Reformierte Kirchen kritisieren Armut und Ungleichheit in der Welt

Der Generalsekretär der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen (WCRC), Chris Ferguson
Der Generalsekretär der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen (WCRC), Chris Ferguson, hat im Berliner Dom bei einen vom ZDF übertragenen Gottesdienst der Generalversammlung des WCRC gepredigt.

Berlin (epd). Der oberste Repräsentant der reformierten protestantischen Kirchen, Chris Ferguson, hat mehr Engagement gegen Armut, Gewalt und Ausbeutung gefordert. „Wir sind dazu aufgerufen, uns gegen jede Form der Ungerechtigkeit in der Wirtschaft und gegen die Zerstörung der Erde zu wenden“, sagte der Generalsekretär der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen am 2. Juli in einer Predigt im Berliner Dom. Christen müssten stets an der Seite der Opfer stehen.

Auch Vertreterinnen von Kirchen aus der Karibik, Indonesien, Griechenland und Deutschland riefen in dem Gottesdienst dazu auf, sich der „Herrschaft von Armut“ zu widersetzen und für „die Herrschaft des Rechtes und der Gerechtigkeit“ einzutreten. Menschenrechtsverletzungen dürften nicht hingenommen werden, sagte die Auslandsbischöfin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Petra Bosse-Huber. Christen müssten „verändern, was in unserer Macht steht“.

„Armut zerstört Seele, Körper und Geist“

Der Gottesdienst, der live vom ZDF übertragen wurde, war einer der Höhepunkte der Generalversammlung der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen, die seit dem 29. Juni in Leipzig tagt. Die rund 1.200 Delegierten aus 100 Ländern waren dafür am Sonntagmorgen vom Tagungsort in Sachsen angereist.

Gott habe „ein ureigenes Interesse an der Bekämpfung von Systemen, die Armut oder Unterdrückung hervorbringen oder unterstützen“, betonte Yvette Noble-Bloomfield, oberste Repräsentantin der Vereinigten Kirche Jamaikas und der Kaimaninseln in dem Gottesdienst im Berliner Dom: „Armut zerstört Seele, Körper und Geist.“

Einsatz für Gerechtigkeit und die Erde

Die christliche Botschaft bedeute, sich für soziale Gerechtigkeit einzusetzen und Verantwortung für die Erde zu übernehmen, betonte der Kanadier Ferguson. Der Zustand der Welt, die „von Krieg und Gewalt, von massiver erzwungener Migration und von geschlechtsbezogener Gewalt beherrscht“ werde und „wirtschaftlichen und ökologischen Ungerechtigkeiten“ ausgesetzt sei, dürfe nicht hingenommen werden.

Die Generalversammlung der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen, die nur alle sieben Jahre zusammenkommt, tagt noch bis zum 7. Juli.

Weltweit gehören rund 80 Millionen Menschen einer reformierten Kirche an. Die Weltgemeinschaft hat laut Ferguson aktuell 233 Mitgliedskirchen, 126 davon hätten Delegierte nach Leipzig geschickt. In der Lehre beziehen sich reformierte Christen, anders als etwa die Lutheraner, die theologisch in direkter Nachfolge Luthers stehen, vor allem auf die Schweizer Reformatoren Ulrich Zwingli aus Zürich und Johannes Calvin, der in Genf wirkte.