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EAfA Rundbrief Nr. 71, 2. Quartal 2016, 17.06.2016


Übersicht

Zu Beginn

Liebe Leserin und lieber Leser,

eigentlich wollte ich Ihnen in diesem Gruß schnell ein bisschen schwäbisch-theologische Heimatkunde zumuten, Sie mittels eines Fotos kurz nach Bad Boll entführen und Ihnen eine bemerkenswerte Geschichte vom jüngeren Blumhardt erzählen. Aber wie das so geht: erstens kommt es anders, zweitens als man denkt …

Ich fahre also extra nach Bad Boll hinüber, um das ehrwürdige Kurhaus zu fotografieren (das nebenstehende Bild stammt aus einem Prospekt):

1595 von Heinrich Schickhardt, dem Hofbaumeister des württembergischen Herzogs Friedrich 1. als „stattlich Badhaus“ zur Nutzung der neu entdeckten Schwefelquelle errichtet; Neubau in klassizistischem Stil dann um 1825 durch König Wilhelm 1. von Württemberg.

Aber, oh Schreck: Baustelle, alles eingerüstet und verhangen!!

Aber trotzdem weiter kurz zum historischen Gerüst für meine Geschichte:

1852 kauft der Schwäbische Pfarrer Johann Christoph Blumhardt mit Hilfe von vermögenden Freunden das Haus. Die charismatische Gestalt Blumhardts zieht vor allem Menschen mit seelischen Nöten nach Bad Boll.

1880 übernimmt nach dem Tod des Vaters Christoph Friedrich Blumhardt, ebenfalls Pfarrer, die Leitung des Hauses und wendet sich den sozialen Nöten der Menschen seiner Zeit zu. Ab 1899 bekennt Blumhardt sich als „Jünger Jesu zum Sozialismus“ und nennt sich einen „Bundesgenossen der Arbeiter“, erklärt seinen Beitritt zur Sozialdemokratischen Partei und wird deshalb aus dem Pfarrdienst entlassen.1900 wird er als Vertreter der Sozialisten in den Württembergischen Landtag in Stuttgart gewählt. Für Blumhardt war die Predigt vom Reich Gottes keine Vertröstung auf das Jenseits. Er wollte es auf Erden verwirklichen und sah als eine der Voraussetzungen hierfür die Neuordnung der menschlichen Verhältnisse angesichts der Auswirkungen der kapitalistisch geprägten Wirtschaft. Wie aktuell!

Dennoch war Blumhardt kein Phantast und konnte seine Vision, und was jeder einzelne Christ jetzt schon zur Verwirklichung beitragen könne, auf recht anschauliche Weise zusam-menbringen: So verwies er beispielsweise in einer Predigt über die beiden wichtigsten Dinge im Leben eines Christenmenschen auf die Fassade des Kurhauses:

Dort waren – und sind bis heute – die Initialen der Vornamen von König Wilhelm und seiner Gemahlin Pauline, also W und P in Zier-Stuck zu sehen:

W und P:
Warten-können müsse man aufs Kommen des Reiches Gottes, aber auch Pressieren, damit es jetzt schon anfange …

Liebe Leserin und lieber Leser, wenngleich die Initialen unseres letzten württembergischen Königspaares nur verschleiert erkennbar sind, die Blumhardt’sche Erdung seiner Predigt bleibt mir – und vielleicht auch Ihnen – eine Freude.

Und mitten in den Vorüberlegungen zu diesem Gruß fliegt mir ein schöner Gedanke von Dietrich Bonhoeffer zu, in dem ich Blumhardts Ansatz gut aufgehoben finde und mit dem ich Sie aus der schwäbischen Baustelle ins Weite führen möchte:

Optimismus ist in seinem Wesen keine Ansicht über die gegenwärtige Situation, sondern er ist eine Lebenskraft, eine Kraft der Hoffnung, wo andere resignieren, eine Kraft, den Kopf hochzuhalten, wenn alles fehlzuschlagen scheint, eine Kraft, Rückschläge zu ertragen, eine Kraft, die die Zukunft niemals dem Gegner lässt, sondern sie für sich in Anspruch nimmt.

