EKD will Jubiläums-Reformationstag 2017 als gesetzlichen Feiertag

Am 31. Oktober 2017 wird der 500. Jahrestag der Reformation gefeiert. Bundesweit soll dann niemand arbeiten, wünscht sich die Evangelische Kirche in Deutschland.

Timmendorfer Strand (epd). Wenn sich 2017 der Thesenanschlag Martin Luthers an die Wittenberger Schlosskirche zum 500. Mal jährt, sollen die Menschen bundesweit frei haben. Dieser 31. Oktober in fünf Jahren, ein Dienstag, sollte einmalig ein staatlich geschützter Feiertag sein, sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, am Sonntag in seinem Bericht an die Synode im Ostseebad Timmendorfer Strand.

Und sogleich ergriff der rheinische Präses die Gelegenheit, sich vom Rednerpult herab direkt an den schleswig-holsteinischen Regierungschef Torsten Albig (SPD) zu wenden, und für sein Ansinnen zu werben. Denn schließlich seien Feiertagsgesetze ja Ländersache - und deswegen eine Verständigung unter den Ministerpräsidenten notwendig.

Derzeit ist der Reformationstag am 31. Oktober nur in den ostdeutschen Flächenländern Feiertag, aber nicht in Berlin und auch nicht im Westen. Dass sich das dauerhaft ändern könnte, glaubt Schneider nicht, und nannte seinen Vorstoß zum einmaligen Feiertag in fünf Jahren einen Ausdruck von "resignativem Realismus".

In jüngster Zeit hatten bereits verschiedene Kirchenvertreter, Wissenschaftler sowie einzelne Landespolitiker einen deutschlandweiten Reformations-Feiertag 2017 befürwortet. Die Reformation sei nicht nur irgendeine evangelische Episode, sondern ein Ereignis, das "unser Land und seine Kultur bis heute tief prägt", hatte der Berliner Historiker Paul Nolte den Vorschlag unterstützt. Präses Schneider unterstrich zudem die internationale Dimension: Die von Luthers 95 Thesen ausgehende Reformation sei ein weltveränderndes Ereignis.

Überhaupt will die evangelische Kirche in fünf Jahren groß feiern: Ein evangelischer Kirchentag in Berlin mit einem Veranstaltungsteil in Wittenberg ist geplant. Im Gespräch sind ein Stationenweg entlang verschiedener Lutherstädte und eine internationale Ausstellung des Protestantismus auf den Elbwiesen bei Wittenberg. Wie das alles konkret aussehen kann, darüber beraten die Synodalen aus den 20 Landeskirchen bis Mittwoch auf der EKD-Jahrestagung an der Ostsee.

Offen scheint derzeit noch, wie es den Protestanten gelingt, die katholische Kirche in die Feiern einzubeziehen. Immerhin führte das Wirken Luthers und anderer Reformatoren zur Spaltung der Christenheit in Protestanten und Katholiken. Während die evangelische Seite wie selbstverständlich von einer bevorstehenden Feier des Reformationsjubiläums spricht, ist katholischerseits von "Reformationsgedenken" die Rede. In der katholischen Kirche gebe es eine große Unsicherheit, wie an 1517 erinnert werden soll, berichtete Alois Glück, Präsident des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken, dem evangelischen Kirchenparlament.

Der EKD-Ratsvorsitzende Schneider, oberster Repräsentant der fast 24 Millionen deutschen Protestanten, gab Hinweise darauf, wie die beiderseits erwünschten ökumenischen Zeichen 2017 aussehen könnten. Die EKD spricht mit der katholischen Bischofskonferenz darüber, ob es einen gemeinsamen Buß- und Versöhnungsgottesdienst auf dem Weg zum Jubiläum geben könne. In diesem Gottesdienst könnten die Verletzungen benannt werden, die sich die beiden großen Kirchen wechselseitig angetan hätten.

Und abermals unterstrich Schneider, dass es 2017 darum gehe, an den Kern der Reformation zu erinnern, die Umkehr der Kirche zu Jesus. "Das können wir feiern", sagte der rheinische Präses - und bezog damit explizit die katholische Kirche mit ein.

04. September 2012