Evangelischer Sozialexperte Wegner fordert mehr Geld für Wohlfahrtsverbände

Gerhard Wegner
Gerhard Wegner leitet das Sozialwissenschaftliche Institut der EKD.

Osnabrück/Hannover (epd). Der evangelische Sozialexperte Gerhard Wegner hat an die Politik appelliert, die Arbeit der Wohlfahrtsverbände sowohl ideell als auch finanziell besser zu unterstützen. Es sei essenziell wichtig für den Sozialstaat, dass das Subsidiaritätsprinzip erhalten bleibe, sagte der Leiter des Sozialwissenschaftlichen Instituts der Evangelischen Kirche in Deutschland am 31. Mai dem epd. Danach nehmen freie Träger wie Diakonie oder Caritas Aufgaben des Staates in der Bildung, der Pflege oder der Jugendhilfe wahr.

Immer wieder jedoch werde dieses Prinzip infrage gestellt. „Es ist nicht gut, wenn zunehmend der Staat oder private Unternehmen diese Aufgaben übernehmen“, sagte Wegner am Rande einer Diskussionsveranstaltung der Osnabrücker Diakonie. Wenn etwa Krankenhäuser rein nach Profitinteressen geführt würden, blieben die Interessen der Patienten zunehmend auf der Strecke.

Menschen sollen individuell betreut und bedient werden können

Wegner forderte, der Staat müsse die Verbände finanziell so ausstatten, dass sie die Menschen ihren Bedürfnissen entsprechend individuell betreuen und bedienen könnten. Sie sollten dies zudem eigenverantwortlich und nach ihren Grundsätzen tun können. Ferner bräuchten Diakonie, Caritas und die übrigen Akteure zusätzliche Gelder, die sie in dringend notwendige innovative Projekte investieren könnten. „Wir müssen in die Lage versetzt werden, etwa in der Digitalisierung und Robotik in der Pflege sinnvolle Produkte zu entwickeln und zu erproben. Da können wir nicht auf die Wirtschaft oder die Wissenschaft warten.“

Die Rolle der Wohlfahrtsverbände wird nach Ansicht des Institutsdirektors zunehmend kleingeredet und ausgeblendet. Wenn von der Integration der Flüchtlinge die Rede sei, werde auf die enormen Leistungen von Kommunen und Ehrenamtlichen verwiesen. „Aber dass die Diakonie und auch die vielen Kirchengemeinden eine entscheidende Rolle dabei spielen, wird vergessen.“