Selbsthilfe für Angehörige von Corona-Toten in Bayern vernetzt sich

Der EKD-Ratsvorsitzende Bedford-Strohm wünscht sich, dass Selbsthilfegruppen für Angehörige von Menschen, die an Covid-19 gestorben sind, in ganz Deutschland Schule machen.

Viele Hände in einem Kreis

Weiden in der Oberpfalz (epd). In Bayern vernetzen sich Selbsthilfegruppen für Angehörige von Corona-Toten. Künftig können sich an einer Selbsthilfegruppe Interessierte direkt an eine der 34 Selbsthilfekontaktstellen in ihrer Nähe oder an die Selbsthilfekoordination Bayern wenden. Beteiligt an dem Netzwerk ist auch die Evangelisch-Lutherische Landeskirche in Bayern. Trauerende, die einen Angehörigen an Covid-19 verloren haben, hätten besonders hart zu tragen, sagte der evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm am Dienstag bei einer Auftaktveranstaltung in Weiden in der Oberpfalz.

Die Kirche widme sich den Angehörigen bereits mit vielen seelsorgerlichen Angeboten. Selbsthilfegruppen seien aber eine besondere Form, mit Menschen, die ein ähnliches Schicksal erleiden, gemeinsam durch die Trauer zu gehen. „Die Kraft liegt im Austausch, und Heilung liegt in der Begegnung mit Menschen“, sagte Bedford-Strohm, der auch Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist. Er hoffe, dass Selbsthilfegruppen für Angehörige von Corona-Toten bald in ganz Deutschland Schule machen.

Mehr als 91.000 Menschen sind bisland in Deutschland in Zusammenhang mit einer Corona-Infektion gestorben. Wenn Angehörige an Corona sterben, blieben viele Fragen offen, berichtete Antonia Palmer als Betroffene in Weiden darüber, wie es ihr erging, als ihr Vater starb. „Hätte es geholfen, wenn wir ihn im Krankenhaus hätten besuchen können? War ich möglicherweise selbst Überträgerin?“, fragte die 22-jährige Studentin aus Würzburg. Sie habe die erste Selbsthilfegruppe gegründet, um Menschen in ähnlicher Situation kennenzulernen. Die Gruppe treffe sich einmal im Monat digital und habe nach wenigen Wochen schon 40 Mitglieder.