Religionen sollen „Motor für Frieden“ sein

101. Deutscher Katholikentag in Münster beendet

Gottesdienstteilnehmerin beim 101. Katholikentag in Münster
Der fünftägige Katholikentag in der westfälischen Stadt stand unter dem biblischen Leitwort „Suche Frieden“.

Münster (epd). Mit Aufrufen zu mehr weltweiten Friedensanstrengungen ist am 13. Mai der 101. Deutsche Katholikentag in Münster zu Ende gegangen. Frieden sei nicht allein mit militärischen Mitteln zu erreichen, sagte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, auf dem Open-Air-Abschlussgottesdienst vor laut Veranstaltern mehr als 30.000 Menschen. Der fünftägige Katholikentag in der westfälischen Stadt stand unter dem biblischen Leitwort „Suche Frieden“. An 1.000 Veranstaltungen hatten sich mehr als 70.000 Menschen beteiligt.

Thomas Sternberg, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), rief zum Dialog mit anderen Religionen auf: „Richtig gelebte Religionen sind nicht Ursache von Krieg, sondern Motor des Friedens.“ Sternberg warnte im Abschlussgottesdienst zugleich vor einem zunehmenden Egoismus in der Gesellschaft. Dringend nötig sei nicht das „ich zuerst“, sondern die Rücksicht auf den anderen. Von seiner katholischen Kirche forderte er mehr Gleichberechtigung ein: „So weiblich unsere Kirche längst ist, kommen die Frauen nicht ausreichend zur Geltung. Das darf nicht so bleiben.“
 
Zum Stand der Ökumene sagte Kardinal Marx, man werde in den Bemühungen um mehr Einheit unter den Christen „nicht nachlassen“. Auch in der katholischen Kirche selbst wolle man sich darum bemühen, „dass wir eins sind, auch wir Bischöfe“, fügte Marx hinzu, der auch Erzbischof von München und Freising ist. Die Frage, ob protestantische Ehepartner zur Kommunion zugelassen werden sollen, hatte innerhalb der katholischen Bischöfe zuletzt für Kontroversen gesorgt. Am Gottesdienst nahm auch der Kölner Kardinal Rainer Woelki teil. Woelki gilt als Sprecher der Bischöfe, die die Öffnung der Kommunion kritisch sehen.

Annette Kurschus, stellvertretende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), und Hans Leyendecker, Präsident des Deutschen Evangelischen Kirchentags im Jahr 2019 in Dortmund, luden ein zum nächsten Protestantentreffen in die Ruhrmetropole. Die Kollekte des Gottesdienstes auf dem Münsteraner Schlossplatz ist für die in Syrien vom Bürgerkrieg betroffenen Menschen bestimmt.
 
Zu dem am 9. Mai eröffneten Treffen der katholischen Laien kamen nach Angaben der Veranstalter 50.000 Dauergäste und 25.000 Tagesteilnehmer. Seit der Wiedervereinigung habe es nicht mehr so viele Besucher auf dem Katholikentag gegeben, sagte Sternberg in einer Bilanz zum Abschluss. Der Katholikentag in Münster gilt bereits als politischer als viele seiner Vorgänger. Anders als in den Jahren zuvor hätten die Besucher mehr Interesse an den politischen, gesellschaftlichen und kirchlichen Diskussionen gezeigt, so Sternberg.

Geprägt wurde das Treffen vom interreligiösen Dialog und der Ökumene

Auf den Podien hatten unter anderen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und der kolumbianische Präsident und Friedensnobelpreisträger Juan Manuel Santos gesprochen. Die Entscheidung des US-amerikanischen Präsidenten, das Atomabkommen mit dem Iran aufzukündigen, war Thema auf vielen Foren. Geprägt wurde das Treffen zudem vom interreligiösen Dialog und der Ökumene.
 
Auch die Kreuz-Pflicht in bayerischen Behörden und die innerkatholische Diskussion um die Öffnung der Eucharistie für evangelische Ehepartner sorgte für viele emotionale Diskussionen. Der Auftritt des kirchenpolitischen Sprechers der AfD-Bundestagsfraktion, Volker Münz, auf einem religionspolitischen Forum zusammen mit Vertretern anderer Bundestagsparteien wurde von massiven Protesten und Störungen aus dem Publikum begleitet.
 
Veranstaltet werden die Katholikentage vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken. Der 100. Deutsche Katholikentag fand 2016 in Leipzig statt. Der 3. Ökumenische Kirchentag wird 2021 in Frankfurt am Main ausgerichtet.