Unser tägliches Brot gib uns heute

Neue Weichenstellung für Agrarentwicklung und Welternährung. Eine Studie der Kammer der EKD für nachhaltige Entwicklung. Mai 2015

1. Einleitung

"Unser tägliches Brot gib uns heute." Mit der vierten Bitte des Vaterunsers bringen wir unsere Sorge um das, was wir alltäglich zum Leben brauchen, vor Gott. Das Brot als Sinnbild für die Grundnahrungsmittel des Menschen steht im Zentrum der materiellen Existenzsicherung. Der Zugang zu guter und ausreichender Nahrung ist Voraussetzung dafür, ein aktives Leben führen und die eigenen Fähigkeiten entfalten zu können. Das Recht auf Nahrung ist als elementares Menschenrecht völkerrechtlich verankert. Nach Artikel 11 des Internationalen Paktes über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte umfasst dieses Recht die Verfügbarkeit angemessener Nahrung sowie den nachhaltigen Zugang dazu. Es schließt auch die ausreichende Versorgung mit sauberem Trinkwasser ein.

Der Aufruf des Evangeliums, alle Menschen mögen der Sorge um das tägliche Brot entledigt sein, ist bis heute ebenso wenig wie die menschenrechtliche Verpflichtung der Staaten eingelöst, die Ernährungssicherung aller Menschen zu gewährleisten. Rund 805 Millionen Menschen leiden auf diesem an biologischen Ressourcen reichen Planeten Hunger. Jeder achte Mensch hat nicht ausreichend zu essen, obwohl global gesehen genügend Nahrungsmittel produziert werden, um alle Menschen ernähren zu können. Tag für Tag sterben rund 24.000 Menschen, vor allem Kinder und Frauen, einen vermeidbaren Tod als Folge von Mangel- und Unterernährung, obwohl die Weltagrarsituation der letzten Jahrzehnte durch globale Überschüsse geprägt war.

Das Recht auf Nahrung zählt zu den am häufigsten verletzten Menschenrechten. Die Ernährung der Menschheit zu sichern, ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Dabei ist die Lage der Welternährung nicht erst seit heute unakzeptabel. Christinnen und Christen aller Konfessionen haben sich schon in den 1950er Jahren gegen den Skandal des Welthungers empört und mit den Spendenaktionen Brot für die Welt und "Misereor" dazu aufgerufen, einen Beitrag zur Überwindung von Hunger und Armut sowie deren Ursachen zu leisten.

Eine Welt ohne Hunger ist keine Utopie. Die 11. Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hat im November 2013 in ihrer Kundgebung zum Thema "Es ist genug für alle da" nachdrücklich an alle politischen Entscheidungsträgerinnen und

Entscheidungsträger in Deutschland, Europa und der ganzen Welt appelliert, "die Zeichen der Zeit zu erkennen und alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um die Ernährung der Weltbevölkerung zu sichern und den Hunger so schnell wie möglich, spätestens aber bis 2030 vollständig zu überwinden" [1]. Die Synode machte damit auch deutlich, dass sich die Weltgemeinschaft nicht mit einer Linderung des Hungers zufrieden geben darf, sondern dass eine vollständige Überwindung des Hungers politisch machbar und ethisch wie menschenrechtlich geboten ist. Auch die Weltbank hat 2013 das Ziel ausgegeben, bis zum Jahr 2030 extreme Armut und Hunger in der Welt ganz abzuschaffen - ein Ziel, das auch in die neue globale Entwicklungsagenda nach dem Auslaufen der Millenniums-Entwicklungsziele Eingang finden dürfte. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung stellt seine Sonderinitiative zur Sicherung der Welternährung daher bereits konsequent unter das Motto "Eine Welt ohne Hunger".

