Ansprachen zur Verabschiedung von Dr. Martin Dutzmann und zur Einführung von Dr. Sigurd Rink in Berlin

Nikolaus Schneider

Ansprache zur Verabschiedung von Dr. Martin Dutzmann

Lieber Bruder Dutzmann, in diesem Gottesdienst verabschieden wir dich aus deinem Dienst als evangelischer Militärbischof. Im Namen der Evangelischen Kirche in Deutschland danke ich dir dafür, dass du deine Gaben und Kräfte in diesem Amt eingesetzt hast. Vieles davon steht uns lebendig vor Augen, manches hat im Verborgenen Früchte getragen. Nun ist die Zeit gekommen, Abschied zu nehmen von dieser Aufgabe. Du wirst deine berufliche Kraft künftig ganz deinem Dienst als Bevollmächtigter des Rates der EKD widmen können.

Gott hilft uns, anzunehmen und loszulassen. Gott trägt uns durch den Abschied hindurch und schenkt uns neue Anfänge. Die sechs Jahre Deines Dienstes als Militärbischof waren bewegte Jahre. Die Bundeswehr hat Umbrüche erlebt. Der bedeutendste Umbruch war sicher die Aussetzung der Wehrpflicht im Jahr 2010. Du hast diesen Umbruch begleitet und für die evangelische Seelsorge in der Bundeswehr mit gestaltet. Mit der Dir eigenen Energie und Tatkraft hast Du neue, angemessene Strukturen für die seelsorgliche Aufgabe an Soldatinnen und Soldaten gesucht und gefunden.

Besonders wichtig war Dir die Einbindung der evangelischen Seelsorge in unsere Kirche und ihren im Evangelium begründeten Friedensauftrag. Es war Dir ein wesentliches Anliegen, den Dienst der Soldatinnen und Soldaten als Beitrag zum Frieden zu verstehen und diesen Dienst auch theologisch und friedensethisch zu reflektieren und zu begleiten. Dieses Anliegen hast Du immer wieder in unsere Kirche und in den Kreis der Pfarrerinnen und Pfarrer hineingetragen.

Ich denke dabei auch an unsere gemeinsame Pastoralreise mit dem Friedensbeauftragten Renke Brahms nach Afghanistan zu den dort eingesetzten Kontingenten der Bundeswehr. Ich habe Dich als einen kritisch nachfragenden und zutiefst nachdenklichen Menschen erlebt, mit großem Respekt vor der Leistung der Soldatinnen und Soldaten und vor dem Dienst der Deiner Leitung anvertrauten Pfarrerinnen und Pfarrer. Auch dort wurde uns klar, dass unsere Kirche ihre friedensethische Position in der Auseinandersetzung mit den Erfahrungen der Auslandseinsätze weiter entwickeln muss. Für Afghanistan ist das inzwischen geschehen. Neue Aufgaben angesichts der Krisen im Irak und auch in der Ukraine warten noch auf uns.

Wir haben im  Evangelium aus Markus 7 gehört, wie Jesus einen taubstummen Menschen heilt und ihm zum Hören und zum Reden hilft. Genau dies ist ein wichtiger Dienst der Kirche und des geistlichen Amtes: Hören und Reden lernen und lehren, Sprachlosigkeit und Beziehungslosigkeit überwinden und neues Verständnis über Grenzen hinaus  anbahnen.

Lieber Bruder Martin Dutzmann, ich danke Dir, dass Du unter den schwierigen Bedingungen Deines Amtes für das Friedenszeugnis des Evangeliums und die seelsorgerliche Begleitung der Soldatinnen und Soldaten eingetreten bist.


Ansprache zur Einführung von Dr. Sigurd Rink

Lieber Bruder Rink, Sie übernehmen den Dienst als evangelischer Bischof für die Seelsorge in der Bundeswehr in noch immer und wieder neu bewegten Zeiten. Gewalt und kriegerische Auseinandersetzungen leuchten am Horizont der EU auf und wir fragen uns voller Sorge, ob Krieg 100 Jahre nach dem Beginn des Ersten Weltkrieges im Jahr 2014 wieder als politische Möglichkeit in Europa etabliert wird.

Die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr sehen neue Aufgaben und große Anforderungen vor sich. Das kann Unsicherheit verstärken, kann aber auch das kritische Nachdenken und die Identifikation mit der eigenen Rolle und dem eigenen Dienst fördern.

Ihnen, lieber Bruder Rink, ist nun aufgetragen, die Soldatinnen und Soldaten unseres Landes in ihrem Dienst, in ihrem kritischen Nachdenken und auf ihren Wegen zu begleiten. Zu dieser Begleitung gehören aufmerksames Zuhören, geduldiges Nachfragen und auch Orientierung und Vergewisserung aus dem Wort Gottes. Auch die Familien der Soldatinnen und Soldaten sind Ihnen anvertraut, gerade diejenigen Familien, deren Angehörige in Auslandseinsätzen dienen.

Sie werden als Seelsorger gefordert sein und Sie sind hineingerufen in die Gemeinschaft der Pfarrerinnen und Pfarrer, der Seelsorgehelferinnen und Seelsorgehelfer und vieler engagierter ehrenamtlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Dabei wünsche ich Ihnen ein vertrauensvolles Miteinander, das von gegenseitigem Respekt getragen ist.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie ihr bischöfliches Amt als ein Amt der geistlichen Leitung ausüben, dass Sie auch selbst immer neu Kraft und Weisheit aus Gottes Wort schöpfen können.

Im Monatsspruch der Herrnhuter für den September dieses Jahres heißt es: „Sei getrost und unverzagt, fürchte dich nicht und lass dich nicht erschrecken!“ (1. Chron. 22,13)

Der Blick in die Krisenregionen unserer Zeit bietet guten Grund zum Erschrecken und Verzagen. Menschliches Bemühen scheint so schnell an seine Grenzen zu stoßen. Angesichts der damit verbundenen Herausforderungen nicht aufzugeben, die Spirale der Gewalt nicht zu steigern, sondern immer neu Schritte der Gerechtigkeit und des Friedens zu suchen – dazu ermutigt uns das Wort Gottes. Der Monatsspruch will uns vor lähmenden Ängsten und einem untätigen Zusehen bewahren.

Lieber Bruder Rink, nicht allein die Soldatinnen und die Soldaten der Bundeswehr, auch unsere Kirche braucht Ihren Dienst. Ich freue mich sehr, dass wir Sie an dieser wichtigen Stelle des Militärbischofs wissen dürfen.