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EAfA Rundbrief Nr. 74, 1. Quartal 2017, 31.03.2017,


Übersicht

Zu Beginn

Gott spricht: Ich schenke euch ein neues Herz
und lege einen neuen Geist in euch.                                                                                    

(Hesekiel 36,26)

Foto: fotolia/Joann Cooper

Liebe Leserin und lieber Leser,
es ist sehr, sehr lange her, dass ich eine Jahreslosung so passend, so treffend, erlebt habe und erlebe, wie diesen Satz aus dem Buch des Propheten Hesekiel. Was für ein Versprechen am Anfang dieses Jahres! Und weil ich ja weiß, dass die Jahreslosungen 3 Jahre im Voraus gezogen werden, verblüfft sie mich noch mehr: wer konnte ahnen, wie notwendig und tröstend das Versprechen eines neuen Geistes ausgerechnet anno Domini 2017 sein würde? Wer konnte ahnen, welche menschen-verachtenden Ausmaße der Krieg in Syrien annehmen würde? Wer, dass ein türkischer Staatspräsident hunderttausende Staatsbedienstete entlässt und viele wegsperrt, Presse- und Meinungsfreiheit kurzerhand verbietet? Wer, dass das Friedensprojekt EUROPA nicht nur wegen der Finanzen, sondern noch viel mehr wegen fehlender Solidarität bei der Bewältigung der zugewanderten Flüchtlinge in eine tiefe Krise gerät? Und wer hätte es für möglich gehalten, dass die Vereinigten Staaten von einem Rassisten regiert werden, der schneller lügt, als seine fake-facts gedruckt werden können? Und schließlich, wer hätte gedacht, dass in unserem eigenen Land immer mehr rechte Gruppierungen im Untergrund entdeckt werden und der rechte Populismus auf offener Straße so viel Gehör findet???

Was für Geister geistern da durch unsere Welt? Wes Geistes Kind ist, wer das eigene Volk bombardieren lässt, wer unliebsame Richter absetzt, wer Flüchtlinge an Grenzzäunen verelenden lässt, wer Menschenrechte per Dekret außer Kraft setzt, wer die Täter für Morde an Migranten in Deutschland jahrelang nur in der Ausländerszene sucht? Wes Geistes Kind ist, wer mit seinem Beharren auf einer Zuwanderungsobergrenze über Leichen geht?

Unsere Welt scheint von allen guten Geistern verlassen zu sein. Soviel Destruktion auf einmal war selten. Ein Kommentator resümiert nach der Münchner Sicherheitskonferenz, die Welt stecke in einer tiefen Vertrauenskrise. Wie wahr. Und diese Krise erreicht auch mich. Ich merke, wie auch in mir als „hoffnungssturem“ Zeitgenossen sich ungute Geister einnisten wollen: Wut, Zorn, Ohnmacht, Angst.

So, jetzt wissen Sie, weshalb mir dieses Versprechen aus dem Sprachrohr des Propheten so willkommen ist und weshalb ich finde, dass es uns „just in time“ in Erinnerung gebracht wird. Auch Hesekiels Welt war von allen guten Geistern verlassen. Er hat die „steinernen Herzen“ seiner Landsleute ebenso zu beklagen, wie die Anbetung fremder Götter und das Vergessen der göttlichen Weisungen. In dieser Krise hilft nur eines: Gott selbst muss und will dem Volk in seiner babylonischen Gefangenschaft „ein neues – fleischernes – Herz geben und einen neuen Geist“ in es legen. Es ist eine Art Neu-Schöpfung des Menschen fällig, wenn der Schöpfer dem Menschen erneut seinen Geist (ruach) einblasen muss; eine neue Be-Geister-ung für seine lebensförderlichen Regeln ermöglicht. Solcher Geist kommt nicht aus uns selbst. Von den zahllosen grafischen Umsetzungen der Jahreslosung auf Spruchkarten, Kalendern und Postern hat mich deshalb nur die eine, über meinem Gruß stehende, überzeugt.

Liebe Leserin und lieber Leser,         
dieser Rundbrief wird von zwei Themen bestimmt: zum einen blicken wir – unter AKTUELLES – mit Ihnen voraus auf den kommenden Kirchentag Ende Mai in Berlin. Wir haben schon mal alle Veranstaltungen und Aktionen im ‚Zentrum Älterwerden‘ zusammengestellt und Ihnen damit möglicherweise die Mühe des Zusammenpuzzeln eines eigenen Programms erleichtert… Zum andern dokumentieren wir Ihnen – unter AUS DER ARBEIT DER EAfA –, wie die EAfA das Thema des 7.Altenberichts aufgearbeitet hat. Der Vortrag von Frau Coenen-Marx – unter DAS THEMA – sei Ihnen dazu besonders empfohlen.

Wie immer finden Sie in den übrigen Rubriken Interessantes aus der Arbeit der EAfA-Mitglieder sowie Meldungen und Hinweise aus der bundesweiten Alter(n)spolitik.