Bei all diesen lobenswerten Vorsätzen sollte man sich allerdings daran erinnern, dass die Staatengemeinschaft nicht zum ersten Mal ein solches ambitioniertes Versprechen abgegeben hat: Die erste Welternährungskonferenz 1974 in Rom hatte sich vorgenommen, alles dafür zu tun, dass innerhalb eines Jahrzehnts kein Kind mehr hungrig zu Bett gehen wird und keine Familie mehr um das Brot für den nächsten Tag bangen muss. Dieses Ziel wurde weit verfehlt, zumal die seinerzeit vorherrschende Strategie, die landwirtschaftlichen Produktionsmengen über die so genannte Grüne Revolution mit Hochertragssorten, Pestiziden und der massiven Vergrößerung von Anbauflächen steigern zu wollen, die Ernährungslage der armen Landbevölkerung kaum zum Besseren wandeln konnte.

Der damalige Generalsekretär des Ökumenischen Rats der Kirchen (ÖRK), Phillip Potter, kommentierte das Versprechen von Rom seinerzeit so: "Alle Pläne und Empfehlungen dieser Welternährungskonferenz, die die in der Welt bestehenden Strukturen nicht im Wesen verändern, sind zum Scheitern verurteilt." [2] Potter hatte damit auch signalisiert, dass ein grundlegender Systemwechsel sowohl in den internationalen Beziehungen als auch in den gesellschaftlichen Verhältnissen in den armen Ländern vonnöten sei, wenn das Ziel "Null Hunger" erreicht werden soll.

"Business as usual is not an option." Mit genau diesem Weckruf hat auch der Weltagrarbericht 34 Jahre später die Fachwelt herausgefordert. Die umfassende Studie des Weltagrarrats (International Assessment of Agricultural Knowledge, Science and Technology for Development, IAASTD), an der im Auftrag von Weltbank und Vereinten Nationen weltweit über 400 Wissenschaftler/innen beteiligt waren, mahnte einen grundlegenden Wandel in der agrarwissenschaftlichen Forschung und in der landwirtschaftlichen Praxis an. "Agriculture at a Crossroads" lautete daher auch der Titel des Berichts - die Landwirtschaft steht am Scheideweg, soll sie vor der Herausforderung, einen wesentlichen Beitrag zur Sicherung der Welternährung zu leisten, nicht kapitulieren. Der Paradigmenwechsel, den der Weltagrarrat vor Augen hat, zielt unter anderem auf den Vorrang für agrarökologische Produktionsverfahren mit möglichst niedrigem externen Input, die Fokussierung auf die kleinbäuerlichen Produzenten und die Anerkennung der Multifunktionalität der Landwirtschaft. [3]

Die Evangelische Kirche in Deutschland hat sich in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder in Studien und Denkschriften zu Fragen der landwirtschaftlichen Entwicklung und der Sicherung der Welternährung geäußert und dabei in ähnlicher Weise für einen Kurswechsel in der Agrarpolitik und in den Strategien der Ernährungssicherung plädiert. Erinnert sei u. a. an folgende Dokumente:

