Diakonie: Familiennachzug ist wichtig für die Integration

Konferenz Diakonie und Entwicklung appelliert an die Bundesregierung

Syrische Flüchtlingsfamilie
Sie sind nach 1,5 Jahren vereint: Der Syrer Maher Krait kam zunächst alleine nach Deutschland, später bekamen seine Frau Nebal und seine Tochter Jessica auch ein Visum und konnten nachreisen.

Nürnberg (epd). Die evangelischen Organisationen Diakonie und Brot für die Welt fordern von der künftigen Bundesregierung, Flüchtlingen mit subsidiärem Schutz den Familiennachzug wieder zu ermöglichen. Bei der Bundeskonferenz Diakonie und Entwicklung in Nürnberg sagte Diakonie-Präsident Ulrich Lilie, besonders für junge männliche Flüchtlinge sei eine bessere Integration möglich, wenn ihre Familien nachkommen dürften.

Zudem appellierte Lilie, in Zukunft die Arbeit der Ministerien für die Entwicklungsziele der Agenda 2030 besser zu verzahnen. Entwicklungspolitik gehe nicht nur das Entwicklungshilfe- und das Umweltressorts an, sondern auch das Landwirtschafts- und das Wirtschaftministerien, sagte der Präsident. Er kritisierte in diesem Zusammenhang auch, dass zum Beispiel weiter Waffen nach Saudi-Arabien geliefert würden. Damit werden laut Lilie Fluchtursachen geschaffen an statt sie zu bekämpfen.

Ein europäisches Einwanderungsgesetz sei notwendig

Die Präsidentin von Brot für die Welt, Cornelia Füllkrug-Weitzel betonte die Notwendigkeit eines europäisch abgestimmten Einwanderungsgesetzes. Eine solche einheitliche Rechtsgrundlage könne verhindern, dass sich Armutsflüchtlinge auf einen lebensgefährlichen Weg machten oder sich an Schlepper verkauften. Einwanderungskonditionen wären dann verlässlich und transparent. Füllkrug-Weitzel sagte, so könne man etwa den „Menschenhandel“ mit nigerianischen Frauen eindämmen, die von Schleppern nach Deutschland gebracht und hier als Prostituierte ausgebeutet würden.

Der bayerische Diakoniepräsident Michael Bammessel forderte die CSU auf, soziale Errungenschaften für Flüchtlinge in Bayern „nicht wieder preiszugeben“. Er kritisierte den Plan, Aufnahme- und Rückführungszentren für Flüchtlinge zu schaffen. Die Politik versuche, sich hart zu geben in der Hoffnung, Flüchtlinge würden wieder gehen. „Aber das wird nicht funktionieren“, sagte Bammessel. Er plädierte für ein Ende der Diskussion über eine Obergrenze für Flüchtlinge. Vielmehr sollten „wir sagen, dass wir in einer veränderten Welt leben, zu der Migration gehört“.

Die Konferenz Diakonie und Entwicklung befasste sich mit nationalen und internationalen Fragen der sozialen Sicherung. Hintergrund des Themenschwerpunktes war, dass rund 80 Prozent der Weltbevölkerung ohne Absicherung gegen Folgen von Krankheit, Alter oder Erwerbslosigkeit leben, wie Füllkrug-Weitzel sagte.