Geisendörfer-Preis an Radio- und TV-Produktionen vergeben

Aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen stehen im Zentrum der mit dem evangelischen Medienpreis ausgezeichneten Produktionen

Gruppenbild von der Preisverleihung des Robert Geisendörfer Preises 2017 in München
Die Preisverleihung des Robert Geisendörfer Preises der evangelischen Kirche wurde dieses Jahr in München gefeiert.

München (epd). Sechs Fernseh- und Radiobeiträge, die das Verantwortungsgefühl der Menschen stärken sollen, sind am 10. Oktober in München mit dem kirchlichen Robert Geisendörfer Preis ausgezeichnet worden. Bei der Preisverleihung unterstrich der evangelische Medienbischof Volker Jung als Jury-Vorsitzender die Bedeutung des Qualitätsjournalismus für eine Gesellschaft, in der die öffentlichen Debatten mit einem hohen "Erregungspegel" abliefen. Für Themen wie etwa einem differenzierten Umgang mit dem Islam sei ein Journalismus nötig, der die Dinge zurechtrücke und Bildung und Aufklärung verpflichtet sei, sagte der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau.

Zum offenen Diskurs in einer pluralen Gesellschaft beitragen

Der mit insgesamt 30.000 Euro dotierte Robert Geisendörfer Preis wird jährlich von der evangelischen Kirche vergeben. Ein undotierter Sonderpreis ging an die Produzentin Gabriela Sperl für ihre in der ARD ausgestrahlte Trilogie "Mitten in Deutschland: NSU". In seiner Laudatio beschrieb Christian Schwochow, der Regisseur eines Filmes der Trilogie, die Preisträgerin als einen "leidenschaftlich politisch denkenden Menschen". Die Filme von Gabriela Sperl hätten inhaltliche Visionen und eine Haltung, sagte Schwochow. Ohne Sperls Ideen, Begeisterungsfähigkeit und Durchsetzungskraft wäre die Trilogie über die rechtsextreme Terrorgruppe nicht zustande gekommen und das "Fernsehen um viele wichtige Filme ärmer". Wie Preisträgerin Sperl sagte, sollte Journalismus zu einem offenen Diskurs in einer pluralen Gesellschaft beitragen und Position beziehen.

Die Preise in der Kategorie Fernsehen wurden vergeben für den 3sat-Dokumentarfilm "La buena vida. Das gute Leben", der laut Jury ein "bedrückendes Exempel" für die von Großkonzernen betriebene Zerstörung von Natur und Lebensraum sei. In seiner Dankensrede beklagte der Autor und Regisseur Jens Schanze, dass Dokumentarfilme zu schlechten Sendezeiten spät am Abend liefen und nichts kosten dürften. Durch diese Entwicklung sei das Genre Dokumentarfilm insgesamt gefährdet.

Spannung in jeder Sekunde

Ebenfalls ausgezeichnet wurde der Arte-Film "Endstation Bataclan. Vom Busfahrer zum Attentäter", der die Strecke zeigt, die einer der Todesschützen des Terroranschlags im Pariser Nachtclub Bataclan als Busfahrer regelmäßig abfuhr. In der Kategorie Hörfunk gingen die Preise an das BR-Hörspiel "Schöner neuer Wahn. Eine Verschwörungstheorie Marke Eigenbau", das nach Überzeugung der Jury alles aufzeige, was es zum Verschwörungstheorie-Komplex zu sagen gebe. Einen weiteren Preis bekam das MDR-Hörspiel "Die meisten Afrikaner können nicht schwimmen", das laut Jury in jeder Sekunde für Spannung sorgt.

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Die Kinderfernsehpreise erhielten die BR-Sendung "Der Leben- und Sterben-Check" aus der Reportagereihe "Checker Tobi", weil sie Kinder nach Einschätzung der Jury "auf feinfühlige und berührende Weise" mit dem Thema Sterben konfrontiere. Einen weiteren Preis in dieser Kategorie erhielt die HR-Sendung "Schau in meine Welt! Jons Welt", der es laut Jury gelungen ist, eine emotionale Nähe zu einem autistischen Jungen herzustellen.

Der kirchliche Medienpreis wird seit 1983 im Gedenken an den christlichen Publizisten Robert Geisendörfer (1910-1976) vergeben. Mit dem Medienpreis zeichnet die evangelische Kirche Hörfunk- und Fernsehsendungen aus allen Programmsparten aus, die das persönliche und soziale Verantwortungsbewusstsein stärken und zur gegenseitigen Achtung der Geschlechter beitragen. Die Geschäftsführung des Preises liegt beim Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP) in Frankfurt am Main.