  • Die EKD-Denkschrift "Landwirtschaft im Spannungsfeld" von 1984 diskutierte das Spannungsfeld zwischen Wachsen und Weichen, Ökologie und Ökonomie sowie Hunger und Überfluss und plädierte für eine sozial, generativ, ökologisch und international verträglich gestaltete Agrarpolitik. [4]
  • Die Studie der Kammer der EKD für Entwicklung und Umwelt "Ernährungssicherung und Nachhaltige Entwicklung" aus dem Jahr 2000 [5] sieht die Notwendigkeit, die Landwirtschaft weltweit unter den Leitbildern der Nachhaltigkeit und der Regionalität zu stärken und Bäuerinnen und Bauern ein Auskommen auf ihrem Land zu sichern. Hierzu sei es nützlich, auf Erfahrungen und traditionelles Wissen über Sorten, Anbaumethoden und Bodenschutz aufzubauen, anstatt auf das in den Industriestaaten dominante agrarindustrielle Modell zu setzen.
  • Der gemeinsame Diskussionsbeitrag von Deutscher Bischofskonferenz und EKD "Neuorientierung für eine nachhaltige Landwirtschaft" [6] von 2003 beschreibt die weltweite Krise der Landwirtschaft als Kernproblem sozialer Gerechtigkeit. Die wirksame Bekämpfung von Hunger und Armut sei nicht möglich ohne eine tiefgreifende Reform der weltweiten Agrarpolitik. Als ethische Leitperspektive für eine zukunftsfähige Landwirtschaft gilt das Prinzip der Nachhaltigkeit, dem sich die Kirchen aus christlicher Schöpfungsverantwortung verpflichtet haben. Der Diskussionsbeitrag tritt für die Stärkung einer multifunktionalen, am Gemeinwohlnutzen orientierten Landwirtschaft ein.
  • Die Kammer der EKD für nachhaltige Entwicklung plädiert mit ihrer Stellungnahme zur Reform der gemeinsamen Agrarpolitik [7] 2011 dafür, dieser Reform das Leitbild einer multifunktionalen nachhaltigen Landwirtschaft zugrunde zu legen. Die Kammer greift damit explizit den Impuls des Weltagrarrates auf und tritt für einen Paradigmenwechsel hin zu einer Landwirtschaft ein, deren Aufgabe nicht nur darin bestehen kann, gesunde Lebensmittel zu produzieren und Arbeitsplätze sowie Einkommen zu schaffen, sondern die auch eine zukunftsfähige Entwicklung der ländlichen Räume ermöglicht, die natürlichen Ressourcen schont, zur Landschaftspflege und zum Klimaschutz beiträgt sowie die weltweite Ernährungssicherung und die Überwindung von Armut unterstützt. Die EU sollte zudem die "Freiwilligen Leitlinien zur Implementierung des Rechts auf Nahrung" zur Richtschnur ihres Agrarhandels machen und alles unterlassen, was die Verwirklichung des Rechts auf Nahrung in den Entwicklungsländern behindert.
  • Im Jahr 2012 analysiert eine Studie der Kammer der EKD für nachhaltige Entwicklung die Rolle von Biopatenten bei der Ernährungssicherung [8]. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass Biopatente aus einer gerechtigkeitsethischen Perspektive den Schutz traditionellen Wissens aufheben und das Verständnis von biologischer Vielfalt als globales Gemeingut in Frage stellen. Wo die Einführung von Biopatenten zu Monopolisierungstendenzen auf dem Saatgutmarkt beitragen, lokale Sorten verdrängt werden und Bauernfamilien in ihrer Region möglicherweise den Zugang zu nichtpatentiertem Saatgut verlieren und sich die Kosten für patentiertes Saatgut nicht leisten können, kann dies Auswirkungen auf die Ernährung und damit auf die Wahrnehmung des Menschenrechtes auf Nahrung haben. Die Studie beurteilt Biopatente kritisch: "Da durch Biopatente eine exklusive Verfügung über pflanzliches und tierisches Leben stattfindet und infolgedessen Artenvielfalt und Ernährungssicherung deutlich eingeschränkt werden, ergeben sich für die Kirche grundlegende kritische Anfragen an die Erteilung von Biopatenten." [9]

Die Kammer der EKD für nachhaltige Entwicklung knüpft mit der vorliegenden Studie an diese Erkenntnisse und Positionsbestimmungen an, hält es aber für geboten, die Situationsanalyse und die daraus folgenden Handlungsperspektiven in einer veränderten Weltlage zu aktualisieren. Auf der einen Seite ist sehr zu begrüßen, dass der politische Wille weltweit gewachsen scheint, die Menschheit mit großer Entschlossenheit und einer gemeinsamen Kraftanstrengung in naher Zukunft vom Hunger zu befreien. Dieses historische Momentum gilt es zu nutzen. Kirchen und Zivilgesellschaft können einen wichtigen Beitrag dazu leisten, den politischen Druck für die Umsetzung der notwendigen Schritte gegen den Hunger zu erhöhen. Auf der anderen Seite herrscht allerdings nach wie vor kein Konsens über die angemessenen Strategien. Zugleich zeichnen sich neue Herausforderungen ab, die eine nachhaltige Sicherung der Welternährung gefährden:

