Umwelt & Energie

Klimaabkommen: Die friedliche Revolution von Paris

(Julia Maria Eichler, Amélie Seifert)

Am 12. Dezember 2015 haben sich 195 Staaten und die EU auf ein globales Klimaschutzabkommen geeinigt, das dem 2020 auslaufenden Kyoto- Protokoll nachfolgen wird. Anders als noch 2009, als die Klimaverhandlungen in Kopenhagen an fehlender Taktik und teils chaotischen Zuständen gescheitert waren, einigte man sich in Paris nach fast zwei Wochen Verhandlungen, auf ein zum Teil verbindliches Abkommen. Im Gegensatz zum Kyoto- Protokoll nimmt das neue Abkommen nicht nur die Industriestaaten, sondern auch die Schwellenund Entwicklungsländer für den Klimaschutz in die Pflicht. Dies betonte auch Bundesumweltministerin Barbara Hendricks: „Zum ersten Mal machen sich alle Länder dieser Welt gemeinsam auf den Weg, den Planeten zu retten“.

Das Abkommen sieht vor, dass die globale durchschnittliche Erderwärmung im Vergleich zur vorindustriellen Zeit auf deutlich unter 2 °C gehalten werden soll. Darüber hinaus soll sich die Staatengemeinschaft bemühen, die Erderwärmung nicht über 1,5 °C steigen zu lassen. Alle fünf Jahre soll die Umsetzung der Klimaschutzpläne überprüft und die Ziele gegebenenfalls angepasst werden. Abgeschwächt werden dürfen diese Pläne nicht mehr. Die erste Überprüfung soll 2023 stattfinden. Bereits 2018 soll ein erster Austausch über die Klimaziele erfolgen. Weniger konkret sind die Formulierungen bei der Begrenzung der Treibhausgasemission. Zwischen 2050 und 2100 soll ein Ausgleich zwischen Treibhausgasemissionen und den Aufnahmekapazitäten der Erde, erreicht wer-den. Ausgleichsmaßnahmen sind also erlaubt. Oh-ne drastische Senkung der Treibhausgasproduktion wird es allerdings nicht funktionieren. Ab 2020 werden die Industrieländer jährlich 100 Milliarden Dollar bereitstellen, um die Entwicklungsländer bei Klimaschutzbemühungen zu unterstützen. 2025 soll dieser Basiswert neu festgelegt werden.

Paris sei die letzte Chance gewesen und diese habe man wahrgenommen, sagte Miguel Arias Canete, EU-Kommissar für Energiepolitik und Klima. In Kraft tritt das Abkommen, aber erst mit der Ratifizierung durch 55 Staaten, die zusammen für mindestens 55 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich sind.

Einer der größten Schwachpunkt des Abkommen, dürfte die Lücke sein, die der Vertrag bei der Erreichung des 2 °C-Ziels enthält. Denn die bisher vorgelegten nationalen Klimaschutzpläne würden allenfalls zu einer Begrenzung der Erderwärmung auf 2,7 °C führen, so der Präsident des Naturschutzbund Deutschland Olaf Tschimpke. Wie man die Differenz zum 2 °C- oder gar 1,5 °C-Ziel erreichen möchte, lässt das Abkommen aber offen.

Trotzdem wird der Abschluss des Abkommens von Paris einhellig als großer Erfolg gefeiert. In einer Pressemitteilung vom 12. Dezember 2015 lobte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD), Heinrich Bedford-Strohm das Abkommen als „Riesenerfolg für die weltweite Zivilgesellschaft“. Der französische Präsident Francois Hollande sagte: „In Paris hat es schon viele Revolutionen im Laufe der Jahrhunderte gegeben. Heute wurde die schönste und friedlichste Revolution erreicht.“

Die Präsidentin von „Brot für die Welt“, Cornelia Füllkrug-Weitzel, forderte: „Jetzt müssen sofort die Schnürschuhe angezogen werden, um in großen Schritten den in Paris immerhin vorgezeichneten Weg zur Minderung der Treibhausgase rasch zu betreten“. Dem pflichtete auch Christoph Bals, Politischer Geschäftsführer der Umwelt- und Entwicklungsorganisation „Germanwatch“ bei: „Die Bewährungsprobe für das Abkommen stellt sich in den nächsten Monaten und Jahren bei der Umsetzung durch die Regierungen und bei den Investitionsentscheidungen von Unternehmen“. Klar sei aber auch, dass das Abkommen die Welt der Energie- und Klimapolitik verändern werde.

Eine verbindliche Begrenzung der Erderwärmung hatten auch der EKD-Ratsvorsitzende, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, und der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, von Deutschland und Europa im Vorfeld der Verhandlungen gefordert. In einer Erklärung vom 25. November 2015 appellierten sie an die Verantwortlichen, die Reduzierung der Emissionen völkerrechtlich zu verankern und den Übergang von fossilen zu erneuerbaren Energien voranzutreiben. Besonders wichtig war ihnen dabei die Aufnahme eines verbindlichen Mechanismus, der sowohl eine regelmäßige Überprüfung der nationalen Klimaschutzzusagen ermöglicht als auch gegebenenfalls notwendige und ehrgeizigere Nachbesserungen einfordert. Nur so werde es möglich sein, den Temperaturanstieg auf höchstens zwei Grad Celsius zu begrenzen. Doch nicht nur die Politik, sondern auch die Christinnen und Christen, sowie alle Mitbürgerinnen und Mitbürger, sollten sich für einen wirksamen Klimaschutz einsetzen, um der Bewahrung der Schöpfung im gesellschaftlichen und persönlichen Handeln gerecht zu werden.

Die Erklärung von EKD und DBK finden Sie im Wortlaut hier: http://ekd.be/PM-COP15



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