„Je freundlicher der Tonfall, desto klarer kann das Wort werden“

Wittenberg (epd). Im Umgang mit Menschen mit rechter Gesinnung rät der Extremismus-Experte Henning Flad zu „Gesprächen auf Augenhöhe, aber mit klarer Kante“. Menschen mit rechten Positionen öffentlich zu kritisieren oder zu beleidigen führe einzig zu einer noch größeren Polarisierung in der Gesellschaft, sagte der Projektleiter der Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche und Rechtsextremismus bei einer Diskussionsrunde am 27. Juli in Wittenberg. Mit Klarheit hingegen könne man sich Respekt verschaffen und eine ernsthafte Unterhaltung ermöglichen.

„Je freundlicher der Tonfall, desto klarer kann das Wort werden“, sagte Flad und empfahl, Rassismus immer als solchen explizit zu benennen und zur Sprache zu bringen. Zudem plädierte der Politologe für so viel Offenheit, dem Gesprächspartner in gewissen Punkten auch recht geben zu können.

Angst als Projektionsfläche?

Als Gast im Publikum nahm auch der Berliner Altbischof und ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, an der Gesprächsveranstaltung teil. Er warf die Frage auf, ob Kirche nicht die Aufgabe habe, sich die Bedürfnisse von Menschen genauer anzusehen, die eine Tendenz haben rechts zu wählen. Er habe die Erfahrung gemacht, dass manche Angst, beispielsweise vor Geflüchteten, gar nicht im direkten Zusammenhang mit ihnen stehe, sondern sie nur eine Projektionsfläche für die eigene Überforderung mit realen Herausforderungen seien, sagte Huber.

Die Diskussionsveranstaltung war Teil der Weltausstellung Reformation, die noch bis 10. September in Lutherstadt Wittenberg stattfindet. Alle 16 Wochen folgen einem Leitthema, die aktuelle zehnte Woche thematisiert Menschenrechte.