfolg Deiner „Menschen-Fischerei“. Liebevolle Zuwendung, Humor, Klarheit und mutige Worte sind bei Dir keine Gegensätze. Freude am Evangelium und Freundlichkeit im Umgang mit den Menschen sind eine Wohltat für alle Menschen, denen Du begegnest. Sie tun aber auch Dir selbst wohl.

Freude am Evangelium, liebevolle Zuwendung und Freundlichkeit im Umgang mit anderen Menschen, das strahlst Du aus, lieber Ulrich. Diese Früchte des Geistes verdichten sich bei Dir in Deiner zupackenden Art. Du hast Menschen motiviert, sich mit Dir auf den Weg zu machen, Projekte anzugehen, Ungewohntes zu wagen. Damit hast Du Menschen „gefischt“ und sie eingeladen, darauf zu vertrauen, dass unser Glaube an die gegenwärtige Wirksamkeit unseres Herrn etwas ganz anderes ist als ein interessanter philosophischer Gedanke oder eine herzerwärmende – aber folgenlose- Spekulation.

Andere können deutlicher und besser sagen, was Dein Wirken für Deine Landeskirche genau bedeutete. Ich möchte den Blick auf Früchte Deines Wirkens lenken, die aus der Sicht der EKD zu benennen sind.

Seit Gründung der UEK im Jahre 2003 bis November 2013 warst Du Vorsitzender der Vollkonferenz und des Präsidiums der UEK. Du bist dem Unionsgedanken verpflichtet und hältst die gegenwärtige Verfassung der konfessionellen Bünde und ihr Zusammenspiel mit der EKD für verbesserungsnötig und –fähig.

Biblisch gegründete und sorgfältige Theologie verlangt danach, sich mit den Grenzen der Konfessionen nicht abzufinden. Das gilt für die innerevangelische Ökumene in besonderer Weise. Kanzel- und Abendmahlgemeinschaft rufen danach, die Gemeinschaft in der Kirche Jesu Christi durch stärkere Formen gemeinsamen Kirche-Seins zu leben und zu bekennen. Sehr herzlich danke ich Dir dafür, dass Du ein kraftvoller Motor einer solchen Entwicklung bist. Diese Kraft drückt sich nicht allein durch kluge Strukturüberlegungen aus, sondern auch durch Dein geistliches Wirken in Predigten, Gottesdienst und Andachten.

Weit über die Grenzen der Kirchen der Reformation hinaus ist Dir die Ökumene eine Herzensangelegenheit. Als EKD-Vorsitzender des Kontaktgesprächskreises zwischen der Deutschen Bischofskonferenz und dem Rat der EKD hast Du das geschwisterliche, offene und vertrauensvolle Miteinander der beiden großen Volkskirchen in Deutschland gefördert. Klarheit und Verständnis, das eigene Profil und der Respekt vor den kirchlichen und geistlichen Kennzeichen der Partner führen in diesem Kreis nicht zu einem schiedlich-friedlichen Nebeneinander, sondern zu einem geschwisterlichen Miteinander. Fachkompetenz und Freundlichkeit erlauben Absprachen und Gemeinsamkeiten, die das Christuszeugnis unserer Kirchen in unserer Gesellschaft stärken. Dass es in diesem Kreis keinen Stillstand und keine Entfremdungen gab, ist auch Deiner langmütigen Freundlichkeit und Deiner ansteckenden Freude zu verdanken. Und nicht zuletzt Deinen Beiträgen zu den geistlichen Formen, aus denen dieser Kreis lebt.

Seit November 2009 gehörst Du dem Rat der EKD an. Deine profilierten Wortmeldungen bringen unsere Beratungen voran, setzen aber auch Haltesignale und mahnen zu vertieftem theologischen Nachdenken. Danken möchte ich Dir für Deine engagierte Arbeit im Rat und die geschwisterliche Gemeinschaft, die auch von Dir geprägt wird. Dass das Evangelium in die Öffentlichkeit gehört und gerade seine mediale Verbreitung eine herausragende Aufgabe unserer Kirche ist, davon bist Du zutiefst überzeugt. So ist es kein Zufall, dass Du unser „Medienbischof“ bist. Kurz, kraftvoll und prägnant soll das Evangelium ‚allem Volk verkündet werden‘, zur Umsetzung dieser Überzeugung lässt Du Dich in den Dienst nehmen – Danke auch dafür.

Ansteckende Freude am Evangelium zeichnete auch den theologischen Poeten vom Niederrhein, Hans Dieter Hüsch, aus. Wenn ich seinen Psalm lese, muss ich an Dich denken:

Ich bin vergnügt
Erlöst
Befreit
Gott nahm in seine Hände
Meine Zeit
Mein Fühlen Denken
Hören Sagen
Mein Triumphieren
Und Verzagen
Das Elend
Und die Zärtlichkeit---
Was macht daß ich so furchtlos bin
An vielen dunklen Tagen
Es kommt ein Geist in meinen Sinn
Will mich durchs Leben tragen
Was macht daß ich so unbeschwert
Und mich kein Trübsinn hält
Weil mich mein Gott das Lachen lehrt
Wohlüber alle Welt.


Lieber Bruder Cornelius-Bundschuh,

mit Hans Dieter Hüsch wollte ich nicht allein einen Punkt, sondern auch einen Doppelpunkt setzen. Die von ihm bekannte tiefe Zuversicht unseres Glaubens möge Sie in Ihrem Dienst stärken, trösten und ermutigen. Seien Sie herzlich willkommen im Kreis der leitenden Geistlichen der EKD. Wir freuen uns auf Sie und sind gespannt auf Ihre Beiträge in unseren Runden.

Sie haben eine Habilitation zum Thema „Kirche des Wortes“ geschrieben. Ich denke, dass es darum auch im kirchenleitenden Handeln geht: Gottes Wort als Grund und Fundament der eigenen Existenz zu bezeugen und für alle Menschen hörbar und erfahrbar zu machen. Dabei erleben Leitende Geistliche innerhalb und außerhalb ihrer Kirche manche Widerstände und Infragestellungen. Das Losungswort für diesen Tag möge Sie darin bestärken, Ihren Dienst in Festigkeit und Weite zu tun: „Steht der Herr mir zur Rechten, so werde ich fest bleiben.“(Ps. 16,8)

Gott segne Ihren Dienst.