Digitalisierungsexperte der EKD fordert eine „Ethik der Algorithmen“

Der Theologe Ralph Charbonnier plädiert für eine Ethik der Datenerhebung, der Algorithmen und für Informatiker

Berlin (epd). Die Kirchen sind nach Ansicht des Theologen Ralph Charbonnier aufgerufen, sich für eine an Gerechtigkeit orientierte Gestaltung von Digitalisierung einzusetzen. Notwendig sei eine Ethik der Datenerhebung, eine Ethik der Algorithmen und eine Ethik für Informatiker, sagte der Digitalisierungsexperte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) auf einer entwicklungspolitischen Konferenz in Berlin. „Leben braucht soziale Sicherheit eben auch in der digitalen Welt“, betonte er mit Blick auf weltweite Armutsrisiken durch digitale Technologien.

Mit Daten und Algorithmen werde über Lebensschicksale entschieden und ökonomische Macht begründet, die zu politischer Macht führe. „Wer Daten hat, kann Informationen lenken“, sagte Charbonnier. Die Kirchen und kirchliche Hilfswerke in Industrieländern seien aufgefordert, mit IT-Konzernen über ethische Aspekte bei der Entwicklung digitaler Technologien zu sprechen, fügte der Leiter des Referats für Sozial- und Gesellschaftspolitik im Kirchenamt der EKD hinzu. Algorithmen würden bei Personalentscheidungen eingesetzt. „Aber entscheiden ist mehr, als logische Schlüsse zu ziehen“, sagte er.

Die IT nicht verherrlichen

Charbonnier warb auch für einen gerechten Zugang zum Internet. Vielfach müsse man online sein, um an Bildung, Gesundheitsversorgung oder Mobilitätsangeboten teilzuhaben. Der studierte Theologe und Maschinenbauer rief auch dazu auf, vor der Verherrlichung der IT zu warnen. Wo die Datenwelt als Gott, als Erlösungsprozess erscheine, die Krankheit, Krieg und Tod überwinden könne, müssten Christen die Digitalisierung enttarnen.

Charbonnier sprach auf der entwicklungspolitischen Konferenz der evangelischen Kirchen und Werke zum Thema „Die digitale Revolution - Chancen und Risiken für nachhaltige Entwicklung und die Überwindung der Armut“, die am 20. März zu Ende ging.