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EAfA-Rundbrief Nr. 84, 18.12.2019


Übersicht

Zu Beginn

Wer hätte das gedacht? Ältere und alte Menschen halten Altersdiskriminierung häufig für nor­mal.

So könnte man eine Erkenntnis des Praxisforschungsprojektes „ICH? Zu alt? Diskriminierung älterer Menschen“ in der vom ISS Frankfurt a.M. durchgeführten Studie im Auftrag des BMFSFJ zusammenfassen.

Woran liegt das? Die Verfasser weisen auf zwei Erklärungsansätze hin: Zum einen: Diskriminierung wird nicht wahrgenommen, weil sie von anderen, dringlicheren Problemen (z.B. niedriges Rentenniveau) überlagert wird. Zum anderen: Gerade relativ gut integrierte, aktive Ältere fühlen sich nicht alt.

Die Bilder vom Alter sind wirkmächtig, zu diesem Schluss kommt die Studie.

Bilder vom Alter – wir, die in der Arbeit mit und für Ältere tätig sind, haben sie: Aktiv – mit Potenzialen in jeder Phase, erfahren im Umgang mit Krisen, bereit zum Engagement mit an­deren für andere. Welche Bilder vom Alter, welches Bild von alten Menschen herrscht in den Köpfen derer, die in der Kirche verantwortlich sind?

Ich frage mich: was wäre, wenn wir in der Evangelischen Kirche diesem Phänomen genauer auf den Grund gehen? Manche, die in der kirchlichen Arbeit mit und für Ältere aktiv sind - haupt - oder ehrenamtlich, sind mit Elan und hoher Professionalität bei der Sache. Gleichwohl er­fahren viele, dass es schwierig ist, auf ganz unterschiedlichen Ebenen – sei es bei der Kirchenleitung, beim Deutschen Evangelischen Kirchentag oder auch in der Ortsgemeinde mit diesem Thema zu „landen.“ Welches Altersbild ist bei wem wirksam? Wie kann es uns gelingen, dafür zu werben, dass beide Seiten zusammengehören: Verletzlichkeit und Potenziale?

Oder müssen wir anders fragen: Was wäre anders, was würde gerade in der Kirche fehlen, gäbe es die Älteren nicht – mit ihrer Erfahrung, mit ihrem Glauben? Mit ihrer Anwesenheit? Und: Wie müssen wir diese Fragen häufiger in die innerkirchlichen Debatten einbringen?

Auf strukturelle Altersdiskriminierung weist die Studie ebenso hin, also die Art und Weise, in der die Gesellschaft und ihre Institutionen altersdiskriminierende Einstellungen in Gesetzen, in der Praxis oder in der Kultur aufrechterhalten. Dem kann, ja muss  etwas entgegengesetzt werden! Und als EAfA könnten wir eine Vorreiterrolle einnehmen. Der Anteil der Älteren ist in der Evangelischen Kirche höher als in der Gesellschaft, viele Mitglieder erreichen ein immer höheres Alter. Das ist eine große Errungenschaft. Sollte das nicht Grund sein, daran anzuknüpfen?

Es geht darum, eine Kultur des Miteinanders zu entwickeln, in der Raum ist für Ältere und Hochaltrige und Jüngere. Gerade  in der Kirche, aber nicht nur da!

Ihre

Christine Schöps, Vorsitzende

Aus der Arbeit der EAfA

Was beschäftigt die EAfA? Welche Themen sind kontinuierlich wichtig, und wo zeichnen sich neue Akzente ab? Christine Schöps, Dr. Kristin Bergmann, Annegret Trübenbach-Klie und Martin Erhardt berichten über die aktuelle Arbeit und über die thematischen Schwerpunkte der Mitgliederversammlung am 5. und 6. November 2019 in Fulda.

Aus der Arbeit der EAfA

Informationen und Berichte aus den Mitgliedsorganisationen

Viele interessante Fortbildungen, Seminare, Vorträge und Aktionen werden von Engagierten in unseren Mitgliedsorganisationen angeboten. Lassen Sie sich gerne anregen und inspirieren! 