Ins Offene der aktiv zu gestaltenden Zukunft zielt auch der umfassende Vortrag zum Thema Gast und Gastgeberin sein – eine Perspektive im Alter, den Monika Bauer vor der bayrischen Landeskonferenz Alter in Nürnberg gehalten hat. Sie finden ihn in der Rubrik DAS THEMA in diesem Rundbrief.

Aus der Flut von Alter(n)sbezogenen Neuerscheinungen hat Jens-Peter Kruse wieder Einiges für Sie vor-gelesen und rezensiert. Ihm danke ich ebenso, wie Martin Erhardt für die erste aus einer Reihe von Aha- oder Schmunzel- oder Na-so-was-Geschichten unter ZU GUTER LETZT.

In der Hoffnung, dass dieser Rundbrief Ihnen wieder Anregungen für sich und Ihre Arbeit  liefert,  und mit der Bitte, in Ihrem Umfeld weitere Abonnenten zum Bezug des Rundbriefs einzuladen, grüße ich Sie im Namen des EAfA-Vorstands herzlich  und wünsche Ihnen einen angenehmen Sommer.

Ihr

friedemann binder

Das Thema: Gast und Gastgeberin zu sein - eine Perspektive im Alter

Monika Bauer, Lindau, die langjährige Vorsitzende der EAfA hielt am 23.02.2016 im Rahmen der „Landeskonferenz Alter“ der bayrischen Landeskirche in Nürnberg den nachfolgenden Vortrag. Wir danken ihr herzlich für die Überlassung des Manuskripts, in dem der Redestil absichtlich nicht verändert wurde.

Aus der Tradition neue Perspektiven für die Gastfreundschaft gewinnen – für eine gastliche Haltung in unserer Gesellschaft  - für alle Lebens - Alter:

Das Thema:Gast und Gastgeberin zu sein - eine Perspektive im Alter

Aktuelles/Aus der Arbeit der EAfA

Zum 6. EAfA-Symposion „Zukunftsfähige Gemeinschaften fördern – Impulse des Siebten Altenberichtes für Kirche und Diakonie" am 21.Juni 2016 im Kirchenamt der EKD haben sich 125 haupt- und ehrenamtliche Mitarbeitende aus Kirche und Diakonie angemeldet. Die Vorträge und Workshopergebnisse werden dokumentiert und auf den EAfA-Webseiten veröffentlicht.

Die Pressemitteilung finden Sie dazu unter folgenden Link:
http://www.ekd.de/eafa/download/PM_EAfA_Symposion_21_6_16.pdf

Informationen und Berichte aus den Mitgliedsorganisationen

  • Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern
  • Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck
  • Evangelische Kirche in Hessen und Nassau
  • Evangelische Landeskirche in Württemberg
  • Evangelische Akademien in Deutschland e.V. (EAD)
  • Informationen und Berichte aus den Mitgliedsorganisationen

    Neues aus Kirche, Gesellschaft und Politik

  • Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BAGSO)
  • Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ)
  • Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement (BBE)
  • Diakonie Deutschland - Evangelischer Bundesverband
  • Evangelische Kirche in Deutschland (EKD)
  • Generali Zukunftsforum
  • Evangelische Frauen in Deutschland e.V. (EFiD)
  • Neues aus Kirche, Gesellschaft und Politik

    Literatur und Arbeitsmaterialien

    Jens-Peter Kruse, Vorsitzender der EAfA, hat wieder einmal eine Auswahl der Neuerscheinungen zum Alter, Altern und zur Altenarbeit für Sie vor-gelesen.

