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EAfA Rundbrief Nr. 85, 03.04.2020


Übersicht

Zu Beginn

Liebe Leserinnen und Leser!

Allein stand er da, der alte Mann. Es regnete. Über ihm ein Dach, eigens aufgebaut, um ihn zu schützen. Der Petersplatz, auf dem sich üblicherweise unzählige Menschen aufhalten, war leer. Menschenansammlungen sind immer noch verboten. Auch im Vatikan. Papst Franziskus machte aus gegebenem Anlass eine Ausnahme: er spendete als Zeichen der Hoffnung und zur Stärkung der Stadt und dem Erdkreis den Segen. Ob es eines jener eindrücklichen Bilder wird, das wir mit dem Frühjahr 2020 und der Pandemie, die das Leben innerhalb kurzer Zeit radikal verändert hat, in Erinnerung behalten werden?

Ich gebe es zu: es fällt schwer in diesen „Corona-bewegten“ Tagen Worte zu finden, die noch nicht so häufig geschrieben, gesagt sind. Für die meisten von uns hat sich der berufliche Alltag stark verändert. Home-Office und Videokonferenzen sind gleichsam über Nacht selbstverständlich geworden. Sitzungen werden ins Internet verlegt oder verschoben. Viele Veranstaltungen, die einen langen Planungsvorlauf haben, werden nicht zum vorgesehenen Termin stattfinden können oder sind inzwischen abgesagt. Während ich diese Zeilen schreibe, ist nicht absehbar, wann die „distanzierten Kontakte“ ein Ende haben. Dennoch drucken wir die Hinweise in diesem Rundbrief ab. In jedem Veranstaltungsentwurf steckt viel Arbeit. Zugleich geht es um die vielfältigen Themen und Aspekte, die uns quer durch die Republik im weiten Feld der Arbeit mit und für Ältere beschäftigen. Dafür ist der EAfA-Rundbrief ein Forum. Auch in diesen Tagen.

Vielleicht geht es Ihnen ähnlich: Gerade ältere und (sehr) alte Menschen sind in diesen Tagen ein Thema. Viele sorgen sich um sie. Und viele, gerade auch jüngere Menschen, wollen für sie sorgen. Einkaufsinitiativen entstehen spontan in Nachbarschaften, Telefonketten werden wieder aktiviert oder neu initiiert. Hoffen wir, dass diese Form von „Füreinander da zu sein“ anhält. Für mich, eine Protestantin, fügt es sich zusammen mit dem Bild von dem alten Mann, der allein da steht und auf den großen leeren Platz blickt. Er spricht ein gutes Wort, für die Stadt und den Erdkreis. Kein Zauberwort. Das Bild berührt mich.

Vielleicht brauchen ältere und (sehr) alte Menschen in diesen Tagen nicht nur, dass andere sie jetzt in der Krise versorgen? Vielleicht ist gerade jetzt auch die Zeit, in der das, was sie uns weitergeben möchten und können, für uns alle zum Segen werden kann?

Kommen Sie gut durch diese Zeit!

Ihre

Christine Schöps, Vorsitzende

Aktuelles

„Was ich im Herzen trage“ - ein innovatives Projekt der Evangelischen Landeskirche in Baden zur Psychologischen Beratung alter Menschen und ihrer Angehörigen

Aktuelles

Aus der Arbeit der EAfA

Save the date:

EAfA-Fachtag zum Thema „Hochaltrigkeit“ (Arbeitstitel) – in Kooperation mit der Konferenz für AltenPflegeHeimSeelsorge in der EKD - 26. November 2020, 10:30 bis 16:00 Uhr, Kirchenamt der EKD

Aus der Arbeit der EAfA

Das Thema

"Sorgende Gemeinde werden“ – Ein Projekt der Evangelischen Landeskirche in Baden und ihrer Diakonie – Erste Erfahrungen

Das Thema

Informationen und Berichte aus den Mitgliedsorganisationen

Die aktuelle Coronakrise wirkt sich auch auf die gemeldeten Veranstaltungstermine aus. Zahlreiche Veranstaltungen wurden bereits abgesagt, weitere werden möglicherweise ausfallen. Trotzdem weisen wir auf die Veranstaltungstermine hin, damit Sie wissen, mit welchen Themen Ihre Landeskirche/Ihre Mitgliedsorganisation befasst ist und was geplant ist.

Bitte kontaktieren Sie die entsprechenden Veranstalter*innen, falls Sie Interesse haben!

