Experte: Altkleider helfen Afrika bei Armutsbekämpfung

Frankfurt a.M. (epd). Der Handel mit importierten Altkleidern in Afrika trägt nach Expertenmeinung heute wesentlich zur Bekämpfung der Armut bei. Bis zu 30 Prozent der ungeregelten Jobs in Afrika hätten Schätzungen zufolge mit dem Handel mit gebrauchter Kleidung zu tun, schreibt der Handelsexperte Francisco Mari vom Evangelischen Entwicklungsdienst in der Juni-Ausgabe des Magazins "Welt-Sichten". Besonders in den städtischen Ballungsgebieten sei ein positiver wirtschaftlicher Effekt zu spüren.

Jährlich werden laut Mari über 400.000 Tonnen Altkleider nach Afrika geliefert. Vor allem Frauen und Jugendlichen biete der Handel damit die Möglichkeit, sich und ihre Familien zu ernähren. Mit bis zu fünf Zwischenhändlern durchlaufe die Kleidung eine lange Wirtschaftskette. Eine Studie der Universität im englischen Sussex habe zudem gezeigt, dass allein auf einem Kleidermarkt in der kenianischen Hauptstadt Nairobi rund 12.000 Menschen im Handel mit Second-Hand-Ware arbeiteten. Mehr als die Hälfte von ihnen habe zuvor keine oder nur tageweise Arbeit gehabt.

Den Niedergang der afrikanischen Textilindustrie in den 80er Jahren führt Mari vor allem auf wirtschaftspolitische Entscheidungen zurück. Durch die Strukturanpassungsprogramme von Weltbank und Internationalem Währungsfonds seien die meisten afrikanischen Staaten zum Stopp der Subventionen für heimische Bekleidungsfabriken gezwungen worden. Heute konkurrierten Altkleider hauptsächlich mit billigen Kunstfaserprodukten aus China. Eine eigene Wertschöpfungskette von der Baumwollernte bis zum T-Shirt sei in Afrika dagegen auf lange Sicht nicht zu realisieren.

04. Juni 2009

Der Beitrag in „welt-sichten“ im Wortlaut