    Literatur und Arbeitsmaterialien

    Zu guter Letzt

    „When I’m 64“ -  Paul Mc Cartney (74) hält sich nicht mehr an seinen Text“

    Der Ex-Beatle Paul McCartney trat im Frühsommer 2016 während seiner „One on One-Tour“ dreimal in Deutschland auf. Die Konzerthallen in Düsseldorf, München und Berlin waren ausverkauft und das Publikum hellauf begeistert. Seine Fans kommen übrigens aus allen Altersgruppen und so fand jedes Mal ein bunt gemischtes, generationsübergreifendes Event statt. Apropos ältere Generation: Beim Hit „When I’m 64“ wurden einige Fans jenseits der 60 plötzlich hellhörig und manch einer war regelrecht irritiert. Was singt denn da dieser 74-jährige Musiker über 64-jährige Männer? Irgendwie passen der deprimierende Songtext und die starke, leidenschaftliche Bühnenpräsenz dieses ‚alten Herrn‘ überhaupt nicht zusammen.

    „Wirst Du mich brauchen, wirst du mich durchfüttern, wenn ich 64 bin? [...] Ich könnte deine Sicherung austauschen […] Du könntest mir vor dem Kamin einen Seelenwärmer stricken […] wir können den Garten pflegen und umgraben, wer könnte mehr verlangen? […] wir können uns einschränken und sparen, Enkelkinder auf deinem Knie, wenn ich 64 bin?“

    Hier kommt ein verunsicherter 64-jähriger Mann zum Vorschein. Sozial zurückgezogen und von Zweifeln geplagt, fragt er sich, ob man mit 64 noch selbständig leben, attraktiv und liebenswert sein kann. Paul McCartney selbst hat das 64. Lebensjahr längst überschritten. Er wird diesen Sommer 74 und führt ein ausgesprochen aktives und engagiertes Leben, persönlich, familiär sowie als Musiker von Weltrang. Diesen Beatles-Song hat er als 25-Jähriger Mitte der 1960er Jahre komponiert und auch den Text verfasst. Als ‚Kind seiner Zeit‘ beschrieb er das damals vorherrschende Bild vom Alter. Ein Altersbild, über das der kürzlich im Alter von 90 Jahren verstorbene Musikproduzent Sir George Henry Martin - wegen seiner Bedeutung für die Karriere der Beatles auch „fünfter Beatle“ genannt - einmal sagte: „Betrachtet man den Text genauer, wird man feststellen, dass zwischen den ulkigen Zeilen etwas anderes geschrieben steht: ‚Ist das Alter nicht entsetzlich? Banalität, Langeweile, Nichtigkeit, Armut, Gewohnheit‘.“ (wikipedia)

    Paul McCartney verkörpert heute ein deutlich anderes Altersbild, als von ihm selbst vor 50 Jahren besungen. Insofern lässt sich ‚medial‘ an seiner Biografie die Emanzipation des Alter(n)s ein stückweit nachzeichnen. Weg vom Dreiklang „alt, arm und gebrechlich“,  hin zu einem aktiven Altersbild, das sich am Leben beteiligt, sich politisch einbringt, in Bildung und Kultur starke Akzente setzt und soziale Präsenz zeigt.

    Übrigens: Nach der Grammy-Verleihung Anfang dieses Jahres machte sich Paul McCartney auf den Weg zu einem noblen Nachtclub. Dort wollte er mit Freunden groß feiern. Der Türsteher wies den 74-Jährigen allerdings ab. Nicht aus Altersgründen, sondern weil er ihn nicht erkannt hatte. Paul McCartney nahm’s gelassen. „Da muss ich wohl wieder einen Hit schreiben“, meinte er. (Darmstädter Echo vom 18.02.2016)                                                                      

    © Martin Erhardt, Mai 2016

    Redaktionstermine 2016

    1. August 2016

    1. November 2016

    Langfassung Nr. 71_2_2016

    Langfassung des EAfA-Rundbriefes Nr. 71, 2. Quartal 2016

    EAfA-Rundbrief

    Herausgegeben von der:

    Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Altenarbeit in der EKD
    Herrenhäuser Str. 12
    30419 Hannover
    Fon: 0511 2796-205
    Fax: 0511 2796-709
    Mail: eafa@ekd.de | WWW: www.ekd.de/eafa/

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