„Nie wieder Krieg! Nie wieder Nationalismus!“

Bedford-Strohm vor EKD-Synode über Erinnerungskultur und Zukunftsperspektiven von Kirche

Zum Auftakt der Tagung der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hat der Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm für einen europäischen Geist der Versöhnung und eine Wertschätzung kultureller Erinnerungsarbeit geworben.

„Heute vor 100 Jahren war Europa ein Leichenfeld, weil von nationalen Interessen geleitete Kräfte und Regierungen die Völker gegeneinander aufgehetzt hatten, und auch weil die Kirchen unkritisch in den nationalen Begeisterungstaumel eingestimmt und die Waffen für diesen schrecklichen Krieg gesegnet haben“, sagte der Ratsvorsitzende. „Mit guten Gründen haben unsere Mütter und Väter dann nach einem weiteren schrecklichen Krieg die richtigen Schlüsse gezogen: Nie wieder Krieg! Nie wieder Nationalismus!“ Denen, die heute die Errungenschaft der Zusammenarbeit und Freundschaft in Frage stellen wollten, hielt Bedford-Strohm entgegen: „Gerade wir Christen werden dafür einstehen, dass die Lehren aus der Geschichte nicht über Bord geworfen werden und die Versöhnung der Völker das oberste Ziel unseres gesellschaftlichen und staatlichen Handelns bleibt!“

In der modernen Gesellschaft brauche es Institutionen, die das kollektive Gedächtnis nähren und damit Orientierung geben. Der Kirche komme dabei eine zentrale Rolle zu. „Eine Gemeinschaft, zu deren zentralem Selbstverständnis die Erinnerung an das Leiden Jesu Christi gehört, kann gar nicht anders als sensibel für das Leiden der Menschen in Vergangenheit und Gegenwart zu sein. Eine stärkere Triebkraft für eine ausgeprägte Erinnerungskultur ist kaum denkbar.“

Mit Blick auf die in diesen Tagen begangenen Gedenktage sagte Bedford-Strohm: „Opfer der Geschichte sind nicht vergessen, sondern in Gottes Gedächtnis eingeschrieben.“ Angesichts der Auferstehungshoffnung dürfe, in aller Zurückhaltung aber auch von dem Lichtschein gesprochen werden, „der – so dürfen wir hoffen - auch in das Dunkelste der Geschichte hineinzustrahlen vermag.“

In seinem Ratsbericht ging Bedford-Strohm auch auf das Thema „Sexualisierte Gewalt in der Kirche“ ein. Wenn im Rahmen einer Institution, die sich auf Jesus Christus beziehe, Handlungen passieren, die das Leben von Menschen zerstöre, werde mit Füßen getreten, wofür die Kirche stehe: „Einen tieferen Widerspruch kann ich mir kaum vorstellen. Ich bitte alle Menschen, denen solches Leid im Raum der Evangelischen Kirche widerfahren ist, im Namen des Rates der EKD um Vergebung. Wir werden alles tun, was möglich ist, um das, was geschehen ist, konsequent aufzuarbeiten und aus den Fehlern zu lernen, die wir auch als evangelische Kirche im Umgang mit dem Thema „Sexualisierte Gewalt“ gemacht haben“, so der Ratsvorsitzende. Zu den bereits umgesetzten Maßnahmen gehöre auch der fünfköpfige „Beauftragtenrat der EKD Sexualisierte Gewalt in der evangelischen Kirche – Prävention, Intervention, Aufarbeitung und Hilfe“, dessen Sprecherin nunmehr Bischöfin Kirsten Fehrs sei.

Bischöfin Fehrs wird die bisherigen und künftigen Maßnahmen zur Aufarbeitung und Prävention sexualisierter Gewalt am Dienstag vor der Synode vorstellen. Zuvor wird sich die Synode am Sonntagabend und Montag mit ihrem diesjährigen Schwerpunktthema, dem Glauben junger Menschen, befassen. Junge Menschen seien nicht nur die Zukunft der Kirche, sondern vor allem ihre Gegenwart, so Bedford-Strohm: „Schon jetzt bringen sie neue Ideen, ihre je spezifischen Erfahrungen und auch ihre besonderen Kompetenzen ein – etwa bei Fragen der Digitalisierung sind wir auf ihre schlichte Kompetenz auch besonders angewiesen.“

Das Thema Digitalisierung steht bei der Tagung der Synode am Dienstag auf der Tagesordnung. „Wir sollten als Kirchen wegen der ethischen Ambivalenz der digitalen Welten unser Engagement in diesen Welten nicht einschränken, sondern, im Gegenteil, deutlich ausbauen“, so Bedford-Strohm. „Neben der Präsenz in den digitalen Welten wird die andere Antwort wichtig bleiben: Face-to-face zu arbeiten, als glaubwürdige Christenmenschen uns begegnen und mit unserem Leben Zeugnis ablegen“, so Bedford-Strohm.

Der gesamte mündliche Bericht des Ratsvorsitzenden, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, unter www.ekd.de/synode2018-ratsbericht-muendlicher-teil-39850.htm

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Würzburg, 11. November 2018

Pressestelle der EKD
Carsten Splitt

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