  • Evangelische Landeskirche in Baden
  • Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers
  • Evangelische Landeskirche in Württemberg/LAGES
  • Ev. Seniorenwerk-Bundesverband für Frauen und Männer im Ruhestand e.V. (ESW)

Informationen und Berichte aus den Mitgliedsorganisationen

Kurz-News

Was gibt es Neues von denen, die sich mit dem Thema ‚Alter‘ beschäftigen? Unter Kurz-News finden Sie Informationen über interessante Nachrichten und Angebote, von denen wir Kenntnis erhalten.

Kurz-News

Literatur und Arbeitsmaterialien

EAfA-Vorstandsmitglieder und Delegierte aus den Mitgliedsorgansisationen stellen Ihnen einige Bücher und Arbeitsmaterialien vor!

Literatur und Arbeitsmaterialien

Zu guter Letzt

Fragen an in der EAfA engagierte Menschen früherer Tage / 2019


Ingrid Haker war Gründungsmitglied der EAfA und von 1994 bis 2006 im Vorstand aktiv. Danach war sie noch bis 2010 Delegierte der Ev. Kirche der Pfalz. Frau Haker lebt heute in Wiesbaden. Das Interview führte Martin Erhardt.

1.         Wie geht es Ihnen, Frau Haker?

Mir geht es meinem Alter entsprechend - ich bin 79 Jahre alt - einigermaßen gut. Viele altersbedingte Krankheiten plagen mich. Aber ich habe hier in Wiesbaden eine gute ärztliche Versorgung. Da ich mit meinem Mann noch zusammenlebe, fühle ich mich gut versorgt.

Wir haben uns vor 7 Jahren entschieden, unser Haus zu verkaufen und sind in eine altengerechte Wohnung in die Nähe eines unserer Kinder gezogen. Obwohl wir uns in einer viel kleineren Wohnung zurechtfinden mussten, haben wir es nicht bereut, diesen Schritt rechtzeitig getan zu haben.

2.         Wie kam es dazu, dass Sie sich damals mit dem Thema Alter und der Seniorenarbeit in der Evangelischen Kirche beschäftigt haben?

Ich war in meiner Kirchengemeinde, Frankenthal Pilgerpfad (Ökumenisches Gemeindezentrum) im Presbyterium. Altenarbeit war in unserer Gemeinde ein Schwerpunkt in der ökumenischen Arbeit. Als ein Wechsel des hauptamtlichen evangelischen Teams bevorstand, haben wir uns entschieden, ein ökumenisches Team in der Altenarbeit am Pilgerpfad zu gründen.

Ich habe, wie zwei andere Mitglieder des Teams, ein Fernstudium in Familienbildung und Altenbildung bei der Erwachsenenbildung absolviert. Dies hatte es mir im Team ermöglicht, eine Altenarbeit zu gestalten, die sich an Bildung und Lernen im Alter orientierte. An der Altenarbeit in der Gemeinde nahmen wöchentlich etwa 50-150 Menschen, evangelisch wie katholisch, zwischen 65 und 90 Jahren, teil. Darunter waren manchmal auch 3-5 Männer.

3.         Was hat Sie bewogen, im Vorstand der EAfA mitzuarbeiten?

1984 wurde ich in die Synode der Evangelischen Kirche der Pfalz (Protestantische Landeskirche) gewählt. Ich war dort 12 Jahre im Präsidium und davon 6 Jahre als stellvertretende Vorsitzende. Der zuständige Oberkirchenrat Eberhardt Cherdron und ich waren 1992 Gründungsmitglieder der EAfA in Fulda. Bei der Gründungsveranstaltung wurde ich in den Vorstand der EAfA gewählt, dem ich 20 Jahre angehört habe. Hier konnte ich viele Erfahrungen als Ehrenamtliche in der Altenarbeit meiner Landeskirche einbringen. Aus anderen Landeskirchen wiederum konnte ich Erfahrungen in der Pfalz weitergeben. Leider ist es mir nur bedingt gelungen, in der Leitung des LKR dem Altern eine besondere Aufmerksamkeit zuzugestehen.

4.        Welche Herausforderungen hatte die EAfA seinerzeit zu bewältigen, welche inhaltlichen Schwerpunkte wurden gesetzt?