  • Seit der Welternährungskrise 2007/08 gibt es einen substantiellen Trendwechsel bei den Weltagrarpreisen. Strukturelle Agrarüberschüsse in der EU und den USA, die lange Jahre sogar mit Exportsubventionen auf dem Weltmarkt sehr billig verkauft wurden, hatten über Jahrzehnte zu Tiefpreisen bei den meisten Nahrungsmitteln geführt. Kleinbauern in Entwicklungsländern konnten kaum gewinnbringend in die Nahrungsmittelproduktion investieren, zumal ihnen oft die politische und finanzielle Unterstützung fehlte, die in Industrieländern für die Landwirtschaft aufgewendet wird.
  • Der Trendwechsel führte in den letzten Jahren zu einem Boom bei Agrarinvestitionen. Zwar werden Investitionen in die Landwirtschaft in vielen Ländern des Südens dringend benötigt, in der Folge der Krise und der steigenden Preise sind es derzeit aber oft internationale oder nationale Großinvestoren, die sich der Landwirtschaft zuwenden und großflächige Monokulturen betreiben. Oft geraten dabei Kleinbauernfamilien, die selten die erforderliche Absicherung durch Landrechte haben, unter Druck, werden ohne rechtsstaatliche Verfahren und Entschädigung vertrieben und umgesiedelt. Dabei müssten gerade sie agrarpolitische Unterstützung für neue Investitionen erhalten.
  • Eine der größten Herausforderung wird es sein, den neuen ökonomischen Boom in der Nutzung von Land und natürlichen Ressourcen so zu gestalten, dass besonders vulnerable Bevölkerungsgruppen nicht übersehen oder buchstäblich an den Rand der Nutzflächen gedrängt werden und dadurch - trotz neuer Investitionen - Hunger sogar zunehmen könnte. Der in der Krise 2009 neu mandatierte UN-Ausschuss für Welternährungssicherheit (Committee on World Food Security, CFS) hat bereits reagiert und 2010 bis 2012 "Freiwillige Leitlinien für die verantwortungsvolle Verwaltung von Boden- und Landnutzungsrechten, Fischgründen und Wäldern" erarbeitet, die Landnutzungskonflikte vermeiden und besser regulieren helfen sollen.
  • Unter dem Eindruck der Folgen des menschengemachten Klimawandels wie auch angesichts der Verknappung fossiler Ressourcen drohen zukünftig neue Herausforderungen. Auch wenn das Hungerproblem nach wie vor nicht vorrangig ein Problem von Produktionsmengen, sondern ein Verteilungs- und Zugangsproblem ist, steht zu befürchten, dass neue Verteilungskonflikte um Land, Wasser und agrarische Ressourcen die Situation verschärfen werden.
  • Insgesamt wird immer deutlicher erkennbar, wie komplex die Faktoren sind, die auf die Ernährungssicherung Einfluss nehmen. Das internationale Finanzkapital spielt dabei ebenso eine gewichtige Rolle wie der wachsende Bedarf an Energie aus nachwachsenden Rohstoffen oder die Veränderung der Ernährungsgewohnheiten. Außerdem lässt sich die Ernährungskrise nicht nur auf den Aspekt der Kalorienversorgung reduzieren. Immer mehr kommt das Problem des stillen Hungers, der Mangel- und Fehlernährung, in den Blick. Und auch die Tatsache, dass fast ein Drittel der Menschheit inzwischen als übergewichtig oder gar als fettleibig gilt, ist ein dramatischer Indikator für fatale Fehlentwicklungen in der globalen Ernährungssicherung.

Die Kammer der EKD für nachhaltige Entwicklung möchte daher den Nexus der verschiedenen Krisenphänomene in den Mittelpunkt ihrer Analyse rücken und die Zusammenhänge zwischen Ernährungs-, Klima-, Umwelt-, Finanz- und Governance-Fragen aufzeigen. Dabei wird auch deutlich, dass eindimensionale, vorwiegend technische Lösungsansätze in die Sackgasse führen. Alle Programme zur Überwindung des Hungers, die auf eine Steigerung der landwirtschaftlichen Produktivität und kräftige Investitionen in die ländliche Entwicklung zielen, ohne zugleich die gesellschaftliche Teilhabe der marginalisierten kleinbäuerlichen Bevölkerungsgruppen zu stärken und die Verbesserung ihrer Lebenssituation in den Mittelpunkt zu rücken und ohne zugleich Bodenfruchtbarkeit und agrarische Ressourcen langfristig zu erhalten, sind zum Scheitern verurteilt.

