EKD-Ratsvorsitzender fordert Einhegung sozialer Netzwerke

Heinrich Bedford-Strohm hielt die 13. Weltethos-Rede

Finger auf einem Touchscreen

Es sei bemerkenswert, dass die Gesetzmäßigkeiten eines neuen öffentlichen Raums keiner durchgängigen demokratischen Kontrolle unterliegen, erläuterte Heinrich Bedford-Strohm. (Foto: Symbolbild)

München/Tübingen (epd). Der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, hat erneut die Macht sozialer Netzwerke kritisiert. „Bis heute gibt es kein wirkungsvolles international abgestimmtes Verfahren, um diese außergewöhnliche Konzentration von Macht zu regulieren“, sagte Bedford-Strohm laut Redemanuskript am 21. Oktober abends in der diesjährigen Tübinger Weltethos-Rede. Dabei beeinflusse zum Beispiel jede Veränderung des Facebook-Algorithmus das Kommunikationsverhalten von Milliarden Menschen.

Es sei bemerkenswert, dass die Gesetzmäßigkeiten eines neuen öffentlichen Raums keiner durchgängigen demokratischen Kontrolle unterliegen, erläuterte Bedford-Strohm, der auch bayerischer Landesbischof ist. Er fragte, warum Straßen und Schienen Gegenstand öffentlicher Daseinsvorsorge seien, die digitale Angebotsstruktur des Netzes, auf der Menschen täglich mehr Zeit als in Autos und Zügen verbrächten, aber nicht.

Bedford-Strohm sprach sich dafür aus, insbesondere den transatlantischen Austausch von Wissenschaft und Zivilgesellschaft zu ethischen Fragestellungen zu intensivieren. „Der Horizont für die Bewältigung der Herausforderungen muss ein globaler sein“, erklärte er in seiner Rede, die den Titel „Verheißung oder Verhängnis? Globale ethische Herausforderungen der Digitalisierung“ trug.

Die Weltethos-Reden werden seit dem Jahr 2000 gemeinsam von der Stiftung Weltethos und der Universität Tübingen organisiert. Die Frage nach einem „Weltethos“ hatte 1990 Professor Hans Küng gestellt. Er zeigte auf, dass es zwischen den großen Religionen und humanistischen Traditionen einen Grundkonsens an verbindenden Werten, Maßstäben und Grundhaltungen gibt.