Zuerst einmal musste sich die Arbeitsgemeinschaft in den einzelnen Landeskirchen bekannt machen, damit diese sich bereit erklärten, Mitglied zu werden und einmal jährlich zwei Delegierte in die Mitgliederversammlung zu entsenden und die Kosten dafür zu übernehmen. Anfänglich war auch eine gewisse Konkurrenz zwischen Landeskirche und Diakonie vorhanden. Letztere beanspruchte gerne die Führung für sich. Von Seiten der EKD hatte es die zuständige Dezernentin schwer, die Altenarbeit so anerkannt zu bekommen, wie es ihr im Grunde zugestanden hätte. Inhaltliche Schwerpunkte waren seinerzeit:

  • Ökumenische Christliche Patientenverfügung.
  • Das Zusammenwachsen der Ost- mit den Westkirchen. Es wurden nur wenige Mitglieder entsandt.
  • Die Beteiligung an Kirchentagen.
  • Altwerden als aktive Lebensgestaltung.

5.         Was ist gut gelungen, welche Projekte wurden angestoßen, welche Ziele hat die EAfA erreicht?

Altenbildung, d.h. Älterwerden und das Leben noch gestalten zu können, hat sich über dem Betreuungsansatz in den meisten Kirchengemeinden etabliert. In den betreuten Einrichtungen für Hochaltrige und Demente bleibt jedoch noch einiges zu tun. In den meisten Landeskirchen ist das Thema Alter Schwerpunkt auf den Synodaltagungen geworden. Es wurden auch zunehmend Mittel zur Verfügung gestellt. Die Seniorenarbeit in den Städten hat sich oft zu einem „55+ Angebot“ ausgeweitet. Die Erwachsenenbildung beider Konfessionen hat das Altern als ganzheitliches Geschehen in ihr Konzept aufgenommen. Und schließlich werden heute auch Seminare über Tabuthemen veranstaltet wie beispielsweise über Sexualität und   Homosexualität.

6.         Haben Sie noch Kontakt zu Kirchlicher Altenarbeit?

Ich werde immer noch informiert über Tagungen und Workshops. Leider kann ich krankheitsbedingt nicht mehr reisen. Somit bin ich auf schriftliche und manchmal mündliche Information angewiesen. In Wiesbaden bin ich trotz meines hohen Alters in den Kirchenvorstand berufen worden. Dadurch bin ich recht gut informiert über das, was in der EKHN so alles läuft. Ab und zu gehe ich zu einer Einladung der älteren Generation. Und aus der Pfalz informiert mich ab und zu Christine Schöps, die aktuelle Erste Vorsitzende der EAfA.

7.         Wie ist es aus Ihrer Sicht heutzutage um die Evangelische Seniorenarbeit bestellt?    

Wir sind mit unserem Älterwerden immer auf dem Weg, niemals am Ende. Das liegt auch daran, dass keiner gerne alt wird und wir immer hochaltriger werden. Da wäre noch einiges zu tun, wie zum Beispiel: 

  1. In Sachen Wohnen, für altengerechtes Wohnen sorgen.      
  2. Wie kann der Vereinsamung besser entgegengewirkt werden?
  3. Stichwort Verkehr: wie sich fortbewegen und mobil bleiben? Wie komme ich im Nahverkehr    an  die gewünschte Haltestelle? Wo finde ich Halt in den öffentlichen Verkehrsmitteln? Wann lasse ich mein Auto endlich stehen?
  4. Ärztlich Versorgung außerhalb der Städte.
  5. Seelsorge zu Hause, im Krankenhaus und im Altersheim (keine Sinnsprüche, sondern Gespräche).
  6. Wie integriert mich meine Kirchengemeinde im Alter? z.B. Singen im Chor, Lesung am Altar, sowie Aufgaben an alte Menschen verteilen u.a.

Liebe Frau Haker, vielen Dank für das Gespräch und alles Gute Ihnen.


Martin Erhardt, Ev. Kirche in Hessen und Nassau, Wiesbaden, 14. Oktober 2019                                  

 

Langfassung Nr. 84

Langfassung Nr. 84, Nr. 3

Termine für den EAfA-Redaktionsschluss 2020

1. Februar 2020

1. Juli 2020

1. November 2020

EAfA-Rundbrief

Herausgegeben von der:

Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Altenarbeit in der EKD
Herrenhäuser Str. 12
30419 Hannover
Fon: 0511 2796-205
Fax: 0511 2796-709
Mail: eafa@ekd.de | WWW: www.ekd.de/eafa/

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