Informationen und Berichte aus den Mitgliedsorganisationen

Kurz-News

Was gibt es Neues von denen, die sich mit dem Thema ‚Alter‘ beschäftigen? Unter Kurz-News finden Sie Informationen über interessante Nachrichten und Angebote, von denen wir Kenntnis erhalten. Wenn Sie auch etwas beitragen und andere Engagierte aufmerksam machen möchten auf News in der evangelischen Altenarbeit, freuen wir uns über eine Mail an Hannelore.Janzhoff@ekd.de.

Kurz-News

Literaturhinweise und Arbeitsmaterialien

Literatur und Arbeitsmaterialien

Zu guter Letzt

Fragen an in der EAfA engagierte Menschen vergangener Tage / 2020

Gerrit Heetderks gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Altenarbeit in der EKD (EAfA), er war bis zum Jahr 2014 Delegierter der Evangelischen Kirche im Rheinland in die EAfA. Von 1998 bis 2006 war er auch im Vorstand der EAfA tätig.

Das Interview führte Martin Erhardt.                                                           

1.         Wie geht es Ihnen?

Ich bin seit zwei Jahren Rentner und gehöre jetzt der Zielgruppe an, für die ich in den vergangenen Jahren besonders gearbeitet habe: der Zielgruppe der Seniorinnen und Senioren. Mir geht es gut, weil ich die Dinge, die ich tue, mit viel größerer Ruhe tun kann als vorher. Ich sehe diese Zeit als eine geschenkte Zeit an. Ich bin dankbar dafür, dass ich bei relativ guter Gesundheit aktiv sein kann und etwas von dem zurückgeben kann, was ich in all den Jahren auch bekommen habe.

2.         Wie kam es dazu, dass Sie sich damals mit dem Thema Alter und der Seniorenarbeit in der Evangelischen Kirche beschäftigt haben?

Als ich Studienleiter im Evangelischen Erwachsenenbildungswerk Nordrhein wurde, wollte ich eigentlich nie in dieses Arbeitsgebiet einsteigen, weil ich dies als eher langweilig und ohne Zukunft ansah. Die kirchliche „Altenarbeit“ spiegelte sich in dem wider, was Kurt Marti in seinem Gedicht „Zweifel“ geschrieben hatte:

„Zweifel
Trefflich sorgt
hierorts die Kirche
für einige Nebenbedürfnisse
des Mittelstandes.
Gefragt sind:
ein Hauch heiler Welt
mit Dias und Filmen
bei Kuchen und Tee.
Ist dafür einer
einst aufgehängt worden?“[1]

Bei der Einstellung hat man mir damals jedoch deutlich zu verstehen gegeben, dass man ein Engagement in diesem Bereich von mir erwarte. Als ich keine Chance mehr sah, diesem Auftrag zu entkommen, habe ich mich dann in diese Arbeit „gestürzt“. Ich habe in einer Arbeitsgruppe für ein EU-Projekt beim Landesinstitut für Schule und Weiterbildung mitgearbeitet, die sich mit dem unterschiedlichen Älterwerden in Europa beschäftigte und spürte etwas von der Bedeutung dieses Auftrages für die Zukunft. Gleichzeitig wurde ich dann in den Beirat für das Projekt „Älterwerden und Bildung“ des Fernstudium Erwachsenenbildung (EKD) berufen. Die Entwicklung dieses Kurses war für mich das fortschrittlichste Konzept, das damals auf den Markt kam. In der Praxis der Durchführung dieses Kurses merkte ich, dass die hauptamtlich Mitarbeitenden in unserer evangelischen Kirche drei Haltungen hatten:

  1. „Gib uns etwas, was wir an den Altennachmittagen in unseren Gemeinden machen können. Ich brauche etwas Praktisches. Das sind ja nur für die Alten.“
  2. „Die Teilnehmenden am Fernstudium werden von Euch versaut. Sie sind kritisch und wollen ganz selbstständig sein. Sie tun nicht mehr das, was wir ihnen sagen.“
  3. „Wir erwarten nichts von dieser Zielgruppe. Wir müssen sie versorgen.“

3. Was hat Sie bewogen im Vorstand der EAfA mitzuarbeiten?

Bei der Gründung der EAfA machten die „Gründerväter“ deutlich, dass ein großes Potenzial bei den Menschen vorhanden sei, die mit 65 Jahren in den Ruhestand gingen. Dies dürfe die Kirche sich nicht entgehen lassen. Zu diesem Zeitpunkt gab es bei der DEAE (Deutsche Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Erwachsenenbildung) eine Arbeitsgruppe „Bildung im Alter“ und wir hatten im Rheinland gerade eine Arbeitsgemeinschaft zwischen dem Ev. Erwachsenenbildungswerk Nordrhein, dem Diakonischen Werk, der Ev. Kirche im Rheinland und der Diakonie in Düsseldorf ins Leben gerufen. Wir hatten mit dieser Arbeitsgruppe Fortbildungen entwickelt und wir litten unter der Ignoranz in unseren Kirchen. Das war der Grund in der EAfA mitzuarbeiten, weil wir uns erhofften, dass „ein Ruck“ in diesem Bereich durch die Kirchen gehen würde. 

