Westfälische Präses Kurschus für zweite Amtszeit wiedergewählt

Kurschus möchte Amt „mit wachen Sinnen und mit offenem Gesicht in die Welt“ ausüben

Annette Kurschus

Die westfälische Landessynode bestätigte Präses Annette Kurschus mit 149 von 160 Stimmen im Amt der leitenden Geistlichen.

Bielefeld (epd). Die Theologin Annette Kurschus steht für weitere acht Jahre an der Spitze der Evangelischen Kirche von Westfalen. Die westfälische Landessynode bestätigte sie am 20. November in Bielefeld mit 149 von 160 Stimmen als leitende Geistliche der viertgrößten deutschen Landeskirche mit knapp 2,2 Millionen Mitgliedern. Sie war die einzige Kandidatin. Als erste Frau war Kurschus 2011 zur westfälischen Präses gewählt worden. Seit 2015 ist die 56-Jährige auch stellvertretende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm beglückwünschte Annette Kurschus zu ihrer Wahl und erklärte, für die gewinnende und überzeugende Art und Weise, mit der sie ihre Landeskirche, aber auch die gesamte evangelische Kirche repräsentiere, bedeute das gute Wahlergebnis einen kräftigen Rückenwind. „Unsere evangelische Kirche braucht Frauen wie Annette Kurschus in ihrer Leitungsebene.“ Der rheinische Präses Manfred Rekowski würdigte ihre theologische Kompetenz, die christliche Botschaft in der säkularen Gesellschaft situationsgerecht und verständlich darzulegen.

Präses Kurschus: Kirche wird künftig noch stärker gefragt sein

In ihrer zweiten Amtszeit will sich Annette Kurschus weiterhin aus christlicher Perspektive in gesellschaftliche Debatten einmischen, wo sie dies für geboten hält. Sie wolle ihr geistliches Amt „mit wachen Sinnen und mit offenem Gesicht in die Welt“ ausüben. Ein Schwerpunkt werde ihr theologisch-geistlicher Akzent bleiben, kündigte sie an. Vor dem Hintergrund sinkender Einnahmen und Mitgliederzahlen äußerte sie die Hoffnung, „dass unsere westfälische Kirche weiterhin ihre Ausstrahlung als geistliche Orientierungsgemeinschaft behält“, auch mit weniger Personal und strafferen Strukturen. Nötig seien aber „mehr Transparenz und Klarheit sowie kürzere und effizientere Wege“.

Inhaltliche Akzente will die reformierte Theologin unter anderem beim Klimaschutz setzen. „Wir werden zunächst vor der eigenen Haustür kehren und dafür Geld in die Hand nehmen“, sage sie. Dabei gehe es etwa um alternative Formen dienstlicher Mobilität oder die umweltgerechte Sanierung von Pfarrhäusern und Kreiskirchenämtern.

Die künftige Kirche braucht nach Einschätzung der alten und neuen Präses „eine Durchmischung von Formen kirchlichen Lebens, bei dem manches Traditionelle neben dem Neuen bestehen bleibt“. Gutes und Bewährtes müssten erhalten werden. „Es ist unser Auftrag, die Traditionen unserer Kirche und unseres Glaubens zu pflegen und zugleich mutig Schritte nach vorn zu gehen“, sagte Kurschus. Sie sei überzeugt, dass Menschen die Kirche dafür gerade in Zeiten des schnellen Wandels schätzten und brauchten.

Ihr Ehrenamt als stellvertretende EKD-Ratsvorsitzende bezeichnete Kurschus als Privileg. Die Bereicherung sei ungleich größer als die Belastung. „Beispielsweise lassen die Besuche und Begegnungen in den östlichen Landeskirchen das eigene Tun in neuem Licht erscheinen und machen mir bewusst, wie reich wir beschenkt sind in unserer Kirche“, sagte sie.

Ingo Lehnick (epd)