„Raus aus der Komfortzone“: Konfirmanden-Unterricht auf Segelschiffen

Die norddeutsche „Flotte“ mit Konfirmanden und Gruppenleitern ist in den Osterferien auf dem holländischen Ijsselmeer unterwegs

Segelschiffe auf dem Ijsselmeer

Seit 2005 organisiert die evangelische Jugend in der Region Wesermünde jährlich in den Osterferien die Aktion, die unter dem Begriff „Die Flotte“ Popularität errungen hat. Unter dem Motto „Auf zu neuen Welten“ gehen in diesem Jahr im Hafen von Lelystad 428 Konfirmanden an Bord, begleitet von 102 Gruppenleitern. (Archivbild)

Hunderte Jugendliche aus Norddeutschland starten am 5. April zu einem ungewöhnlichen Konfirmanden-Unterricht auf schwankendem Boden. „Wir sind eine Woche auf dem holländischen Ijsselmeer unterwegs – auf 21 Segelschiffen“, sagte der evangelische Kreisjugenddiakon Michael Hinrichs aus Beverstedt bei Bremerhaven dem Evangelischen Pressedienst (epd). Das bedeute für die Jugendlichen „raus aus der Komfortzone, weg vom Bildschirm, rein in die reale Welt“.

Seit 2005 organisiert die evangelische Jugend in der Region Wesermünde jährlich in den Osterferien die Aktion, die unter dem Begriff „Die Flotte“ Popularität errungen hat. Unter dem Motto „Auf zu neuen Welten“ gehen in diesem Jahr im Hafen von Lelystad 428 Konfirmanden an Bord, begleitet von 102 Gruppenleitern. „Wir haben mit der Flotte eine Unterrichtsform etabliert, die die Lebenswelt der Jugendlichen aufnimmt“, betonte Hinrichs. So gehe es während der Fahrt nicht nur um Freizeit, sondern auch um grundsätzliche Fragen wie Orientierung, Bewältigung von Krisen und das Leben in Gruppen und christlicher Gemeinschaft.

Glaube wird im Konfirmanden-Unterricht auf den Segelschiffen erlebt

Glaube werde nicht nur ins Gespräch gebracht, sondern in gemeinsamen Andachten, im Gottesdienst und beim Tagesabschluss mit Segen vor allem erlebt, verdeutlichte der Diakon. Dazu kämen die Herausforderungen des Alltags beim Zusammenleben auf engem Raum. „Es fängt damit an, dass sich so ein Segler nur gemeinsam in Fahrt bringen lässt.“ Streit müsse überwunden werden. Es gehe um ganz praktische Fragen: „Wer macht hier viel, wer verpieselt sich häufiger? Wer spielt in der Gruppe die erste Geige, wer die zweite? Und gibt es da Konkurrenzkämpfe?“

Seit der ersten Flotte vor 15 Jahren hat die Aktion Hinrichs zufolge von Wesermünde aus in Norddeutschland weite Kreise gezogen. „Zwei Jahre später haben die Stader die Flotte aufgegriffen und sind mittlerweile mit mehr als 200 Jugendlichen aus der ganzen Stadt unterwegs. Dann gibt es Gruppen aus der Bremischen Evangelischen Kirche, aus der Region Burgdorf bei Hannover, aus Braunschweig und jetzt zuletzt aus Bremerhaven.“

Das Erfolgsrezept sei der Alltag an Bord. „Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass ein verschulter Konfirmanden-Unterricht der Vergangenheit angehört“, sagte Hinrichs. „Wir müssen im Leben miteinander glauben lernen.“

Dieter Sell (epd)