4. Welche Herausforderungen hatte die EAfA seinerzeit zu bewältigen, welche inhaltlichen Schwerpunkte wurden gesetzt?

Das größte Problem, das die EAfA zu bewältigen hatte, war, dass die EKD kein ausreichendes Personal zur Verfügung stellte. Es wurden immer nur ein paar Stunden zur Verfügung gestellt. Arbeit mit älterwerdenden Menschen war nach Auffassung von Kirche und Diakonie Aufgabe der Diakonie; ältere Menschen in den Gemeinden war nach Auffassung der Verantwortlichen in der EKD kein Arbeitsfeld der EKD. Die EAfA war allerdings der Meinung, dass dies insbesondere auch eine wichtige Zielgruppe in den Gemeinden sein müsse, um die man sich intensiv zu bemühen habe.

5. Was ist gut gelungen, welche Projekte wurden angestoßen, welche Ziele hat die EAfA erreicht?

Als erstes haben wir mit einer Arbeitsgruppe ein Grundsatzpapier zum Thema „Bildung im Alter“ erarbeitet und über die Bildungsarbeit der Bildungswerke und der Diakonie verbreitet. Dabei war es uns wichtig, die wissenschaftlichen und praktischen Grundlagen für die Bildungsarbeit mit älterwerdenden Menschen aufzuzeigen. Mit dem Leitfaden „Qualitätsentwicklung in der Offenen Altenarbeit“ haben wir zusammen mit dem DEVAP die Grundsätze für eine evangelische Altenarbeit (Evangelische Arbeit mit älterwerdenden Menschen) zur Diskussion gestellt. Die Vorstände und auch die Mitglieder der EAfA haben in den vergangenen Jahren durch Veröffentlichungen, durch Tagungen, die organisiert wurden, durch Fortbildungen, durch Einbindung in die Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BAGSO), durch intensive Kontakte zur EKD, durch Kontakte zu dem zuständigen Ministerium sehr dazu beigetragen, dass die Menschen Arbeit mit älterwerdenden Menschen ein wichtiges Arbeitsfeld in den Gemeinden geworden ist.

6. Haben Sie noch Kontakt zu Kirchlicher Altenarbeit?

Ich wohne nicht im Bereich der Evangelischen Kirche im Rheinland, sondern in der Evangelischen Kirche von Westfalen. Die Superintendentin unseres Kirchenkreises hat mich gefragt, ob ich mein Erfahrungswissen in den Kirchenkreis einbringen würde. Im Moment arbeiten wir in einer Arbeitsgruppe und einem Beirat daran, ein Konzept für Altenseelsorge in einer Kirche, in der es immer weniger Hauptamtliche geben wird, zu entwickeln. Außerdem gibt es Anfragen von Gemeinden und Diensten des Kirchenkreises.

7. Wie ist es aus Ihrer Sicht heutzutage um die evangelische Seniorenarbeit bestellt?

Ich bedauere sehr, dass die Evangelische Kirche (zumindest in dem Bereich, den ich übersehe) die Potenziale der älterwerdenden Menschen nicht systematisch erfragt und die älterwerdenden Menschen dabei unterstützt, einen Engagementbereich für sich in der Kirche zu finden. Oft gibt es immer nur noch die klassischen Altennachmittage. Die sollen nicht wegfallen, weil es oftmals Treffpunkte für Hochbetagte sind, aber es gibt nicht wirklich ein differenziertes Angebot für älterwerdende Menschen, das vorsieht, dass sie selbst eine Rolle für ihr Engagement entwickeln und sie nicht einfach eine vorgefertigte Rolle übernehmen. 

Es bleibt viel zu tun. Um es mit einem Motto der EAfA zu sagen: „Gott schickt nicht in Rente!“

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Martin Erhardt, Evangelische Kirche in Hessen und Nassau, Januar 2020

 

 

 

 

 

[1]Kurt Marti: Für eine Welt ohne Angst. Peter Hammer Verlag 1985, S. 30

Langfassung Nr. 85, 02.04.2020

Langfassung Nr. 85, 02.04.2020

Redaktionstermine 2020/2021

1. Juli 2020

1. November 2020

1. Februar 2021

EAfA-Rundbrief

Herausgegeben von der:

Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Altenarbeit in der EKD
Herrenhäuser Str. 12
30419 Hannover
Fon: 0511 2796-205
Fax: 0511 2796-709
Mail: eafa@ekd.de | WWW: www.ekd.de/eafa/

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