In der Hoffnung, dass ein ‚neuer Geist‘ die Ungeister in die Schranken weist, grüße ich Sie auch im Namen des Vorstands herzlich und hoffe, wir sehen uns in Berlin.

Ihr

friedemann binder

Aktuelles

Aktuelles

Aus der Arbeit der EAfA

Aus der Arbeit der EAfA

Das Thema: Sorgende Gemeinde werden

Das Thema: Sorgende Gemeinde werden

Informationen und Berichte aus den Mitgliedsorganisationen

  • Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern
  • Bremische Evangelische Kirche
  • Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers
  • Evangelische Kirche in Hessen und Nassau
  • Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck
  • Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland
  • Evangelische Landeskirche in Württemberg
  • Deutsche Ev. Arbeitsgemeinschaft für Erwachsenenbildung
  • Deutscher Evangelischer Frauenbund

Informationen und Berichte aus den Mitgliedsorganisationen

Neues aus Kirche, Gesellschaft und Politik

  • Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BAGSO)
  • Bundesarbeitsgemeinschaft Seniorenbüros (BaS)
  • Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ)
  • Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement (BBE)
  • Bistum Eichstätt
  • Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge e.V.
  • Evangelische Kirche in Deutschland (EKD)
  • Wegweiser Bürgergesellschaft

 

Neues aus Kirche, Gesellschaft und Politik

Literatur und Arbeitsmaterialien

Jens-Peter Kruse, Vorsitzender der EAfA, hat wieder eine Auswahl der Neuerscheinungen zum Alter, Altern, und zur Altenarbeit für Sie vorgelesen.

 

Literatur und Arbeitsmaterialien

Zu guter Letzt

 „Wo sind denn eigentlich die alten Jungs?“
Anmerkungen zu einer generationsübergreifenden Schieflage
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Männer wie Frauen engagieren sich ehrenamtlich in den unterschiedlichsten Bereichen unserer Gesellschaft. Sie tun das quantitativ ähnlich stark, wenn auch mit gewissen geschlechtsbezogenen Präferenzen. Gleiches gilt für ihr Interesse an Bildung, Kultur und an sozialen wie politischen Fragen. Im unmittelbaren Gemeindeleben unserer Kirche sind Männer jedoch kaum vertreten und viele gemeindliche Veranstaltungen sind wenig attraktiv für Männer. Vielerorts bedauert man diese Situation und sucht nach Wegen, um Männer besser anzusprechen und diese ‚Schieflage‘ zu verändern. Nach wie vor wird das Leben einer Kirchengemeinde vornehmlich von Frauen getragen und die angebotenen Männerkreise oder Männerprojekte bleiben überschaubar.

Dazu eine kleine Geschichte, die mir Frau Ute Orlamünder aus Offenbach am Main, Mitbegründerin der ‚Aktiven Mitte‘ und engagierte Ehrenamtliche in der dortigen Evangelischen Mirjamgemeinde, zugeschickt hat:

„Ein Mittwochnachmittag, acht hochbetagte Frauen treffen sich zum Zusammensein in der Lutherkirche in Offenbach/Main. Sie sind sozusagen die ‚Überlebenden‘ des einst aus über 40 Personen bestehenden gemischten Seniorenclubs. Heute haben wir etwas Besonderes vor: wir haben ein Dutzend Kinder aus unserer Kita eingeladen. Wir sitzen im Kreis, singen miteinander und stellen uns gegenseitig mit Namen und Alter vor. Das Alter der Frauen lässt manche Kinder zwar staunen, aber so richtig einschätzen können sie es wohl noch nicht wirklich. Ehe wir zum Kaffeetisch gehen frage ich die Kinder: Möchtet ihr noch etwas von uns wissen, habt ihr noch eine Frage an uns? Ganz schnell ruft uns ein kleiner Junge zu: „Wo sind denn eigentlich die alten Jungs?“

Einen Wimpernschlag lang herrschte eine totale Stille, dann herzliches, lautes Gelächter. Die Frauen klären auf, dass Ihre Männer gestorben sind und jetzt vermutlich im Himmel sind. Ein Kind berichtet: „Mein Opa ist auch gestorben und im Himmel. Hoffentlich treffen sich die alten Jungs und mein Opa da oben.“

Doch es gibt sie, die Kirchengemeinden, in denen Männer ihren Platz finden, sich aktiv einbringen, gut und gerne mitarbeiten und attraktive Angebote für sich und andere Männer entwickeln. In ihren Programmen tauchen die Lebenslagen von Männern, geschlechtsbezogene Lebensthemen, unterstützende Angebote und interessante Projektideen auf. Gemeinsam sind diesen innovativen Formaten gemeindlicher Männerarbeit die Möglichkeit zu Selbstbestimmung und Mitgestaltung, eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe sowie der Bezug zu aktuellen Themen des Männerlebens, in jüngeren wie in älteren Lebensjahren.