Hunger gibt es überall auf der Welt. Besonders erschreckend ist die Lage in mehreren Staaten Afrikas südlich der Sahara, in denen die Zahl der bedrohlich chronisch unterernährten Menschen in den letzten Jahren sogar noch gestiegen ist. Deshalb widmet sich die Kammer der EKD in ihrer Studie ganz besonders dieser Region und beleuchtet die Situation in anderen Erdteilen nicht in gleichem Maße. In Lateinamerika ist die Zahl der Hungernden zwar zurückgegangen, die Lage der Mehrheit der Kleinbäuerinnen und Kleinbauern ist aber aufgrund der in vielen Ländern extrem ungleichen Landverteilung und zunehmender Flächenkonkurrenzen prekär.

Eine gewichtige Rolle kommt im Kampf gegen den Hunger der nationalen Agrarpolitik und den internationalen Rahmenbedingungen zu. Viele Länder des Südens haben sich kaum um ländliche Entwicklung und nationale Agrarpolitik gekümmert, obwohl in ländlichen Regionen die meisten Hungernden weltweit leben. Ohne ein erkennbares Umsteuern der Agrarpolitik auf die in ländlichen Regionen lebenden Bevölkerungsgruppen hin wird es keine Reduktion der Hungerzahlen geben.

Die Konturen einer radikalen, d. h. an die Wurzel gehenden, Agrar- und Ernährungswende, die die Ernährung der Menschheit nachhaltig zu sichern vermag, zeichnen sich in Ansätzen ab. Die ethischen Wegweiser und theologisch fundierten Beurteilungsmaßstäbe, die uns dabei leiten können, werden im dritten Kapitel der Studie entfaltet. Die dort ausgeführten Leitgedanken werfen dann ein Licht auf die verschiedenen politischen Handlungsfelder, die - der Multidimensionalität der Problemlage Rechnung tragend - in ihrer Vielfalt ebenso auf die jeweils vordringlichsten Weichenstellungen hin befragt werden wie auf die verschiedenen Akteursgruppen, die im Agrar- und Ernährungssektor Verantwortung tragen. Zu den Handlungsfeldern und zu den Akteuren werden in Kapitel 4 bzw. 5 Empfehlungen ausgesprochen.

Themenbereiche, die bereits in anderen Kammerstudien oder kirchlichen Stellungnahmen ausführlich behandelt worden sind, wie die Auseinandersetzung um die Chancen und Risiken der grünen Gentechnik und der Biopatente, werden in dieser Studie nur gestreift - ebenso friedenspolitische Aspekte. Es liegt auf der Hand, dass sich in Ländern, in denen kriegerische Auseinandersetzungen stattfinden, die Infrastruktur zerstört wird und Felder nicht bestellt bzw. Ernten nicht eingebracht werden können, die Ernährungslage oft dramatisch verschlechtert. Auch Fischereipolitik kommt in dieser Studie, die vor allem die Agrarentwicklung und ihre Rahmenbedingungen erläutert, nur am Rande vor. Es wäre aus Sicht der Kammer lohnenswert, der Bedeutung der Fischerei für die Welternährung und einer notwendigen Neuausrichtung der internationalen Fischereipolitik in absehbarer Zeit eine eigene Studie zu widmen.

Kapitel 6 dieser Studie dreht sich um die Verantwortung der Kirchen und formuliert Ansatzpunkte für das kirchliche Handeln. An die Kirchen, ihre Gemeinden und Werke wird der Aufruf gerichtet, mit allem Nachdruck für die Verwirklichung des Rechts auf Nahrung einzutreten und die eigene Wirtschaftsweise so auszurichten, dass die natürlichen Ressourcen geschont und die weltweite Ernährungssicherung nicht gefährdet wird.

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