„Mama, ich habe eine gute Nachricht“

Die Grundschülerin Svea hat selbst entschieden, sich taufen zu lassen – und ihre Eltern begeistert

Die neunjährige Svea im grünen Pulli und mit Käppi

Svea ist ein aufgewecktes Mädchen mit wachen dunklen Augen und langen blonden Haaren. Sie geht in die vierte Klasse der Grundschule im saarländischen Spiesen und nachmittags in den Hort im evangelischen Gemeindezentrum. Als sie vor ein paar Monaten abends nach Hause kommt, überrascht sie ihre Eltern mit einem besonderen Wunsch. Mutter Barbara Titze erinnert sich noch genau: „Mama, ich habe eine gute Nachricht. Ich habe mir überlegt, ich möchte mich taufen lassen“, habe ihre Tochter verkündet. „Dabei hat sie übers ganze Gesicht gestrahlt“, ergänzt Vater Marc.

Eltern hatten sich der Kirche entfremdet

Die Eltern sind erfreut und gerührt. Sie hatten entschieden, ihre Kinder nicht als Babys taufen zu lassen. „Wir waren damals viel zu weit weg vom Thema Kirche, deshalb haben wir beschlossen, dass unsere Kinder selbst entscheiden sollten, ob sie dazugehören wollen“, erklärt Marc Titze. Denn mit Kirche hatten Sveas Eltern in ihrer Jugend keine guten Erfahrungen gemacht.

Marc Titze wurde als Kind evangelisch getauft, später konfirmiert. Doch eine echte Beziehung zu seiner  Gemeinde konnte er nicht aufbauen. Der Konfirmandenunterricht etwa blieb für ihn nur lästige Pflicht. Gefühle, christliche Werte, Gemeinschaft? Fehlanzeige. „Ich habe mich der Kirche nie angenähert“, schildert Titze. Als junger Erwachsener trat er aus. Auch seine Frau, katholisch getauft, erlebte in ihrer Kirchengemeinde „verstaubte Rituale“ und Gottesdienstformen, mit denen sie nichts anfangen konnte. In dieser Phase habe sie sich regelrecht dagegen gesträubt, ihre Kinder als Säuglinge taufen zu lassen, „nur weil man das so macht“, sagt Barbara Titze.

Erlebnisse in der Kinderkirche

Sveas Taufwunsch ist für die Eltern eine Bestätigung ihres Weges. „Wir sind heute sehr froh, dass wir das so gemacht haben“, sagt Marc Titze. Es habe sie tief berührt, dass Svea sich voller Überzeugung entschieden und selbst das Tauffest für sich geplant habe, sagt die Mutter. Das Mädchen schildert seinen Entscheidungsprozess so: „Ich bin manchmal in die Kinderkirche und die Familienkirche gegangen. Ich fand das richtig schön dort, die Themen waren sehr interessant. Ich war auch zur Kommunion meiner besten Freundin eingeladen, das war sehr schön. Da habe ich gedacht, ich will mich auch taufen lassen“, sagt sie mit fester Stimme.

Kinderkirche und Familienkirche sind besondere Gottesdienste, die die evangelische Kirchengemeinde Spiesen-Elversberg einmal im Monat anbietet. Biblische Geschichten werden kindgerecht aufgegriffen – mal als Theater, mal als Legebild oder mit Fotos - und der Bezug zur heutigen Zeit wird hergestellt, erläutert Pfarrerin Doris Barrois. Zum Konzept der Familienkirche gehört, immer etwas zum Mitmachen für die Gemeinde anzubieten, statt einer Predigt „nur“ zum Zuhören.

Glaube wird im Alltag erfahrbar

Die Titzes fanden hier, was sie bisher in der Kirche vermisst hatten. Hier werde eine Sprache gesprochen, die Glauben für den heutigen Alltag erfahrbar mache, sagt Barbara Titze. Werte wie Nächstenliebe, Frieden, Rücksicht und Hilfsbereitschaft würden in dieser Gemeinschaft gelebt und weitergetragen. „Eine Riesenbereicherung“ sei auch die Projektarbeit im evangelischen Kinderhort Spiesen gewesen. Dort hatten sich Svea und die übrigen Hortkinder mit dem Thema Helden und Vorbilder beschäftigt. Dient Jesus heute noch als Vorbild? war eine Frage, mit der sie sich in vielfältiger Form auseinandersetzten. „Wir durften uns zum Beispiel Begriffe auswählen, die für uns wertvoll sind. Ich habe mir Gemeinschaft ausgesucht“, erzählt Svea.

So wuchs Sveas Wunsch, sich taufen zu lassen. Im vergangenen Sommer war es dann soweit. Sie plante ihr Fest, lud alle Freunde und Verwandte ein. Sie gestaltete ihre Taufkerze mit einem selbstgemalten Bild und wählte sich ihren Taufspruch: „Selig sind, die Frieden stiften, denn sie werden Gottes Kinder heißen.“ (Matthäus 5, Vers 9). Die Oma nähte ihr ein schönes Kleid in Weiß und Türkis für den großen Tag.

Und was bedeutet es, getauft zu sein? „Das bedeutet, dass man in Jesu Gemeinschaft aufgenommen ist“, antwortet Svea mit großem Ernst. Vater Marc Titze ließ sich von seiner Tochter anstecken. Durch ihre Begeisterung, so schildert er, habe auch er einen neuen Draht zur Kirche gefunden – und sei wieder eingetreten.

(EKiR)

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