So existieren in einigen Gemeinden Angebote wie Männervesper oder Männerfrühstück, Männergottesdienst oder Männerstammtisch. Sie finden meist unregelmäßig, ca. 3-6 Mal im Jahr statt und beschäftigen sich niedrigschwellig mit gut vorbereiteten Lebensthemen wie z.B. Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Vaterschaft und Kindererziehung oder auch Liebe‚ Partnerschaft und Sexualität. Darüber hinaus geht es um Glaubensfragen, den Aspekt Gesundheitsprävention sowie politische Fragen und Herausforderungen. Nicht zuletzt sind generationsübergreifende Anliegen und Themen wie Männer und Alter, der Ruhestand, die Rolle als Großvater oder soziale Großelternschaft von Bedeutung.

In anderen Kirchengemeinden oder Dekanaten finden regelmäßige Treffen, ca. alle 2 – 4 Wochen, in Form eines Gesprächskreises, offen nur für Männer oder als geschlossene Männergruppe, statt. Hier handelt es sich um Formate mit einem engerem Rahmen, einer fachlichen oder zumindest moderierenden Anleitung und einer hohen Verbindlichkeit. Die Gesprächskultur dieser Gruppen ermöglicht neue soziale Vernetzungen oder gar Freundschaften. Zudem einen unterstützenden Erfahrungsaustausch sowie das Reflektieren ganz persönlicher wie intimer Themen.

Einige Zahlen zur ‚Schieflage‘:

Im Gleichstellungsatlas der evangelischen Kirche in Deutschland 2015 steht S. 14:

„Das kirchliche Leben in den Gemeinden entfaltet sich unter anderem in 130.000 regelmäßig stattfindenden Gruppen wie Kirchenchören, Bibel- oder Seniorenkreisen. Die stärkste Gruppe bilden die rund 15.000 Frauenkreise. Auch knapp 3.000 Männerkreise werden in den Gemeinden angeboten. Im Jahr 2011 nahmen 216.000 Frauen und 38.000 Männer an entsprechenden Treffen teil.“

„Von 1.000 weiblichen Kirchenmitgliedern nehmen durchschnittlich 17 an einem Frauenkreis teil. Die Spanne liegt in den einzelnen Landeskirchen zwischen 7 und 32. Von 1.000 männlichen Kirchenmitgliedern nehmen durchschnittlich 4 an einem Männerkreis teil. Die Spanne liegt zwischen 2 und 9. Zum Teilnahmeverhalten am sonstigen kirchlichen Angebot liegen keine geschlechtsspezifischen Daten vor.“

In ‚Gezählt - Zahlen und Fakten zum kirchlichen Leben‘/EKD/2009–2016 wird EKD-weit festgestellt:
(Quelle: www.ekd.de/download/zahlen_und_fakten_2016.pdf )

 

Gemeindeleitende Gremien:
von insgesamt 127 571 Personen sind  60 971 Männer und 66 600 Frauen.

Frauenkreise:
Die Zahl der Kreise beträgt 14 946 und Anzahl der Teilnehmerinnen 205 742.

Männerkreise:
Die Zahl der Kreise beträgt 2 905, die Anzahl der Teilnehmer 38 312.

Alten- und Seniorenkreise:
Die Zahl der Kreise beträgt 14 138, die Anzahl der Teilnehmenden 263 418

Gesprächskreise:
Die Zahl der Kreise beträgt  7 938, die Anzahl der Teilnehmenden 73 990.

Mit dieser Geschichte, den statistischen Zahlen und dem kleinen Spaziergang durch die kirchliche Männerarbeit möchte ich auf die geschlechtsbezogene ‚Schieflage‘ in unserer Kirche aufmerksam machen. Ich möchte Mut machen, über Möglichkeiten, Sinn und Nutzen einer emanzipatorischen,  Männerarbeit in unserer Kirche mehr nachzudenken. Es lohnt sich. U.a. auch, damit wir unseren Kindern und Enkeln auf ihre Frage „wo sind denn eigentlich die alten Jungs?“ ausführlicher und lebensnaher Antwort geben können.

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© Martin Erhardt,  Fachreferent für Altenbildung im Fachbereich Erwachsenenbildung und
Familienbildung des Zentrum Bildung der EKHN in Darmstadt                                                                             

 

 

Redaktionstermine 2017

2. Mai 2017

1. August 2017

1. November 2017

 

Langfassung Nr. 74_1.Quartal 2017

Langfassung Nr. 74_1.Quartal 2017

EAfA-Rundbrief

Herausgegeben von der:

Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Altenarbeit in der EKD
Herrenhäuser Str. 12
30419 Hannover
Fon: 0511 2796-205
Fax: 0511 2796-709
Mail: eafa@ekd.de | WWW: www.ekd.de/eafa/

Redaktion: Friedemann Binder

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