EKD-Kulturbeauftragter Claussen: Corona-Regeln nicht zur Glaubenssache machen

Frankfurt a.M. (epd). Die meisten Gottesdienste in der Advents- und Weihnachtzeit während der Corona-Pandemie stehen nach Ansicht des Kulturbeauftragten der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Johann Hinrich Claussen, für alle offen. Es werde keine „allgemeingültigen Direktiven von oben geben“, heißt es in einem am Montag veröffentlichten Gastbeitrag des Theologen auf dem Portal chrismon.de: „Sie sind auch nicht geplant.“ Dies gelte für die allermeisten Kirchengemeinden. Man müsse sich nur an die eingespielten Regeln halten: Maske aufsetzen, Abstand halten, Kontaktdaten angeben.

Johann Hinrich Claussen, Kulturbeauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland

Dann könnten auch Ungeimpfte mitfeiern, so Claussen: „Vielleicht brauchen sie es ganz besonders.“ Allerdings werde es einige Kirchengemeinden geben, die auf 2G bestehen müssen, weil bei ihnen die baulichen Gegebenheiten es erfordern. Zum Glück gebe es viele Alternativen: die Nachbargemeinde, Fernseh- oder Youtube-Gottesdienste.

Die Kirchengemeinden seien gut vorbereitet, fügte Claussen hinzu: „Die Kirchengemeinden haben inzwischen jeweils für sie passende Sicherheitskonzepte entworfen und eingeübt. Viele Ehrenamtliche haben dabei mitgewirkt und praktisch Verantwortung übernommen.“ Deshalb bestehe keine Notwendigkeit, „aus dieser oder jener Corona-Regel eine Glaubenssache zu machen“, sagte der Theologe.

Anders sei es bei den Advents- und Weihnachtskonzerten: „Hier wird wohl durchgängig 2G gelten, denn sonst könnte man nicht ausreichend Menschen hineinlassen und die Anzahl an Eintrittskarten verkaufen, mit denen diese Konzerte finanziert werden.“ Es sei deshalb auch im Sinne der Musikerinnen und Musiker, dass nur Genesene und Geimpfte Einlass finden. Bei kleineren Gemeindeveranstaltungen und Gesprächskreisen werde es ähnlich sein. Alle sollten sich sicher fühlen können.

Man könne immer noch einiges lernen von der Art, wie Reformatoren vor 500 Jahren mit der Pandemie ihrer Zeit, der Pest, umgegangen sind, schreibt Claussen: „Sie haben dazu aufgerufen, nicht Wundergestalten anzubeten oder nach Wundermitteln zu suchen, sondern auf die Ärzte und die Wissenschaft zu hören. Sie haben eindringlich dafür geworben, die sinnvollen Anordnungen der Obrigkeit zu befolgen und die Quarantäneregeln einzuhalten.“

Ihnen sei zudem wichtig gewesen, dass die Kranken und Sterbenden nicht alleingelassen werden, „deshalb sollten Ärzte und Pfarrer vor Ort bleiben“, betonte Claussen: „Von Verschwörungsmythen und anderem aggressiven Aberglauben hielten sie nichts, deshalb predigten sie Gottvertrauen und Christusfrömmigkeit. Und schließlich warben sie für Besonnenheit.“