Hotspot der Reformationsfeiern – Programm zum Reformationssommer 2017

Wittenberg (epd). Rund 2.000 Veranstaltungen in 16 Wochen bietet die im Mai beginnende "Weltausstellung Reformation" in Wittenberg. Damit solle die Geburtsstadt der Reformationsbewegung das größte europäische Event zum 500. Reformationsjubiläum beherbergen, hieß es in der Lutherstadt. Bei der Programmvorstellung im Alten Rathaus betonte Projektleiterin Margot Käßmann ihre Euphorie nach vielen Jahren der Vorbereitung: "Unsere Vision, gemeinsam nach Wegen zu suchen, die in die Zukunft führen, wird jetzt Wirklichkeit."

Sieben offene Thementore

Sieben offene Thementore entlang der Wallanlagen um die Wittenberger Altstadt sollen zwischen dem 20. Mai und 10. September täglich rund 5.000 Besucher "zum Verweilen und Diskutieren in Freiheit" einladen, sagte Käßmann, die auch Botschafterin des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für das Reformationsjubiläum 2017 ist. Nicht nur das, was der Reformator Martin Luther 1517 mit der Aufspaltung der Kirche in evangelisch und katholisch angestoßen hat, sei bei den Feierlichkeiten von Bedeutung. Besonders bei aktuellen Fragen zu Kirche und Gesellschaft, Ökumene, dem friedlichen Dialog der Religionen oder dem Umgang mit Geflüchteten müsse nach zukunftsgerichteten Antworten gesucht werden. Dazu lud Käßmann alle Menschen ein, ungeachtet ihrer Einstellung zu Religion und Glaube.

Das breite kulturelle Angebot der Weltausstellung unterstrich André Schmitz, der Vorsitzende des Kulturberatungskreises für die Weltausstellung. Als "größtes und teuerstes Projekt der Weltausstellung" nannte er die Kunstschau im Alten Gefängnis unter dem Titel "Luther und die Avantgarde". 68 Künstler mit nationalem und internationalem Renommee gestalten seit dieser Woche die Zellen der ehemaligen Haftanstalt. Zu ihnen gehören Ai Weiwei, Richard Jackson, Ayse Erkmen oder Erwin Wurm.

"Wunderbare kleine leise Projekte"

Daneben werden nach Angaben des Kulturbeauftragten "wunderbare kleine leise Projekte" gezeigt, so zum Beispiel eine Sammlung von Schuhkartons äthiopischer Schuhputzer. Etliche Vorführungen von Schultanzgruppen, Chören aus aller Welt, Musikern oder Institutionen wie dem kleinen Berliner Maxim Gorki Theater seien im Torraum Kultur und für die Bühnen am zentralen Markt sowie den Platz vor der Schlosskirche vorgesehen.

Wittenbergs Oberbürgermeister Torsten Zugehör (parteilos) erklärte das jährlich begangene Stadtfest "Luthers Hochzeit" für 2017 als kostenfrei zugänglich für alle. "Wir öffnen damit nicht nur unsere Herzen und Arme, sondern auch die Tore dort, um uns bei den Bürgern zu bedanken, die sich seit vielen Jahren aktiv und ehrenamtlich in die Vorbereitungen auf dieses großartige Jahr einbringen", sagte er.

Zur Orientierung auf der Weltausstellung verteilt der Verein Reformationsjubiläum 2017 seit dieser Woche "Das Magazin zum #Reformationssommer". Auf 80 Seiten beschreibt es, was die Besucher in den verschiedenen Torräumen erwartet. Die erste Auflage von 100.000 Stück geht an Gemeinden in Deutschland und macht auch auf dem Europäischen Stationenweg europaweit Werbung für den Wittenberger Sommer. Detaillierte Wochenpläne soll es ab Beginn der Ausstellung geben.

Sängerin Stefanie Heinzmann auf der Bühne

Auch viele Prominente sind in diesem Jahr in der Lutherstadt erwartet. Alleine zur Eröffnung der Weltausstellung am 20. Mai haben sich nach Angaben der Veranstalter der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm, der neue Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und für die Bühne die Sängerin Stefanie Heinzmann angekündigt.

Die "Weltausstellung Reformation" findet von Mai bis September 2017 in Wittenberg statt. Die Kosten von rund 20 Millionen Euro tragen Staat, Kirche und Käufer der Eintrittskarten zur Weltausstellung.

Mit dieser und vielen anderen Veranstaltungen feiern evangelische Christen in diesem Jahr 500 Jahre Reformation. Am 31. Oktober 1517 hatte Martin Luther seine 95 Thesen gegen die Missstände der Kirche seiner Zeit veröffentlicht. Der legendäre Thesenanschlag gilt als Ausgangspunkt der weltweiten Reformation, die die Spaltung in evangelische und katholische Kirche zur Folge hatte.

7. März 2017