Diakonie Katastrophenhilfe warnt vor Hungertod in Somalia

Evangelische Hilfsorganisation fordert mehr präventive Hilfe vor Ort

Vieh bekommt Wasser
Die Wasserversorgung für Menschen und Tiere wird in Somalia durch Hilfe der Diakonie Katastrophenhilfe geleistet.

„Hunger ist keine Naturkatastrophe. Wegen einer Dürre muss kein Mensch sterben“, sagt Cornelia Füllkrug-Weitzel. Die Präsidentin der Diakonie Katastrophenhilfe warnte am 17. August in Berlin eindringlich vor dem Hungertod Hunderttausender Somalier, vor allem, wenn der Regen in der ostafrikanischen Dürreregion auch im Herbst ausbleibt. Somalia ist für Füllkrug-Weitzel ein Beispiel für das Versagen der internationalen Staatengemeinschaft, rechtzeitig den Herausforderungen zu begegnen.

Schon im vergangenen Jahr hätten Brunnen gebohrt, Lebensmittelvorräte und Versorgungsketten angelegt und mit den verschiedenen Parteien über den Zugang von Hilfen zu den Bedürftigen gesprochen werden können, sagte die Theologin. Stattdessen verhandelten die Nationen über Nothilfen, die dann weit hinter den Zusagen zurückblieben. Der Finanzbedarf für Somalia sei derzeit „nicht ansatzweise“ gedeckt, kritisierte sie.

Die Diakonie Katastrophenhilfe ist in rund 40 Ländern aktiv

Die Diakonie Katastrophenhilfe rief deshalb die Geberländer und auch die Bundesregierung auf, ihre Politik zur Finanzierung humanitärer Einsätze zu ändern und stärker Hilfsorganisationen vor Ort zu unterstützen. „Nur wenn wir die Hilfssysteme in den Krisenregionen nachhaltig stärken, die Kapazitäten von lokalen Hilfsorganisationen fördern, können sie bei künftigen Krisen frühzeitig und effektiv helfen“, sagte Füllkrug-Weitzel.

Somalia ist aktuell einer der Schwerpunkte der Diakonie Katastrophenhilfe. Partner vor Ort unterstützt das Hilfswerk auch in der Region um Nigeria, wo rund zwei Millionen Menschen vor der islamistischen Miliz Boko Haram auf der Flucht sind. Weitere Hilfen unterstützt die Diakonie Katastrophenhilfe im Südsudan, in Syrien und dem Irak. Insgesamt ist die Diakonie Katastrophenhilfe in rund 40 Ländern weltweit aktiv.

Der Bedarf steige viel schneller als die Finanzmittel

Für die Einsätze stellte sie im vergangenen Jahr 59,7 Millionen Euro zur Verfügung, neun Prozent mehr als im Vorjahr. Zwar gingen die Spenden um fast ein Drittel zurück, von 31,2 Millionen Euro 2015 auf 21,1 Millionen Euro im vergangenen Jahr. Von der Bundesregierung, der EU und den Vereinten Nationen erhielt sie aber 30 Millionen Euro – so viel wie noch nie in der Geschichte der Organisation.

Dennoch steige der Bedarf viel schneller als die Finanzmittel, sagte Füllkrug-Weitzel. Weltweit waren laut UN Ende 2016 rund 130 Millionen Menschen auf der Flucht, für deren nötigsten Lebensunterhalt wären 20,5 Milliarden US-Dollar nötig (rund 17,5 Milliarden Euro). „Etwa neun von zehn Flüchtlingen fliehen in Länder, die selber arm oder sogar bitterarm sind“, sagte Füllkrug-Weitzel. Laut UNHCR steht die Türkei mit 2,9 Millionen aufgenommener Flüchtlinge an der Spitze, gefolgt von Pakistan, Libanon, dem Iran, Uganda und Äthiopien. „Die Wenigsten kommen also nach Europa“, sagte sie, „aber hier wird die Debatte nach wie vor hysterisch geführt.“