EKD richtet zentrale Anlaufstelle für Opfer sexualisierter Gewalt ein

„Beauftragtenrat zum Schutz vor sexualisierter Gewalt“ in Hannover vorgestellt

Gruppenfoto des 'Beauftragtenrates der EKD zum Schutz vor sexualisierter Gewalt'

Beauftragtenrat der EKD zum Schutz vor sexualisierter Gewalt (v.l.): Der braunschweigische Landesbischof Christoph Meyns; der badische Landesbichof Jochen Cornelius-Bundschuh; Maria Loheide, Sozialpolitischer Vorstand der Diakonie Deutschland (gehört nicht zum Beauftragtenrat); die Sprecherin des Beauftragtenrats und Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs; die oldenburgische Oberkirchenrätin Susanne Teichmanis und der bayerische Oberkirchenrat Nikolaus Blum.

Hannover (epd). Die evangelische Kirche richtet eine zentrale Anlaufstelle für Opfer sexualisierter Gewalt ein. Damit werde ein Anliegen umgesetzt, „dessen Dringlichkeit uns Betroffene immer wieder eindrücklich geschildert haben“, sagte die Kirsten Fehrs, Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Norddeutschland (Nordkirche) anlässlich der Vorstellung des „Beauftragtenrates der EKD zum Schutz vor sexualisierter Gewalt“ in Hannover.

Die EKD habe den unabhängig arbeitenden Verein „Pfiffigunde“ aus Heilbronn mit der Aufgabe als Anlaufstelle beauftragt, fügte Fehrs hinzu. Die Anlaufstelle wird „Zentrale Anlaufstelle.help“ heißen.

Der Verein solle erste Anlaufstelle für Betroffene sein und eine „Lotsenfunktion bei der Aufarbeitung“ sexueller Gewalt in der evangelischen Kirche übernehmen, sagte Fehrs, die Sprecherin des kirchlichen „Beauftragtenrats zum Schutz vor sexualisierter Gewalt“ ist. Ziel der Anlaufstelle sei es zudem, dass Betroffene sich melden.

Neben Fehrs gehören Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh (Evangelische Landeskirche in Baden), Landesbischof Christoph Meyns (Evangelisch-lutherische Landeskirche in Braunschweig), sowie Oberkirchenrätin Susanne Teichmanis (Evangelisch-Lutherische Kirche in Oldenburg) und Oberkirchenrat Nikolaus Blum (Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern) dem Beauftragtenrat an. Die Kosten werden den Angaben zufolge von der EKD übernommen. Das Angebot solle die bereits in den Landeskirchen bestehenden Ansprechstellen ergänzen.

Studien zur Aufarbeitung in Planung

Die Einrichtung einer zentralen Anlaufstelle gehört zu einem Elf-Punkte-Plan, den die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) im vergangenen Herbst beschlossen hat. Damals waren 479 Fälle sexuellen Missbrauchs bekannt. Inzwischen ist die Zahl laut Fehrs auf rund 600 gestiegen, teilte die EKD mit.

Über das ganze Ausmaß des Missbrauchs sollen Studien genauere Erkenntnisse bringen. So sollen regionale Untersuchungen in den Landeskirchen bundesweit zusammengeführt werden. Zudem plant die EKD eine Dunkelfeldstudie.

Derzeit arbeitet der Beauftragtenrat zusammen mit Wissenschaftlern an einer Ausschreibung und grundsätzlichen Kriterien für das Design der Studien in Landeskirchen und EKD. Wissenschaftler sollen für die Aufarbeitung Zugang zu den kirchlichen Akten und Archiven erhalten. Fragen des Datenschutzes und der Persönlichkeitsrechte würden derzeit geklärt, hieß es.